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Mothes, Oscar [Hrsg.]
Illustrirtes Bau-Lexikon: praktisches Hülfs- u. Nachschlagebuch im Gebiete d. Hoch- u. Flachbaues, Land- u. Wasserbaues, Mühlen- u. Bergbaues, d. Schiffs- u. Kriegsbaukunst sowie d. mit d. Bauwesen in Verbindung stehenden Gewerbe, Künste u. Wissenschaften ... (Band 2): C bis G — Leipzig, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.37489#0451
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Hewachsüaus 441 GervLnd

bleiben muß, wie er dieselbe, natürlich mit steter Berück-
sichtigung der jeweiligen Verhältnisse, zweckentsprechend
und schön herzustellen weiß. Die Konstruktion aus Guß-
oder Schmiedeeisen ist bei dieser Art Gebäuden die bei
weitem häufigste geworden, da die aus Eisen hergestellten
Konstruktionstheile nicht nur den Vortheil des gefälligeren,
besseren Aussehens haben, sondern auch dem Einwirken
der Sonnenstrahlen weniger Hindernisse entgegenstellen
und den feuchten Ausdünstungen längeren Widerstand
leisten als Holz. — 1. Konservatorium, kalt- od. Winterhaus,
zu Neberwinterung von Pflanzen, die eben blos vor Frost
geschützt werden sollen. Die Südseite ist mit Glaswand
versehen, mitunter besteht aus demselben Material auch
das Dach; dessen Neigungswinkel sei30—40°; bei hölzer-
nen ist die Vorderwand gewöhnlich 1,^—2,2g ni. hoch, die
Säulen stehen 1,2g—1,40 rn. von Mitte zu Mitte, die
Sparren sind so schmal wie möglich zu machen und mit
Falzen zu versehen; die in diesen Falzen liegenden Fenster-
rahmen macht man 5—6 am. breit, 3chg—4^ am. stark,
die Sprossen 2^ am. breit. Gegen das Werfen und Ein-
sinken sichert man sie durch eiserne Querstäbe und Winkel-
bänder mit 20—22 ein. langen Schenkeln; das Innere
dieser Art Gewächshäuser ist mit Regalen und Stellagen
zum Aufstellen der Topfgewächse versehen; dieselben sind
l„o—1,zg rn. von der Vorderfront entfernt; das Fenster-
regal zu Sät und jungen Pslanzenmachtman40—60 em.
breit. Die Temperatur der Kalthäuser differirt zwischen
0—5"L. Für die blose Frostfreiheit genügt das im Artikel
Eis angegebene Verfahren oder die Benutzung der Erd-
wärme, indem man die Häuser 0,gg—2,g in. in die Erde
versenkt; doch wird dadurch leicht vorn zu viel Schatten
erzeugt. Bei weniger tief versenkten kann man durch
Drainage Erdwärme aus dem Untergrund zuführen. Ist
künstliche Heizung nöthig, so genügt fürkleine Häuser meist
ein Zimmerofen aus Kacheln, für größere ein außerhalb
stehender Ofen, von dem aus ein gemauerter Heizkanal
aus Dachziegeln oder Thonröhren durch das Haus geht.—
2. Warmhaus oder Tepidarium, mit 5—12°l4. Temperatur.
Man giebt demselben ein pult- oder sattelförmiges Glas-
dach , im letzteren Fall mit der Firstlinie von Nord nach
Süd zu stellen. Die wesentliche innere Einrichtung besteht
aus tischhohen Stellagen mit eisernen Platten, auf welchen
sich eine Schicht Lohcrde befindet, in die man die Töpfe zur
besseren Warmhaltung setzt; unter den Stellagen ziehen
sich auf Stützen ruhende, offene, 8—10 ein. weite Rinnen
von Zink oder geschlossene eiserne od. kupferne Röhren hin,
in denen das vom Ofen kommende erhitzte Wasser eirkulirt
und theilweise abgekühlt wieder in den Ofen zurückläuft.
Der letztere besteht gewöhnlich aus zwei Cylindern, in
deren innerstem sich das Feuer befindet. Sonst kann man
auch in den Beeten oder unter den Stellagen einen Kanal
um das ganze Haus herumführen, so daß der Schornstein
neben dem Ofen ist, doch darf dann die Länge der Züge
nicht über 19 m. steigen. — 3. Grchidecnhans; solche legt
man gern an Hügeln an u. giebt ihnen bei Anwendung der
Eisenkonstruktion eine etwas gebogene Dachfläche, welche
ohne Sims in die lothrechte Wand übergeht. Die Tempe-
ratur sei 15—20°H. Man muß dafür sorgen, daß durch-
aus kein Schwitzwasser von den Fenstern abtropfen kann.
Die Heizung muß regulirt werden können u. die Luft wird
durch einWasserbassin immer feucht gehalten. Im Sommer
muß man die Sonnenstrahlen durch Rouleaus oder dergl.
absperrcnkönnen. Die Ventilation muß erfolgen, ohne daß
die Pflanzen ein Luftzug trifft. — 4. Treibhaus, Caidarium,
engl, llot-llonss, worin exotische Pflanzen bei einer Wärme
von 25—30° ^ aufbewahrt oder einheimische Blumen
und Gemüse zu frühzeitiger Reife getrieben werden.
Diese theilt man nun nach ihrer speziellen Bestimmung
ein in Ananas-, Erica-, Palmcntreibhäuser re., und für
jede dieser Pflanzengattungcn ändert sich die Anlage etwas
ab. Ananashäuser z. B. erhallen ziemlich hohe Lohkästen
Mothes, Jllustr. Bau-Lexikon. 4. Aufl. II

