Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/monatshefte_kunstwissenschaft1911/0086

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
dieser Bemerkung der Gedanke an die Hypothese von der flämischen Abstammung
des Künstlers ein ganz klein wenig beigetragen. Aber die Rubenssche Heiterkeit
des Klerikers, die Volkstümlichkeit und Unbefangenheit seiner Kunst braucht man
durchaus nicht als ein nordisches Erbstück anzusehen. Im Gegenteil. Diese Eigen-
schaften sind ja gerade typisch für die Meister der Sevillaner Schule. Des weiteren
stellt Justi fest, daß Ruelas zuerst Naturalismus und Mystik miteinander vereinigt
hat. Darin gemahnt er an den etwas älteren Greco und vor allem an Ribera, mit
dem er — wir haben bereits mehrfach darauf verwiesen — mehr als in einer Be-
ziehung verwandt ist. Freilich ist ein gehöriger Temperamentsunterschied zwischen
den beiden zu konstatieren, der aber, wie wir sahen, zum guten Teil in dem ver-
schiedenartigen Charakter der Sevillaner und Valencianer Schule überhaupt be-
gründet ist. Die Wahrung einer hohen Würde ist bei Ruelas oberstes Prinzip.
Innerhalb der Sevillaner Schule selbst ist es kaum einem einzigen Künstler sonst
gelungen, in gleicher Weise Monumentalität der Gestaltung, Leidenschaftlichkeit
der Empfindung, Würde des Ausdrucks, sorgfältigste Komposition und hohe male-
rische Qualitäten, vor allem eine derartig vollendete Beherrschung des Helldunkels
miteinander zu verbinden. So ist es auch nicht verwunderlich, daß Ruelas der ideale
Lehrer der drei berühmtesten Sevillaner Maler Velazquez, Murillo und Zurbaran,
der Vater der ruhmreichen Sevillaner Malerschule Sevillas im XVII. Jahrhundert
geworden ist.

72
 
Annotationen