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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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ist sicher „Nach dem Gelage" (Nr. 2234 des Kata-
logs), dessen Komposition und Stimmung Dusart
wohl absichtlich nachgeahmt hat. Überhaupt ist die
innere Verwandtschaft Dusarts mit Jan Steen öfters
enger, als die gewöhnlich erwähnte mit Ostade. —
„Daniel van Geel 1635" ist die Signatur eines
Bildes, das eine „Vornehme Gesellschaft" (Upsala,
Universität) darstellt. Der Wohnplatz dieses höchst
seltenen Meisters ist absolut unbekannt; doch zeigt
dieses Stück eine so große Verwandtschaft mit den
Haarlemer Gesellschaftsstücken des dritten Jahr-
zehnts, daß man einen Aufenthalt des Künstlers in
Haarlem annehmen kann. — J. B. Greuzes,,Wä-
scherin" (Slg. E. Wachtmeister, Vanas) ist ein
selten gutes Werk. In der Behandlung des Bei-
werks zeigt sich der Einfluß Chardins. — Ein
männliches und ein weibliches Porträt des Frans
Hals (Königl. Slg. Stockholm) sind prächtig re-
produziert. Der Ausdruck des Mannes entbehrt
nicht einer gewissen Blasiertheit. Die Frau sieht
bei weitem bürgerlicher aus; ihr Bildnis zeigt den
Typ, den Verspronck übernommen und durch
Jahrzehnte hindurch beibehalten hat. — Das „Por-
trät der Jeanne Parmentier" (Slg. C. de Geer,
Leufsta) von B. van der Helst repräsentiert vor-
züglich die vorletzte Stufe der Entwicklung des
Künstlers. Ist hier schon die höchste Eleganz im
Kostüm und in der Haltung erreicht, spielt der
Blick schon ziemlich stark mit dem Beschauer,
so unterscheidet sich das Bild doch ziemlich vor-
teilhaft von den letzten zu aufdringlichen Werken
des Meisters (aus den sechziger Jahren), bei denen
das leere Pathos unnatürlicher Bewegungen oft
stört. — N. v. Helt Stocades „Joseph erzählt
seine Träume" (Slg. H. Hamilton) glaube ich, ab-
solut sicher mit einem Bild identifizieren zu
können, das 1762 auf der Versteigerung Wierman
in Amsterdam (Terwesten S. 253) war. Dort war
das Bild folgendermaßen beschrieben: „Jacob, be-
straffende zyn Zoon Joseph in het by zyn zyner
Vrouw en Josephs Broeders over zyne Dromen".
Die Maße entsprechen genau den Maßen unseres
Bildes. Schon damals, auf derselben Versteigerung,
befand sich als Pendant dazu ein Bild des Salo-
mon de Bray, das auch heute noch in der ge-
nannten Sammlung als Pendant zu dem Gemälde
des Helt Stocade hängt. Sollten die beiden 1655
datierten Bilder nicht in Beziehung stehen zu den
Dekorationen für das Stadhuis in Amsterdam, wo
sich noch heute eine Darstellung aus der Josephs-
geschichte von Helt Stocade '), ebenfalls 1655 da-
tiert, befindet. — In dem „Geburtstag des Groß-
(1) Helt Stocade erhielt dafür 600 fl. (Bredius, Amster-
dam in de zeventiende Eeuw, III, S. 78.)

vaters" (Slg. P. de la Gardie, Malmö) zeigt sich
G. v. Herp ganz deutlich als Nachahmer des
J. Jordaens. Die Komposition entspricht etwa
einem „Zoo de ouden Zongen zoo piepen de
jongen" des letzteren. Auch in den Typen und
in dem Inventar seines Interieurs — ich weise
auf den Dudelsackbläser, den Korbstuhl und den
Hund vorn — nimmt sich v. Herp hier Jordaens
zum Muster. — In dem voll bezeichneten, wohl
recht frühen „Heiligen Petrus" (Slg. F. Rappe)
lehnt sich G. van Honthorst, der sonst als
Caravaggio-Nachahmer genannt wird, auffallender-
weise an Ribera an. — Alex. Keirincx: „Land-
schaft" (Slg. C. Wachtmeister, Kulla-Gunnarstorp).
Die niedrige Lage des Horizonts und der ent-
wickelte Stil des Baumschlags weisen auf die
spätere Zeit (um 1640) des Meisters. — Isaac
Koene gilt als Schüler Jacob Ruisdaels. Dagegen
zeigt er sich auf der bei Granberg abgebildeten
Landschaft (Slg. F. Rappe) als absichtlichen Nach-
ahmer Hobbemas. — Das „Porträt des Grafen
Sparre und seiner Familie" (Slg. H. Ramel) von
Lafrensen (Abb. 3), ein Werkchen aus dem Ende
des XVIII. Jahrhunderts, ist von einer äußerst feinen
Intimität. Solch freie Verteilung der Dargestellten
im Raum ist vor dem XVIII. Jahrhundert nicht
möglich. Amüsant ist es, daß an der Hinterwand
des Interieurs eine Gemälde von Jordaens (im
umgekehrten Sinn dargestellt) hängt, das die vier
Jahreszeiten darstellt, und das Granberg zufällig
auch auf Tafel 74 (Slg. H, Ramel) abbildet. Es
ist bekannt, daß sich dieser Jordaens, der zuletzt
auf der Ausstellung in Stockholm 18931) zu sehen
war, einst in der Sammlung des Grafen G. A.
Sparre befunden hat. — Nach den Reproduktionen
zu urteilen, glaube ich, daß Granberg dem Lie-
vens zwei Bilder mit Unrecht zuschreibt. Das
eine, „Josepf empfängt seinen Vater und seine
Brüder" (Slg. Brahe, Skoklöster), ist eher ein
Werk des Jan Victors oder des G. v. Eeck-
hout. Für das andere, das allerdings auch Dr.
Hofstede de Groot dem Lievens zugeschrieben
hat, wüßte ich keinen Namen anzugeben. Dagegen
ist das dritte als Lievens reproduzierte Bild —
St. Paul (Sammlung E. Wachtmeister) — ebenso
typisch, wie das L seiner Signatur. Sowohl der
Stil des Gemäldes als auch der Typ des Darge-
stellten stehen den Greisen-Bildnissen des Lievens
im Haag und in Dresden ganz nahe. — Bei
dem Versuch, das Gemälde N. Moeyaerts, „Re-
becca und Eleazar" (Slg. H. Hamilton, Boo), zu
datieren, wollen wir uns über den Entwicklungs-
gang dieses Meisters etwas klar werden. Zu den
(1) M. Rooses, Jordaens Leven en Werken, S. 181.

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