mit wenig Luft zwischen den Fenstern u. den Pflanzungen,
Palmhäuser oft bis 13 in. Höhe. Für manche Pflanzen-
arten ist es nöthig, den Fußboden der Gewächshäuser etwa
0,gg—0,gg in. in die Erde zu versenken; andere können dies
nicht vertragen; manche verlangen etwas Schatten am
untern Theil der Vorderwand, andere bis herab und sogar
auf der Ostseite Fenster re. Am besten ist es, bei Empfang
der Aufgabe zu einem G. sich mit einem tüchtigen Gärtner
in Vernehmen zu setzen. — 5. Als allgemeine Kegeln kann
man noch folgende annehmen. Vorderwand u. Dach seien
möglichst durchsichtig, breite Schatten sind zu vermeiden;
daher ist es nicht zweckmäßig, Vorderwand und Dach ge-
sondert zu behandeln; das rechtwinklig auf die Glasschei-
ben auffallende Sonnenlicht wärmt am besten; man hat
deshalb die Gestalt eines Kugeltheils für die Fensterseite
vorgeschlagen. Bei Gußeisenkonstruktion erreicht man bei-
des wenigstens theilweise durch Sparren in Gestalt einer
halben Parabel, deren Achse wägrecht liegt, namentlich da
man in der Regel vorn nicht vielHöhe braucht; sollte diese
aber doch wünschenswerth erscheinen, so kann man die
Sparren nach unten lothrecht verlängern; zu große Höhe
ist stets mit Wärmeverlust verbunden. Die gekrümmte
Stelle erfordert viel Sorgfalt beim Verglasen. Die früher
allgemein beliebte Konstruktionsweise für Treibhäuser mit
etwa 10° die Vertikale anlaufenden Fenstern und
großer Reverbere in Gestalt einer Hohlkehle darüber hat
man schon längst beiseite gelegt. Glaswände u. Dächer
der Gewächshäuser werden durch Schiebeladen, Holz-
rouleaus, Vorsetzladen, Strohmatten oder durch eine Art
Jalousiedecken, welche ebenfalls zum Aufrollen sind, gegen
zu große Sonnenhitze im Sommer bedeckt und im Winter
durch dieselben oder ähnliche Mittel gegen die äußere Kälte
geschützt. Das verwendete Glas muß ziemlich stark, und
dürfen die Scheiben nicht allzu groß sein. Doppelte Ver-
glasung ist in vielen Fällen sehr zu empfehlen. In Bezug
auf die Heizung sei noch erwähnt, daß dieselbe in vielen
Gewächshäusern durch Wasserdampf geschieht, der in Röh-
ren von gebranntem Thon, Kupfer oder Zink eirkulirt,
anderwärts durch warmes Wasser oder durch Fcuerkanäle,
deren Sohle aus einer flachen Ziegel- und zwei darüber
gelegten Dachstcinschichten, in Lehm gelegt, besteht; die
Seitenwände werden 25 eia. hoch, am besten aus Thon-
platten, verfertigt, und man giebt diesen Kanälen auf 60
bis 72 ona. Länge 1 am. Steigung, die Ausmündung liegt
dann ungefähr 1,gg—1,4g in. über dem Feuerherd, welcher
sich entweder in einem Vorhaus oder in einem Raume
unter dem G.e befindet; ersteres hat noch den Vortheil,
daß die äußere kalte Luft nicht unmittelbar auf die Ge-
wächse stoßen kann. Aus demselben Grund liebt man es
auch, bei freistehendenGewächshäusernhinter dem eigent-
lichen Pflanzenraum einen Korridor anzulegen, derneben
der Abhaltung der Luft noch zur Aufbewahrung des Heiz-
materials re. dienen und sich, da er nur niedrig zu sein
braucht, in der Höhe nochmals wiederholen kann; um auch
das Dach vor dem Nordwind zu schützen, führt man dann
diesen Korridorbau etwas über das Dach in die Höhe in
Gestalt einer bedeckten Gallerie, von der ausmandie Rou-
leaus rc. regieren kann.
Gewährschein, m. (Bergb.), nennt man die Bescheini-
gung der an jemand erfolgten Zutheilung des Besitzes an
einem Berggebäude. sÄ.j
gewaltigen, trs.Z., 1.(Bergb.) das Wasser, welches sich
in einer Grube befindet, durch Kunstzeuge oder Auspfützen
herausschaffen. — 2. Eine verlassene Zeche wieder auf-
bauen und das Verschüttete wegschaffen.
gewagtes Eisen, gewalffe Schienen rc., s. Walzcisen,
Walzwerk.
Gewand, ll (Bergb.), s. v. w. Biß, Verwerfung eines
Ganges.
Gewand, n. (Weinbau), Gräben, in welche man die
Füchser legt.

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