zusammen, heirateten fast gleichzeitig und Palamedes Palamedesz wurde Pate des
ältesten Sohnes seines Bruders.
Nach den Schilderungen, die uns über Leben und Art des jüngeren Palamedesz
erhalten sind, ist das Porträt außerordentlich treffend in der Charakteristik. Nach
der Darstellung Houbrakens, der diese Notiz aus Bleyswijcks Beschryvunge der
stad Delft (1667) — wahrscheinlich einem persönlichen Bekannten des Antonius
Palamedesz — übernimmt, war Palamedes P. von glühendem Ehrgeiz und außer-
ordentlicher Energie erfüllt. Er soll sich ganz ohne Lehrer ausgebildet haben, und
Houbraken sagte von ihm, „daß er solches Verlangen und solche Sucht gehabt
habe, sich weiter auszubilden, daß er stets das Wort im Munde geführt habe:
,wenn ich nur einmal anfangen werde'." Eigenartig berührt der Hymnus, den
Cornelius de Bie in seinem Werke „Het Gulden Cabinet van edele vriye Schilder-
const" (Anvers 1661) auf Palamedes Palamedesz, der bekanntlich fast nur Reiter-
schlachten gemalt hat, anstimmt. Er wird dort als Sohn des Kriegsgottes ange-
redet, genährt von Mars, von der grausamen Bellona und den Furien. Diese
Apostrophierung bekommt einen Anflug von Komik, wenn man das Bild des krüppel-
haften Zwerges sieht, den man sich schwer als Kriegsgottähnlichen Held im Ge-
tümmel einer Reiterschlacht vorstellen kann. Jedenfalls scheint er, wie die Bilder
seiner Hand und die alten Schilderungen seines Charakters zeigen eine starke Vor-
liebe für kriegerisches Draufgängertum gehabt zu haben, das sich in seinem ganzen
Wesen ausgedrückt haben muß. Sein Bruder erfaßte jedenfalls sehr glücklich
diesen Hauptzug seines Charakters, indem er ihn gestiefelt und gespornt, Haltung
und Antlitz voll kecker Tatkraft abkonterfeite.
Nun ist das Porträt des Palamedes nicht bloß merkwürdig durch die Person
des Dargestellten, sondern gibt auch Aufschluß über den künstlerischen Entwick-
lungsgang des Malers, dessen künstlerische Persönlichkeit noch ziemlich im Dunkeln
ruhte. Über die Lehrer dieses Malers weiß man aus Nachrichten nichts, Bode1)
glaubt an Einflüsse des Franz Hals, während andere Forscher2) Abhängikeiten von
Mierevelt oder Pot erkennen wollen. Im Berliner Kaiser Friedrich-Museum befin-
det sich nun auch das Porträt eines Mädchens (siehe Abb.), das deutlich die Art
der genannten Vorgänger des Palamedesz aufweist. Es zeigt die schlichte Sach-
lichkeit, die saubere Kleinbürgerlichkeit der holländischen Porträtisten um die Wende
des XVI. Jahrh. Das Bild trägt den kühlen klaren gelbgrauen Ton und den festen
Vortrag der Frühwerke des Palamedesz, mag also Ende der zwanziger Jahre des
XVII. Jahrh. entstanden sein, worauf auch die Tracht hindeutet. Nicht lange dar-
nach muß nun Antonius Palamedesz das Bild des Bruders gemalt haben. Dieser
starb 1638, ca. 3i jährig. Anfang der dreißiger Jahre mag das Porträt entstanden
sei, das ihn im Alter von ungefähr 25 Jahren darstellt.
Das Münchener Bild des Palamedesz zeigt nun einen auffallenden Stilwandel
im Verhältnis zu dem erwähnten Berliner Porträt. Nicht mehr eine ruhige Gegen-
ständlichkeit, nicht mehr ein Bewußtsein, das in sich selbst Genüge findet, auch
nicht die impulsive Frische eines Franz Hals, der den temperamentvollen Augen-
blick erfaßt, sondern die gewollte Pose ist in die Kunst des Malers eingedrungen.
Die Dargestellten markieren die Persönlichkeit dem Beschauer gegenüber. Man
braucht nicht weit zu suchen, wem Palamedesz diese Stiländerung verdankt. Das
Porträt des Bruders hat er ganz in der Art des van Dyck gemalt. Die Haltung
(1) Bode, Studien zu Geschichte der holländischen Malerei 1883.
(2) Woltmann-Wörmann, Geschichte der Malerei, Band III, Wurzbach, Niederländisches Künstlerlexikon.
