des XII. Jahrhunderts zugeschrieben werden. Zu gleicher Zeit etwa wurden nach-
träglich die Rippengewölbe der Kirche gebaut, ohne Scheidbogen, in zwei wohl zu
unterscheidenden Bauperioden. Man wölbte zunächst den Chor, das Querhaus und
das letzte Joch des Schiffes, darauf die anderen Joche des Hauptschiffes." Hier ist
nicht ganz klar unterschieden worden, ob man die älteren Wölbungen vor oder
nach den jüngeren Teilen des Schiffes ansetzen muß, es scheint aber, als neige
der Autor sich mehr der letzteren Annahme zu, daß nämlich die älteren Gewölbe
ausgeführt seien, nachdem bereits die jüngeren Unterbauten des Schiffes fertig
dastanden.
Man gewinnt aus der erwähnten Schrift auch die Meinung, daß die Vierungsbogen
gleichzeitig mit dem älteren Teil des Unterbaues errichtet seien1). Hier besonders
müssen nun unsere Untersuchungen einsetzen, denn, wie man bald erkennen wird,
liegt hier der Schlüssel zur Lösung der Frage.
Gehören nämlich die Bogen der Vierung nicht der ältesten Bauperiode an, sondern
sind sie gleichzeitig mit den Gewölben, so ist sofort klar, daß dann die heutigen
Gewölbe überhaupt die erste solide, dauernde Bedachung der Chorpartien darstellen,
denn es ist beinahe unmöglich ohne Vierungsbogen eine auch nur einigermaßen
haltbare Flachdecke herzustellen. Sie können dann nur ganz kurze Zeit nach Voll-
endung der ältesten Bauteile in nachträglicher Änderung des Planes ausgeführt sein
und sind älter als der jüngere Unterbau des Schiffes. Es würden sich dann diese
Gewölbe nicht allzuschwer datieren lassen.
Zunächst die Form der Vierungsbogen! Ein gewöhnlicher Vierungsbogen pflegt
im Halbkreis konstruiert zu sein, und kein Architekt wird etwas anderes machen,
wenn er keine Gründe dafür hat. Man kann sich nun leicht überzeugen (siehe
Abb. I und 3), daß unsere Vierungsbogen nicht unbeträchtlich gestelzt sind: Es
handelt sich um 3—4 Steinlagen. Um es gleich zu sagen: Es entspricht ihre
Kurve genau den Gurtbogen der die Vierung begrenzenden Wölbungen von Chor,
Querhäusern und Schiff. (Siehe Abbildung 2, 3 und 4.) In diesen Wölbungen sind
die Rippen reine Halbkreise — auf die Konstruktion der Wölbungen komme ich
später noch zurück — wollte man nun für alle Bogen gleiche Scheitelhöhe er-
reichen, so war man gezwungen, die Gurtbogen zu stelzen. Das ist tatsächlich an
den genannten Gurtbogen der Fall (Abb. 2) und genau so an den Vierungsbogen;
ihre eigenartige Form kann also nicht anders erklärt werden als im Zusammen-
hang mit diesen Wölbungen entstanden.
Man sehe sich weiter an (Abb. 3), wie diese Vierungsbogen im Verhältnis zu
den Pfeilern der Vierung konstruiert sind, insbesondere achte man auf die Art ihres
Absetzens von den Deckplatten. Sie sind so aufgesetzt, daß sie nur zum Teil den
vorhandenen Raum ausfüllen; man hat möglichstviel Platz auf den Deckplatten zu
erübrigen gesucht, um später genügend Raum für die Rippen der Vierung zu finden.
Endlich bieten uns noch die Profile die interessantesten Aufschlüsse. Die
Vierungsbogen zeigen ihrer großen Stärke entsprechend ein zusammengesetztes Profil,
dessen Element aber eine Platte mit Rundstab darstellt (Abb. 3). Es ist genau
das gleiche wie in den Gurtbogen des Schiffes und Chores. Ja, noch mehr! Es
finden sich so besondere Eigentümlichkeiten, daß nur ein und dieselbe Schablone
zugrunde gelegen haben kann. Es sind nämlich die Kanten der Platte hier wie
dort beiderseits abgeschrägt. Bedenkt man, wie in den Profilen im Mittelalter nie
(1) „Encadre par quatre arcs en plein cintre, dont les trois boudins sont loges dans les ressauts, le
carre du transept fut voüte apres coup d'ogives ä tore unique", p. 244.
