Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mothes, Oscar [Hrsg.]
Illustrirtes Bau-Lexikon: praktisches Hülfs- u. Nachschlagebuch im Gebiete d. Hoch- u. Flachbaues, Land- u. Wasserbaues, Mühlen- u. Bergbaues, d. Schiffs- u. Kriegsbaukunst sowie d. mit d. Bauwesen in Verbindung stehenden Gewerbe, Künste u. Wissenschaften ... (Band 3): H bis P — Leipzig, 1883

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37490#0476
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
466 Hfenkrrrch

_HM
die in 92 Gründen aspirirten 1055 I Lus! 0,„g I Kohlen-
oxydgas ergeben. Wenn man die jeweilige Berthcilung
dieser Kvhlenoxydmeugc berechnet und nur eine fünfma-
lige Lufterneuerung während 24 Stunden als Vcntila-
tivnsgröße des Raumes annimmt, so kann der Kohlen-
fäuregehalt der Luft im Raume nicht mehr als 0,^6bmm.
Per Liier betragen haben. In neuester Zeit hat Eulenberg
in seinem Handbuch der Gewerbehygiene gegen Morins
Lehre entschieden Stellung genommen, indem er die Wahr-
scheinlichkeit des Durchdringcns von Kohlenoxydgas bei
der gewöhnlichen Ofenheizung bestreitet. Der Glaube an
Morins Angaben hat durch die Diagnosen einiger Aerzte
Stütze gefunden, jedoch läßt die genauere Analyse der be-
treffenden Erkrankungsfälle keinenZweisel, daß die Symp-
tome zum mindesten auch durch andercUrsachen als durch
den Austritt von Kohlenoxydgas aus dem glühenden O.
veranlaßt gewesen sein kann. Gewöhnlich wird in solchen
Beobachtungen übersehen, daß die strahlende Hitze eines
glühenden O.s und die Ueberhitzung des Wohnraumes
schon an sich Einflüsse sind, welche Unwohlsein zu erzeugen
im Stande sind. Nicht selten sitzt auf der Heizfläche des
O.s Staub und Unrath, welcher, sobald die Hitze grell
wird, destillirt oder verkohlt, und mitseinen Destillations-
Produkten oder Verbrennungsgasen die Lust derart ver-
dirbt, daß das Wohlbefinden der Bcwohnerdarunter leidet.
Auch bei der Luftheizung (s. d.) wird zu wenig die Noth-
wendigkeit beachtet, Herzkammern und Heizflächen der
Caloriseren möglichst rein zu halten. In dieser Hinsicht
ist es ein entschiedener Vorzug der Weibelschen Lufthei-
zung für Wohngebäude, daß dieHeizslächen in blankpolir-
tem Stahl gehalten sind. Erst in jüngster Zeit kam in
einem Münchener Schulhaus bei der Kcllingschen Luft-
heizung der instruktive Fall vor, daß der Unterricht aus-
gesetzt werden mußte, weil infolge ungenügender Rein-
haltung der Heizkammcrn die Luft einen widerlichen
Geruch angenommen hatte. Wie cs gewöhnlich geht, haben
sofort dieGegner derLustheizung das Vorkommnis sowohl
oerHeizeinrichtung als auch demPrinzrp derLustheizung
überhaupt auf das Kerbholz geschrieben, statt dem Haus-
meister, der die wenigstens vor Beginn der Heizperiode
nöthige Reinigung der Heizkammern versäumt hatte.
Wenn Unwohlsein in solchen Fällen entsteht, wird das-
selbe von Aerztcn und Laien zumeist auf Kvhlenoxydgas-
intoxikation zurückgcführt. Auch muß das Kohlenoxydgas
als Ursache für das Unbehagen herhaltcn, welches durch
die excessive Luftfeuchtigkeit mit Beimischung des Dunstes
des trocknenden Lehmes und der Kapselerde eintritt, wenn
ein frisch gcsetzterKachelofen sofort zu Heizung vonWohn-
räumen dienen soll. Nach Austrocknung des O.s Hort die
Luftverdcrbnis von selbst auf und der Bewohner fühlt sich
wieder wohl, wenngleich der O. durch das Austrocknen
seiner Fugen für den Durchtritt der Feilerungsgase per-
meabeler geworden ist.
III. Thonöfen. Die Zugstrecken sind im ganzen aus
Thon geformt u. gebrannt. Man unterscheidet je nach der
horizontalen od. vertikalen Führung dcrZuge Säulenöfen,
Cirkularionsöfen, Etagenöfen, f. Heizung IV. 2., gemischte
Oefen rc. Die größte Länge der Züge vom Rost bis zum
Eintritt in die Esse darf höchstens 7na., der Querschnitt der
Züge muß mindestens 270, höchstens 325gora. betragen.
IV. Massenösen. Man unterscheidet des. schwedische
und russische: s. d. Art. Heizung IV. 1. Näheres über die
Ausführung dieser von Maurern aus Backsteinen herzu-
stcllenden Oefen s. in Hacres' „Schule des Maurers",
Leipzig, Otto Spanier.
V. Kachelöfen. Einiges über ihre Eigenschaften ist zu-
nächst aus Art. Heizung III. 5., IV. 3.—5. zu entnehmen.
Die dort unter 3. aufgesnhrim werden auch noch Herrn-
huter Ocscn genannt u. haben dann im Aufsatz horizontale
Züge mitDurchsicht; wenn sieunter dem Eisenkasten einen
Kachelsvcke! haben, heißen sieMeißnerOefen od.Grundöfcn.

