geschrieben ist. Der zweite Teil, dessen Schenkungseintrag von 1339 für die
Datierung wenig in Betracht kommt, wäre aus stilistischen Gründen noch vor dem
ersten entstanden zu denken, so daß wir als Datum seiner Entstehung etwa auf
die Jahre 1280—85 kämen1).
Auf Grund ikonographischen Beweismaterials soll im folgenden versucht werden
zu zeigen: 1. daß auch im Arundel Psalter (II) französischer Einfluß — wenigstens
ikonographisch — zu erkennen ist, und 2. daß die Datierung mehr dem Jahre 1300
zu nähern ist.
Den Ausgangspunkt bildet die auf f. 128 (Arundel 83 II) befindliche Darstellung
der drei lebenden und der drei toten Könige (vgl. Abb. 1). In einem durch
mehrere Parallellinien eingerahmten Rechteck, das durch eine Vertikallinie in zwei
Teile zerlegt ist, stehen die Gestalten. Links auf einem kurz angedeuteten Rasen
die drei Lebenden, durch Kronen und Gewänder als Könige2) charakterisiert. Der
Hintergrund bei den Skeletten zeigt ein symbolisches Ornament stilisierter Mohnblumen.
Sie stehen mit den Spitzen der Zehen auf der umrahmenden Linie. Über dem
Rechteck stehen die Worte für die Lebenden: Ich am afert. Lo whet ich se. me
pinkep hit bep develes pre, für die Toten: Ich wes wel fair. Such scheltou be.
For godes love be wer by me. Unterhalb der Miniatur steht eine Fassung der
Legende: De vivis regibus De mortuis regibus. Es ist eine abgekürzte französische
Version eines anonymen Verfassers, die uns in verschiedenen französischen Hand-
schriften des XIII. und XIV. Jahrhunderts überliefert ist3).
Die Miniatur stimmt nun auffallend in mehreren Motiven überein mit der fran-
zösischen der Hs. 3142. f. 311 der Arsenalbibliothek in Paris4). Betrachten wir
die Übereinstimmungen genauer (vgl. Abb. 2). Der zu äußerst stehende König
(dem in Arundel 83 II ganz unmotiviert ein Szepter zugesteckt ist) faltet die Hände
in der gleichen Weise wie die dort entsprechende Figur. Er steht abseits von
seinen beiden Genossen. Diese fassen sich in beiden Miniaturen gleichermaßen bei
der Hand. Der dritte hält auf der linken Hand einen Falken. Die Haltung und
Wendung der Figuren wird nur — entsprechend dem Stilcharakter von Arundel 83 II —
liche und ungemein billige Ausgabe ist soeben in neuer Auflage erschienen, nachdem die alte in
kurzer Zeit völlig vergriffen war. Sie ist geradezu vorbildlich für derartige Publikationen.)
Andere Abbildungen des Arundel-Psalters bei Thompson, Illum. mss. pl. 17; Palaeographical society I. 99/100
und Vitzthum in der Festschrift für Schmarsow. Leipzig 1907, p. 69.
(1) V. gibt kein bestimmtes Datum an, und sagt p. 73 nur: In Cotton Claudius DII, vor 1300 ent-
standen, zeigt sich der Stil des Arundelpsalters I. „War nun damals das Atelier von Arundel 83 I
schon tätig, so kann der zweite Teil noch früher entstanden sein."
(2) Bei den Emblemen der Kronen und des Szepters mag man an die bourbonische „fleur de lys“
denken.
(3) Ich komme auf die ganze literarische Verbreitung der Legende demnächst in meinem Buche aus-
führlich zu sprechen. Die erwähnte Fassung beginnt mit den Worten:
Compainz vois tu ce que je voi
Von weiteren Hss nenne ich: Paris, Bibl. nat. fr. 378, f. 7V; fr. 24432, f. 13; fr. 957 f. 132; London,
Brit. Mus. Egerton 945, f. 12; Cambridge, Magdalene College. Coll. Pepys 1938; Catalogue Didot
1882, Nr. 3 (Psautier de la Reine Bonne).
(4) Male, L'art religieux ä la fin du moyen äge 1908, Abb. 185; Gazette des beaux arts 1909, p. 135;
Künstle (die Legende der drei Lebenden und der drei Toten 1908) kennt die Miniatur nicht, obwohl
er sie mit ihrer alten Signatur (175), allerdings falsch, angibt. — Henry Martin, Les miniaturistes
francais. Paris 1906, p. 118 sieht in der leicht lavierten Federzeichnung die Arbeit eines höher be-
gabten leitenden Künstlers. „Celui qui l'executa etait evidemment capable de guider d'autres artistes
et de leur fournir des esquisses." Vitzthum widerspricht dem (Rep. f. Kw. XXX, p. 92),
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Datierung wenig in Betracht kommt, wäre aus stilistischen Gründen noch vor dem
ersten entstanden zu denken, so daß wir als Datum seiner Entstehung etwa auf
die Jahre 1280—85 kämen1).