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träglich die Rippengewölbe der Kirche gebaut, ohne Scheidbogen, in zwei wohl zu
unterscheidenden Bauperioden. Man wölbte zunächst den Chor, das Querhaus und
das letzte Joch des Schiffes, darauf die anderen Joche des Hauptschiffes." Hier ist
nicht ganz klar unterschieden worden, ob man die älteren Wölbungen vor oder
nach den jüngeren Teilen des Schiffes ansetzen muß, es scheint aber, als neige
der Autor sich mehr der letzteren Annahme zu, daß nämlich die älteren Gewölbe
ausgeführt seien, nachdem bereits die jüngeren Unterbauten des Schiffes fertig
dastanden.
Man gewinnt aus der erwähnten Schrift auch die Meinung, daß die Vierungsbogen
gleichzeitig mit dem älteren Teil des Unterbaues errichtet seien1). Hier besonders
müssen nun unsere Untersuchungen einsetzen, denn, wie man bald erkennen wird,
liegt hier der Schlüssel zur Lösung der Frage.
Gehören nämlich die Bogen der Vierung nicht der ältesten Bauperiode an, sondern
sind sie gleichzeitig mit den Gewölben, so ist sofort klar, daß dann die heutigen
Gewölbe überhaupt die erste solide, dauernde Bedachung der Chorpartien darstellen,
denn es ist beinahe unmöglich ohne Vierungsbogen eine auch nur einigermaßen
haltbare Flachdecke herzustellen. Sie können dann nur ganz kurze Zeit nach Voll-
endung der ältesten Bauteile in nachträglicher Änderung des Planes ausgeführt sein
und sind älter als der jüngere Unterbau des Schiffes. Es würden sich dann diese
Gewölbe nicht allzuschwer datieren lassen.
Zunächst die Form der Vierungsbogen! Ein gewöhnlicher Vierungsbogen pflegt
im Halbkreis konstruiert zu sein, und kein Architekt wird etwas anderes machen,
wenn er keine Gründe dafür hat. Man kann sich nun leicht überzeugen (siehe
Abb. I und 3), daß unsere Vierungsbogen nicht unbeträchtlich gestelzt sind: Es
handelt sich um 3—4 Steinlagen. Um es gleich zu sagen: Es entspricht ihre
Kurve genau den Gurtbogen der die Vierung begrenzenden Wölbungen von Chor,
Querhäusern und Schiff. (Siehe Abbildung 2, 3 und 4.) In diesen Wölbungen sind
die Rippen reine Halbkreise — auf die Konstruktion der Wölbungen komme ich
später noch zurück — wollte man nun für alle Bogen gleiche Scheitelhöhe er-
reichen, so war man gezwungen, die Gurtbogen zu stelzen. Das ist tatsächlich an
den genannten Gurtbogen der Fall (Abb. 2) und genau so an den Vierungsbogen;
ihre eigenartige Form kann also nicht anders erklärt werden als im Zusammen-
hang mit diesen Wölbungen entstanden.
Man sehe sich weiter an (Abb. 3), wie diese Vierungsbogen im Verhältnis zu
den Pfeilern der Vierung konstruiert sind, insbesondere achte man auf die Art ihres
Absetzens von den Deckplatten. Sie sind so aufgesetzt, daß sie nur zum Teil den
vorhandenen Raum ausfüllen; man hat möglichstviel Platz auf den Deckplatten zu
erübrigen gesucht, um später genügend Raum für die Rippen der Vierung zu finden.
Endlich bieten uns noch die Profile die interessantesten Aufschlüsse. Die
Vierungsbogen zeigen ihrer großen Stärke entsprechend ein zusammengesetztes Profil,
dessen Element aber eine Platte mit Rundstab darstellt (Abb. 3). Es ist genau
das gleiche wie in den Gurtbogen des Schiffes und Chores. Ja, noch mehr! Es
finden sich so besondere Eigentümlichkeiten, daß nur ein und dieselbe Schablone
zugrunde gelegen haben kann. Es sind nämlich die Kanten der Platte hier wie
dort beiderseits abgeschrägt. Bedenkt man, wie in den Profilen im Mittelalter nie
(1) „Encadre par quatre arcs en plein cintre, dont les trois boudins sont loges dans les ressauts, le
carre du transept fut voüte apres coup d'ogives ä tore unique", p. 244.
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