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Pazaurek, Gustav Edmund
Gläser der Empire- und Biedermeierzeit — Monographien des Kunstgewerbes, Band 13/​15: Leipzig: Verlag von Klinkhardt & Biermann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.62689#0322
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Eingeglaste Pasten und Metall-Einglasungen nebst Surrogaten.


signierte Arbeiten von St.-Amans bewahrt
das Keramik-Museum von Sevres1), auch
mit farbigen Inkrustationen.
Emperauger führt noch eine ganze
Reihe von Franzosen, meist Parisern an, die
sich ebenfalls mit den eingeglasten Pasten
beschäftigten: Der Juwelier Paris in Paris
(Rue Croix des Petits-Champs Nr. 13), des-
sen Arbeiten auf der Ausstellung von 1819
— also gleichzeitig mit denen von Desprez-
wenigstens ehrenvoll erwähnt werden,
besaß um 1820 auch eine Kry Stallglasfabrik
in Bercy und fertigte namentlich email-
lierte Goldembleme, besonders Wappen3),
an, dies ich auch zur Inkrustation eigneten. —
Martoret, Erzeuger von Medaillen in Kry-

Abb. 265. Wellington, eingeglaste Paste der stall, ist in Paris 1823 (in der Rue Haute-
„Escalier de Cristal“, Paris, um 1820. des-Ursins Nr. 1), 1830 und 1835 (in der
(Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe.) Rue Quincampoix Nr. 11) nachweisbar und
stirbt um 1843; von ihm stammt u. a. ein
gutes elliptisches Medaillon mit dem Washington-Kopf nach Duvivier, ein Medaillon mit
dem hl. Carolus Borromäus, ferner ein Glas mit dem Herzog von Bordeaux nach Dubois
und ein Flaschenstöpsel mit den hintereinander liegenden Köpfen von Voltaire und Rous-
seau nach einer Medaille von Caunoisvon 1818, der nicht weiter bearbeitet ist, schließlich

auch zwei Ohrgehänge mit einem Amor auf einem Helm, um 1830.— Dartigues in Pa-
ris, auf den vielleicht auch die auf einem Medaillon mit Heinrich IV. in Rot angebrachte Sig-
natur „Fabrique de cristal ä Paris“ zurückgeführt werden kann, arbeitet in der Rue du
Mont-Blanc Nr. 64, später in der Rue Poissonniere Nr. 30; seine Inkrustationen wurden
hauptsächlich durch das große Porzellan- und Glas-Kaufhaus „L'Escalier de Cristal“
vertrieben, das von 1802—1874 im Palais Royal seinen Sitz hatte und noch heute
besteht. Die Arbeiten, die hier verkauft werden, tragen aber keine Künstlersignatur,
sondern nur die eingepreßte Geschäftsbezeichnung „A L’ESCALIER DE CRISTAL A
PARIS“; so ein Rundmedaillon mit der eingeglasten Paste des Kopfes Ludwig XVIII.
nach einer 1817 von Andrieu gemachten Medaille, das Medaillon mit Alexander I.
von Rußland, auch nach Andrieu, im Reichsmuseum von Amsterdam (No. 2912) oder
zwei 23 cm. hohe Leuchter mit eingeglasten Madonnenstatuetten, offenbar bereits aus
der Zeit der Geschmackverwilderung (z. B. bei J. Mühsam in Berlin). Aber auch die
früheren Stücke, zu denen das ebenfalls mit der genannten Marke versehene Medail-
lon mit dem General Wellington im Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe
(Abb. 265) zählt, stehen hinter den Desprezarbeiten ziemlich zurück. — Auch andere
eingestochene Stempel, die wir auf eingeglasten Pasten finden, sind nicht Künstlersigna-
turen, sondern Geschäftsadressen, so z. B. „ACLOQUE, fils, Rue de laBarillerie,No.22",
zwischen 1815 und 1832 nachweisbar, z. B. auf einem Rundmedaillon mit dem Kopfe
Ludwigs XV11L, oder „FEV1LLET, Rue de la Paix, n° 20, ä Paris'1 2, um 1816 und
1820, z. B. auf einem Medaillon mit der Herzogin von Angouleme; für ihn war
auch Desprez tätig. Auch „Schmitt, PALAIS ROYAL, n°43“ bedeutet die Glashand-

') Brongniart und Riocreux a. a. O. S. 383, Nr. 302—304.
2) Brongniart und Riocreux a. a. O. S. 383, Nr. 306, führt von ihm ein schweres Kelchglas
vom Jahre 1828 aus dem Museum von Sevres an, das das Doppelwappen von Frankreich und
Navarra im farbigem Goldemail einschließt; Abbildung auf Tafel XV, Fig. 7.
 
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