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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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(Hain *5834) hat den Titel: „Petrus de crescentiis zu teutsch mit figuren".
Am Schluß des 12. Buches steht: Hie endet sich Petrus der (!) cres- | cenciis zü
dutsche. Gedruckt vh | volendet noch der gebürt Cristi. | Mccccxciiii. Des dinstags
noch I sant Michels rag (!).
Eine Angabe des Druckortes und Druckers fehlt. Hain setzt den Druck nach
Straßburg, wofür so gut wie nichts spricht. Es ist kein Zweifel, daß diese Ausgabe
aus derselben Druckerei hervorgegangen ist, wie die 2. Auflage des Drachschen
Heilsspiegels. Die Textschrift ist ganz dieselbe, wie bei dieser, man wird also
mit gutem Rechte den Druck für Peter Drach in Anspruch nehmen dürfen. Außer-
dem ist noch eine sehr große (Schwabacher) Type verwendet für den Titel, die
Bezeichnung der Bücher am Kopfe der Blätter, die erste Zeile von jedem Buch
und die Überschriften der Bücher im Register.
Die Holzschnitte rühren von mehreren sehr verschiedenartig begabten Zeichnern
her und sind meist nur mittelmäßig geschnitten. Und da der Gegenstand (sie sind
ja Illustrationen eines Lehrbuchs) auch nicht gerade anziehend ist, so wirken sie
bei ihrer Menge im ganzen schließlich langweilig. Von den mehreren hundert
Holzschnitten gehören aber ein Dutzend ganz sicher dem Hausbuchmeister
an. Die Zahl läßt sich wohl noch bedeutend vergrößern, wenn man sich die Mühe
nehmen will (ich tue es noch, so bald ich Zeit dazu finde), zwischen diesen meist
recht unpersönlichen Gebilden, wie es Abbildungen von Kräutern und Bäumen im
XV. Jahrhundert noch sind, eine strenge Scheidung vorzunehmen. Aber auch, wenn
es nur bei dem einen Dutzend bliebe, müßte uns das Buch wertvoll bleiben, eben
weil der Hausbuchmeister an seinem Schmuck mit gearbeitet hat.
Noch weitere Holzschnitte von ihm in Speierer Drucken zu finden, ist mir nicht
gelungen. Ich überlasse es dem Zufall.
In Mainzer Drucken findet sich nichts, was auf eine Tätigkeit unseres Künstlers
für dortige Verleger hinwiese. Ich widerrufe hiermit alles, was ich darüber vor
14 Jahren in meinem Aufsatz über den Meister des Hausbuches als Maler (Zeitschr.
f. bild. Kunst, N. F. VIII, 72) geäußert habe. Ich glaube den Mainzer Holzschnitt
des XV. Jahrhunderts jetzt recht gut zu kennen und bestreite auf Grund meiner
Vertrautheit mit den Holzschnitten des Speirer Heilsspiegels und mit anderen
Arbeiten des Meisters auf das entschiedenste, daß die Mainzer Bücherillustration
„deutliche Anklänge" an die Art des Meisters zeige und daß dies „ganz auffallend"
bei den Holzschnitten von Bothos „Cronecken der sassen" (1492) sei. Ja ich ver-
mag sogar nicht einmal mehr einen auch noch so geringen Einfluß von ihm in
diesen Holzschnitten zu erkennen und fordere die jüngeren und jüngsten Fach-
genossen, die nicht aufhören, von diesem Einfluß zu sprechen, auf, greifbare Be-
weise dafür zu bringen.
In Mainz kann also unser Künstler nicht gelebt haben, denn sonst hätte man
es dort nicht unterlassen, diese hervorragende Kraft als Zeichner für den Buch-
schmuck zu beschäftigen.
Aber auch Frankfurt, an das ich früher neben Mainz gedacht hatte, kommt
als Wohnort für ihn nicht mehr in Betracht, freilich aus einem ganz andern Grunde
als Mainz. In Frankfurt haben wir aller Wahrscheinlichkeit nach den Stecher
b% g zu suchen, einen Goldschmied, dessen Tätigkeit aufs engste mit der des
Hausbuchmeisters verknüpft ist, aber seltsamerweise so, daß die Anwesenheit des

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