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Bauprobleme zu lösen versteht und auch im Reihenbau bewandert ist. Dennoch findet er beim
Schloß in Preßburg mit dem mächtigen Umfang und den Ecktürmen eine fremdartig wirkende
Baulösung. Die der Burgseitenfront angepaßte Vorderfassade des Palastes, welche an der mäch-
tigen und eigenartigen, planmäßig assymmetrischen Stirnfläche nur wenig Raum einnimmt,
strebt Selbstständigkeit an. In ihren zergliedernden Elementen, den Fenstern, Sturzgesimsen
und den Konsolen des Gesimswerkes, und besonders in den Proportionen leuchten Hillebrandts
niederländische Reiseerlebnisse auf; diese Partie läßt eine von holländischen Palladio-Elementen
abgeseihte barocke Einwirkung empfinden. Hier handelt es sich jedoch nur um eine entferntere
Einwirkung, denn diese besondere Anwendung weicht in ihrer Verwendungsart kaum vom
Fassadensystem des Kammeralarchitekten Johann Baptist Martinelli beim Kammergebäude in
Preßburg ab, auch nicht von dem, was er damit sagen will. In diesem letzteren schuf der
steife Stil der Familie Martinelli ein verspätetes Exempel in der Tradition des 17. Jahrhun-
derts, wozu sich auch in diesem Fall Hillebrandts norddeutscher Einfluß gesellte. Bei allen
seinen Palästen in Preßburg verwendet Hillebrandt in einzelnen Elementen bewegte, im
großen und ganzen jedoch geschlossene, starre Formen, wie am Flügelbau der Medizinischen
Fakultät der Universität Nagyszombat (Tyrnau); ferner - sonst bei ihm ungewohnt - bei einem
anderen, ländlicherem und intimeren Bauwerk, der Primitialsommerresidenz in Preßburg und
auch in der ihr stilverwandten Preßburger Wasserkaserne, so als ob er gewissermaßen den von
der grand art etwas entfernten Ansprüchen hiermit Genüge leisten wollte.
Seine Mitwirkung an der königlichen Burg (vorübergehend Universität) in Buda (Ofen) ist
vorläufig noch nicht ganz geklärt. Hier trat er in das Erbe von Jadot und den örtlichen Mei-
stern ein: erhaltene Grundrisse bzw. Reproduktionen der Kapellen des Hl. Sigismund und der
Hl. Rechte lassen ihn neben Neumann als Hildebrandts Nachfolger erkennen. Bemerkenswert
ist von ihm noch ein späterer Plan für das Pester Deutsche Theater (1792), eine französisch-
klassizistische Neufassung österreichisch-deutscher Formen und abermals eigentümlich durch
die palastartige Fassade, die ebenso für ein Amtsgebäude oder noch eher für ein Adelspalais
bestimmt sein könnte als für ein Theater. Obwohl dieser Entwurf schon zu seiner Zeit überholt
und zur Verwirklichung ungeeignet war, besitzt er wegen seiner klassizisierenden Tendenz
historische Bedeutung; zeigt er doch, daß es Hillebrandt gelang, in der Entwicklung des
späteren Klassizismus bis dahin zu kommen, von wo sein Zeitgenosse Hefele ausging.
Als Hillebrandts Hauptwerk ist die Errichtung der bischöflichen Residenz in Nagyvärad (Groß-
wardein) zu betrachten. Schon zu Beginn seiner Laufbahn um 1750 beschäftigt ihn diese
Bauidee, und bald nach dem Ableben Giovanni Riccas wird die Errichtung einer der zumeist
großangelegten ungarländischen kirchlichen Metropolen aufs neue seine Aufgabe. Während
er bei der Domfassade mit den gedrungenen Türmen und in Einzelgestaltungen die Lehren
Hildebrandts und des Wiener Barocks leicht klassizierend zur Geltung bringt, folgt er im
Palaisbau vornehmlich Balthasar Neumanns künstlerischen Prinzipien. Würzburg findet in
Großwardein den östlichsten Anklang "Das typisch deutsche, linkerseits angebrachte re-
präsentative Treppenhaus, dessen Balustrade, das Vestibül und die Baulösung des großen
Salons, die strahlförmig einmündenden Prunksäle, der breite, bequeme, malerische Lauf
des Palastes, die Rhythmik der Fassade deuten allgemein Neumanns Einfluß an. Hillebrandts
Palastbau erweist die Einwirkung des Baukreises Neumann - Maximilian von Welsch, auch
dürften die Raumordnung der Orangerie in Bruchsal und einzelne Motive Hillebrandt beein-
flußt haben... (Er ist) viel mehr Ingenieur als Künstler" (J. Biro).
Stilverwandt mit der Primitialsommerresidenz in Preßburg und der dortigen Wasserkaserne
ist das Landeshaus in Buda, ein Umbau (bzw. Vergrößerung) des Nonnenklostergebäudes der
Klarissen. Die kühl-trockene, jedoch edle und stimmungsvolle Innenraumgestaltung - be-
sonders in den beiden Sälen der Ständetafel - ist eines von Hillebrandts besten Kunstwerken;
seine sonstigen Arbeiten am Kircheninneren in Nagyvärad (Großwardein), Komärom und
Szdkesfehervär (Stuhlweißenburg, klassizistisch) mit ihren Hochaltären weichen von diesen
Elementen kaum ab.