Auf Grund ikonographischen Beweismaterials soll im folgenden versucht werden
zu zeigen: 1. daß auch im Arundel Psalter (II) französischer Einfluß — wenigstens
ikonographisch — zu erkennen ist, und 2. daß die Datierung mehr dem Jahre 1300
zu nähern ist.
Den Ausgangspunkt bildet die auf f. 128 (Arundel 83 II) befindliche Darstellung
der drei lebenden und der drei toten Könige (vgl. Abb. 1). In einem durch
mehrere Parallellinien eingerahmten Rechteck, das durch eine Vertikallinie in zwei
Teile zerlegt ist, stehen die Gestalten. Links auf einem kurz angedeuteten Rasen
die drei Lebenden, durch Kronen und Gewänder als Könige2) charakterisiert. Der
Hintergrund bei den Skeletten zeigt ein symbolisches Ornament stilisierter Mohnblumen.
Sie stehen mit den Spitzen der Zehen auf der umrahmenden Linie. Über dem
Rechteck stehen die Worte für die Lebenden: Ich am afert. Lo whet ich se. me
pinkep hit bep develes pre, für die Toten: Ich wes wel fair. Such scheltou be.
For godes love be wer by me. Unterhalb der Miniatur steht eine Fassung der
Legende: De vivis regibus De mortuis regibus. Es ist eine abgekürzte französische
Version eines anonymen Verfassers, die uns in verschiedenen französischen Hand-
schriften des XIII. und XIV. Jahrhunderts überliefert ist3).
Die Miniatur stimmt nun auffallend in mehreren Motiven überein mit der fran-
zösischen der Hs. 3142. f. 311 der Arsenalbibliothek in Paris4). Betrachten wir
die Übereinstimmungen genauer (vgl. Abb. 2). Der zu äußerst stehende König
(dem in Arundel 83 II ganz unmotiviert ein Szepter zugesteckt ist) faltet die Hände
in der gleichen Weise wie die dort entsprechende Figur. Er steht abseits von
seinen beiden Genossen. Diese fassen sich in beiden Miniaturen gleichermaßen bei
der Hand. Der dritte hält auf der linken Hand einen Falken. Die Haltung und
Wendung der Figuren wird nur — entsprechend dem Stilcharakter von Arundel 83 II —
liche und ungemein billige Ausgabe ist soeben in neuer Auflage erschienen, nachdem die alte in
kurzer Zeit völlig vergriffen war. Sie ist geradezu vorbildlich für derartige Publikationen.)
Andere Abbildungen des Arundel-Psalters bei Thompson, Illum. mss. pl. 17; Palaeographical society I. 99/100
und Vitzthum in der Festschrift für Schmarsow. Leipzig 1907, p. 69.
(1) V. gibt kein bestimmtes Datum an, und sagt p. 73 nur: In Cotton Claudius DII, vor 1300 ent-
standen, zeigt sich der Stil des Arundelpsalters I. „War nun damals das Atelier von Arundel 83 I
schon tätig, so kann der zweite Teil noch früher entstanden sein."
(2) Bei den Emblemen der Kronen und des Szepters mag man an die bourbonische „fleur de lys“
denken.
(3) Ich komme auf die ganze literarische Verbreitung der Legende demnächst in meinem Buche aus-
führlich zu sprechen. Die erwähnte Fassung beginnt mit den Worten:
Compainz vois tu ce que je voi
Von weiteren Hss nenne ich: Paris, Bibl. nat. fr. 378, f. 7V; fr. 24432, f. 13; fr. 957 f. 132; London,
Brit. Mus. Egerton 945, f. 12; Cambridge, Magdalene College. Coll. Pepys 1938; Catalogue Didot
1882, Nr. 3 (Psautier de la Reine Bonne).
(4) Male, L'art religieux ä la fin du moyen äge 1908, Abb. 185; Gazette des beaux arts 1909, p. 135;
Künstle (die Legende der drei Lebenden und der drei Toten 1908) kennt die Miniatur nicht, obwohl
er sie mit ihrer alten Signatur (175), allerdings falsch, angibt. — Henry Martin, Les miniaturistes
francais. Paris 1906, p. 118 sieht in der leicht lavierten Federzeichnung die Arbeit eines höher be-
gabten leitenden Künstlers. „Celui qui l'executa etait evidemment capable de guider d'autres artistes
et de leur fournir des esquisses." Vitzthum widerspricht dem (Rep. f. Kw. XXX, p. 92),
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