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ältesten Sohnes seines Bruders.
Nach den Schilderungen, die uns über Leben und Art des jüngeren Palamedesz
erhalten sind, ist das Porträt außerordentlich treffend in der Charakteristik. Nach
der Darstellung Houbrakens, der diese Notiz aus Bleyswijcks Beschryvunge der
stad Delft (1667) — wahrscheinlich einem persönlichen Bekannten des Antonius
Palamedesz — übernimmt, war Palamedes P. von glühendem Ehrgeiz und außer-
ordentlicher Energie erfüllt. Er soll sich ganz ohne Lehrer ausgebildet haben, und
Houbraken sagte von ihm, „daß er solches Verlangen und solche Sucht gehabt
habe, sich weiter auszubilden, daß er stets das Wort im Munde geführt habe:
,wenn ich nur einmal anfangen werde'." Eigenartig berührt der Hymnus, den
Cornelius de Bie in seinem Werke „Het Gulden Cabinet van edele vriye Schilder-
const" (Anvers 1661) auf Palamedes Palamedesz, der bekanntlich fast nur Reiter-
schlachten gemalt hat, anstimmt. Er wird dort als Sohn des Kriegsgottes ange-
redet, genährt von Mars, von der grausamen Bellona und den Furien. Diese
Apostrophierung bekommt einen Anflug von Komik, wenn man das Bild des krüppel-
haften Zwerges sieht, den man sich schwer als Kriegsgottähnlichen Held im Ge-
tümmel einer Reiterschlacht vorstellen kann. Jedenfalls scheint er, wie die Bilder
seiner Hand und die alten Schilderungen seines Charakters zeigen eine starke Vor-
liebe für kriegerisches Draufgängertum gehabt zu haben, das sich in seinem ganzen
Wesen ausgedrückt haben muß. Sein Bruder erfaßte jedenfalls sehr glücklich
diesen Hauptzug seines Charakters, indem er ihn gestiefelt und gespornt, Haltung
und Antlitz voll kecker Tatkraft abkonterfeite.
Nun ist das Porträt des Palamedes nicht bloß merkwürdig durch die Person
des Dargestellten, sondern gibt auch Aufschluß über den künstlerischen Entwick-
lungsgang des Malers, dessen künstlerische Persönlichkeit noch ziemlich im Dunkeln
ruhte. Über die Lehrer dieses Malers weiß man aus Nachrichten nichts, Bode1)
glaubt an Einflüsse des Franz Hals, während andere Forscher2) Abhängikeiten von
Mierevelt oder Pot erkennen wollen. Im Berliner Kaiser Friedrich-Museum befin-
det sich nun auch das Porträt eines Mädchens (siehe Abb.), das deutlich die Art
der genannten Vorgänger des Palamedesz aufweist. Es zeigt die schlichte Sach-
lichkeit, die saubere Kleinbürgerlichkeit der holländischen Porträtisten um die Wende
des XVI. Jahrh. Das Bild trägt den kühlen klaren gelbgrauen Ton und den festen
Vortrag der Frühwerke des Palamedesz, mag also Ende der zwanziger Jahre des
XVII. Jahrh. entstanden sein, worauf auch die Tracht hindeutet. Nicht lange dar-
nach muß nun Antonius Palamedesz das Bild des Bruders gemalt haben. Dieser
starb 1638, ca. 3i jährig. Anfang der dreißiger Jahre mag das Porträt entstanden
sei, das ihn im Alter von ungefähr 25 Jahren darstellt.
Das Münchener Bild des Palamedesz zeigt nun einen auffallenden Stilwandel
im Verhältnis zu dem erwähnten Berliner Porträt. Nicht mehr eine ruhige Gegen-
ständlichkeit, nicht mehr ein Bewußtsein, das in sich selbst Genüge findet, auch
nicht die impulsive Frische eines Franz Hals, der den temperamentvollen Augen-
blick erfaßt, sondern die gewollte Pose ist in die Kunst des Malers eingedrungen.
Die Dargestellten markieren die Persönlichkeit dem Beschauer gegenüber. Man
braucht nicht weit zu suchen, wem Palamedesz diese Stiländerung verdankt. Das
Porträt des Bruders hat er ganz in der Art des van Dyck gemalt. Die Haltung
(1) Bode, Studien zu Geschichte der holländischen Malerei 1883.
(2) Woltmann-Wörmann, Geschichte der Malerei, Band III, Wurzbach, Niederländisches Künstlerlexikon.
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