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Mothes, Oscar [Hrsg.]
Illustrirtes Bau-Lexikon: praktisches Hülfs- u. Nachschlagebuch im Gebiete d. Hoch- u. Flachbaues, Land- u. Wasserbaues, Mühlen- u. Bergbaues, d. Schiffs- u. Kriegsbaukunst sowie d. mit d. Bauwesen in Verbindung stehenden Gewerbe, Künste u. Wissenschaften ... (Band 2): C bis G — Leipzig, 1882

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37489#0391
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Arüßreuaissance 381 Arüßrenaissance



Schülern zuerst darauf hin, antike Details konsequent
durchzuführen, ohne jedoch dasmaurisch-gothischeGerippe
zu beseitigen. Das früheste Beispiel der so entstandenen,
sstzcko LsrrnAusto genannten
Bauweise ist das 1521 begon-
nene dollegäo ina^orzuSala-

Fig. 1780. " Aus Venedig. Fig. 1781.
inanca, das späteste der Oberthcil der Giralda zu Sevilla
1558. Fast alleWerke dieser Periode sind ungemein reich
mit Verzierungen besetzt,
so die Säulenschäfte mit
Ornamentranken überzo-
gen, alle Platten mit
Laubwerk, Pfeifen re. aus-
gestattet; aberdabei ist doch
durch die Kleinheit der Or-
namente der Eindruck der
Ueberladung, wenigstens
bei etwas weiterem Stand-
punkt, fern gehalten. —
e) In England sind die
Bauten dieser Periode sehr
selten oder, wenn mehrere
noch vorhanden sind, doch
sehr wenig bekannt; jedoch
wäre das Schloß Wollaton-

einigeBauten aus derZeit von 1530—1560 ziemlich voll-
ständige Ueberziehung eines noch vorhandenen gothischen
Gerippes mit antiken Details, so die Kirche zum Blut
Gottes in Brügge, 1533 vollendet, das Nordportal von St.
Jacques in Lüttich, 1558 von Lombard vollendet ec. Die
Gesamtverhältnisse sind etwas schwerfällig, die Formen
der Details schwülstig, theils schwunglos, theils in zu kur-
zen, schroffen Krümmungen gewunden.
III. Periode. Diese Periode charakterisirt die wenigstens
äußerliche Durchführung des antiken Konstruktionssystems
in der Hauptgliederung der Facade, und die vollständige
Verdrängung gothischer Details; dennoch unterscheiden
sich die Werke dieser Periode von denen der eigentlichen
Renaissance noch durch die hier und da, namentlich in Ver-
theilung u. Anordnung der Fenster sichtbaren mittelalter-
lichen Reminiscenzen. — a) In Italien gehören dieser
Periode ein großer Theil der Bauten der Lombardi in
Venedig an, die Bauten des Leone Batista Albcrti aus der
Zeit von 1440—1472, die 1473 von Ambroggio Fossano,
gen. Borgognone. begonnene Facade der Certosa bei Pavia
(Fig. 1784) bis zu den mittleren Bauten des Bramante
und den ersten Bauten Raphaels, des Baldassare Peruzzi
und Antonio da Sangallo, dieser Schüler Bramante's. —
b) In Deutschland fehlt diese Stufe fast ganz, wohl
besonders infolge des Dreißigjährigen Kriegs. Zu voll-
ständiger Verdrängung aller mittelalterlichen Theile des
Baugerippes, namentlich aber des mittelalterlichen Cha-
rakters der Silhouette, kam es hier erst nach dem Westfä-
lischen Frieden beim Eindringen der Spätrcnaissance.

Fig. 1782 u. >783.

Ug. 1784. Certosa bei Pavia.

hall, 1580 von John Torpe erbaut, und das königliche
Schloß zu Whitchall, eins der ersten Werke von Jnigo
Jones, anzuführen. Die Details sind scharf und klar be-
handelt, doch weder sehr reich noch sehr zierlich; der Ge-
samtcharakter der Bauten hat etwas Kahles und Nüch-
ternes. — I) In Belgien u. den Niederlanden zeigen

Höchstens könnte man etwa die Schlösser Waldsteins,
Trschka's re. in Leitvmischl, Opoczno w. erwähnen. Vgl.
übr. d. Art. Deutschrenaissance. — o) In Frankreich
zeigt sich die in Rede stehende Stufe des Kampfes nur an
sehr wenig Gebäuden, so an dem 1549 begonnenen Stadt-
haus von Paris, an derRoataink äss ImroosntZ daselbst
 
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