Bauprobleme zu lösen versteht und auch im Reihenbau bewandert ist. Dennoch findet er beim
Schloß in Preßburg mit dem mächtigen Umfang und den Ecktürmen eine fremdartig wirkende
Baulösung. Die der Burgseitenfront angepaßte Vorderfassade des Palastes, welche an der mäch-
tigen und eigenartigen, planmäßig assymmetrischen Stirnfläche nur wenig Raum einnimmt,
strebt Selbstständigkeit an. In ihren zergliedernden Elementen, den Fenstern, Sturzgesimsen
und den Konsolen des Gesimswerkes, und besonders in den Proportionen leuchten Hillebrandts
niederländische Reiseerlebnisse auf; diese Partie läßt eine von holländischen Palladio-Elementen
abgeseihte barocke Einwirkung empfinden. Hier handelt es sich jedoch nur um eine entferntere
Einwirkung, denn diese besondere Anwendung weicht in ihrer Verwendungsart kaum vom
Fassadensystem des Kammeralarchitekten Johann Baptist Martinelli beim Kammergebäude in
Preßburg ab, auch nicht von dem, was er damit sagen will. In diesem letzteren schuf der
steife Stil der Familie Martinelli ein verspätetes Exempel in der Tradition des 17. Jahrhun-
derts, wozu sich auch in diesem Fall Hillebrandts norddeutscher Einfluß gesellte. Bei allen
seinen Palästen in Preßburg verwendet Hillebrandt in einzelnen Elementen bewegte, im
großen und ganzen jedoch geschlossene, starre Formen, wie am Flügelbau der Medizinischen
Fakultät der Universität Nagyszombat (Tyrnau); ferner - sonst bei ihm ungewohnt - bei einem
anderen, ländlicherem und intimeren Bauwerk, der Primitialsommerresidenz in Preßburg und
auch in der ihr stilverwandten Preßburger Wasserkaserne, so als ob er gewissermaßen den von
der grand art etwas entfernten Ansprüchen hiermit Genüge leisten wollte.
Seine Mitwirkung an der königlichen Burg (vorübergehend Universität) in Buda (Ofen) ist
vorläufig noch nicht ganz geklärt. Hier trat er in das Erbe von Jadot und den örtlichen Mei-
stern ein: erhaltene Grundrisse bzw. Reproduktionen der Kapellen des Hl. Sigismund und der
Hl. Rechte lassen ihn neben Neumann als Hildebrandts Nachfolger erkennen. Bemerkenswert
ist von ihm noch ein späterer Plan für das Pester Deutsche Theater (1792), eine französisch-
klassizistische Neufassung österreichisch-deutscher Formen und abermals eigentümlich durch
die palastartige Fassade, die ebenso für ein Amtsgebäude oder noch eher für ein Adelspalais
bestimmt sein könnte als für ein Theater. Obwohl dieser Entwurf schon zu seiner Zeit überholt
und zur Verwirklichung ungeeignet war, besitzt er wegen seiner klassizisierenden Tendenz
historische Bedeutung; zeigt er doch, daß es Hillebrandt gelang, in der Entwicklung des
späteren Klassizismus bis dahin zu kommen, von wo sein Zeitgenosse Hefele ausging.
Als Hillebrandts Hauptwerk ist die Errichtung der bischöflichen Residenz in Nagyvärad (Groß-
wardein) zu betrachten. Schon zu Beginn seiner Laufbahn um 1750 beschäftigt ihn diese
Bauidee, und bald nach dem Ableben Giovanni Riccas wird die Errichtung einer der zumeist
großangelegten ungarländischen kirchlichen Metropolen aufs neue seine Aufgabe. Während
er bei der Domfassade mit den gedrungenen Türmen und in Einzelgestaltungen die Lehren
Hildebrandts und des Wiener Barocks leicht klassizierend zur Geltung bringt, folgt er im
Palaisbau vornehmlich Balthasar Neumanns künstlerischen Prinzipien. Würzburg findet in
Großwardein den östlichsten Anklang "Das typisch deutsche, linkerseits angebrachte re-
präsentative Treppenhaus, dessen Balustrade, das Vestibül und die Baulösung des großen
Salons, die strahlförmig einmündenden Prunksäle, der breite, bequeme, malerische Lauf
des Palastes, die Rhythmik der Fassade deuten allgemein Neumanns Einfluß an. Hillebrandts
Palastbau erweist die Einwirkung des Baukreises Neumann - Maximilian von Welsch, auch
dürften die Raumordnung der Orangerie in Bruchsal und einzelne Motive Hillebrandt beein-
flußt haben... (Er ist) viel mehr Ingenieur als Künstler" (J. Biro).
Stilverwandt mit der Primitialsommerresidenz in Preßburg und der dortigen Wasserkaserne
ist das Landeshaus in Buda, ein Umbau (bzw. Vergrößerung) des Nonnenklostergebäudes der
Klarissen. Die kühl-trockene, jedoch edle und stimmungsvolle Innenraumgestaltung - be-
sonders in den beiden Sälen der Ständetafel - ist eines von Hillebrandts besten Kunstwerken;
seine sonstigen Arbeiten am Kircheninneren in Nagyvärad (Großwardein), Komärom und
Szdkesfehervär (Stuhlweißenburg, klassizistisch) mit ihren Hochaltären weichen von diesen
Elementen kaum ab.