Ueber das Malerial s. d. Art. Kachel. Im allgemeinen
sind die viereckigen zweckmäßiger. Die Oberfläche derselben
muß ungefähr 700 gom. pro 1 odm. des zu heizenden
Ryumes betragen. Vergrößerung der Heizungsoberflächc
schadet jedoch niemals. Bezwecken kann man sic durch An-
ordnung von Ofenröhrenzwischen denZügen,vd. durch An-
wendung von Napfkacheln. Die sog. Berliner Oefen alter
Konstruktion sind jetzt sastgänzlichbeiseite geschobenu. fast
jeder Ofensetzer ordnet die Züge etwas anders an. — Im
allgemeinen ist kein aus schlechten Wärmeleitern gebauter
Heizapparat rationell. Es geht stets bei ihm viel Wärme
in den Schornstein. Die Anheizung ist langsam und kost-
spielig, die spätere Ausstr ahlung aber manchmal zu nach-
haltig u. ausgiebig, wobei Viele, um die schöne, so theure
Wärme nicht zum Fenster hinaus zu lassen, lieber diese
Hitze ertragen, zum Nachtheil ihrer Gesundheit. Zudem
läßt sich Ventilation bei solchen Oefen nur schlecht an-
bringcn und ist sie nur sehr schwach herzustcllen, weshalb
man, durch Zusammenstellung aller dieser Gründe, im
Vergleich zu richtig konstruirtcn eisernen Ventilationsösen,
den Kachelofen als den bei weitem weniger gesundheits-
fördernden bezeichnen muß, wenn man nicht Ventilation
daneben einrichtct. Aber man kann sich auch anders helfen;
woman dieKachelöfen alsZierde im Zimmer wünscht, was
sich allerdings durch deren jetzt meist sehr stilvolle u. schöne
Formen rechtfertigt, da nehme nian die eisernen Oefen, die
oben II. t 2,13,15,18,19, bes. aber 22 beschrieben, jedoch
ohne den Blech- oder Gußmantel, und stelle sie innerhalb
eines Mantels von Kacheln auf; beim Neubau sorge man
für Luftznführung bis innerhalb dieses Mantels, aber
auch fürWiederabstuß von eben so viel verdorbenerLuft aus
dem Zimmer durch geschützt liegende Abflußkanäle bis in
den Dachraum, damit neue Luft eintreten könne. Man
sündige vor allern nicht wie bisher dadurch, daß man ent-
wedernurLuft zuführenod. abführen wollte, es muß beides
geschehen (s. d. Art. Lüftung u. Ventilation), weil sonst
nichts erreicht wird.
VI. Rauchverzehrende Lesen; s. Heizung IV. il. n.
d. Art. Rauchverbrennung. Solche Oefen erfordern be-
ständige Aussicht, sind aber da, wo diese stattfinden kann,
z. B. in Fabriken, sehr zu empfehlen.
VII. Lesen für spezielle Zwecke. In Bezug aus Back-
öfen, Brat-u. Kochöfen (s. d.) u. andere Oefen zuähnlichen
Zwecken ändern sich die Anforderungen insofern ab, als
es hier darauf ankommt, bes. die im Innern des O.s an-
gebrachten Brat- u. Kochröhren u. dgl. zu erwärmen und
möglichst wenig Wärme nach außen entweichen zu lassen;
man giebt ihnen deshalb möglichst starke Umfassungs-
wände u. nähert die Heizungszügemöglichst jenen Röhren,
richte auch den Feuerraum so ein, daß alle halbverbrannten
Theile genölhigt werden, aus den Rost zu fallen und das
Feuer die gnnze Platte bestreiche. Ueberdic besondereEin-
richtung der Oefen zu speziellen Zwecken, s. einige Andeu-
tungen, soweit sie die Grenzen eines Lexikon gestatten, in
d.Art. Brennofen,Kohks2.,Backofen,Ziegelofen,Kohlen-
meiler, Nescherofen, Feldofen, Küche re.
GfeNdlüsL, I.. od. OftMsststm., s. d. Art. Blase, Blasen-
feuerung, Kessel und Kesselfeuerung.
Ofsubruch- KichtschWamm, m., frz. oackmis, oalamins,
tntliis, I., engl, tntia, turnaos-LLämia, (Hüttenw.); so
nennt man 1. diejenigen Substanzen, welche sich in den
kälterenTheilenemesOfenschachtesdurchSublimationaus
der Schmelzmasse ansetzen; oder 2. alle diejenigen metalli-
schen oder metallhaltigen Massen, welche nach dem Ende
einer Schmelzung aus dem Innern des Ofens wieder ent-
fernt werden müssen, damit der Schacht wieder brauchbar
werde. Bei Silber-, Blei- und Kupferhüttcnprozessen tritt
gewöhnlich im obernThei l des Schachtes Schwcfelzink als
Ofenbruch auf. In Eisenhochösen setzt sich einigeFuß unter
der Gicht, wenn zinkhaltige Erze verarbeitet werden, ein
Sublimat von mehr od. weniger unreinem Zinkoxyd, Gicht-
 
Annotationen