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Müller, Walther
Die Theseusmetopen vom Theseion zu Athen in ihrem Verhältnis zur Vasenmalerei — Göttingen, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.901#0055
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— 55 —

gerichtet; zwischen beiden Gruppen auf der einen Seite das geschlossene
Ringerpaar, auf der anderen der aufbäumende Stier; in der Mitte die
Krone der Thaten: Minotaurs Überwindung. — In dem Skironhilde
nun tritt im Gegensatze zur Metope ein neues Motiv auf, das freilich
seine Erfindung schon älterer Zeit verdankt. Bereits 12 hat es ver-
wendet. Theseus schwingt, die Linke zurückstreckend, in der Eechten
über dem Kopfe das Waschbecken gegen den Gegner, anstatt ihm
durch den Felssturz das Ende zu bereiten. Auch 13 schliesst sich
hierin wieder seinem Doppelgänger an. Wenn diese Kampfesart nicht
der Parallelität zu den übrigen Darstellungen, in denen Theseus mit
einer Waffe auftrat, zu Liebe eingeführt wurde, so gab vielleicht der
Skiron des Euripides dazu Anlass. Dass, wie Jahn meint, dieser
Dichter überhaupt die ganze, in gewisser Weise komische Scene der
Fusswaschung erfunden, ist unmöglich, weil Duris, der Zeitgenosse des
Kimon, schon das Waschbecken seiner Darstellung eingefügt hat, jenes
Satyrspiel aber wohl der zweiten Periode des Dichters (430—415) an-
gehörte, wo er vor allem Stoffe der vaterstädtischen Sage dichterisch
gestaltete. — Um noch einen kurzen Blick auf 12 zu werfen, so hat
sich der Maler auch in diesem Bilde nicht die Mühe genommen, die
Stellung des Räubers angenehm zu variieren. Wiederum beutete er
die Prokrustesmetope aus. Um jedoch die Darstellung etwas schärfer
zu charakterisieren, Hess er Skiron den linken Arm rücklings um einen
dünnen Fels schlingen, gegen den sich der ganze Körper des Wege-
lagerers stützt. An der vorgestreckten Rechten wird er von seinem
Gegner gepackt, der im Gegensatz zu 14 nicht in Rückenansicht,
sondern en face erscheint. Ein blattloser Baum zur Linken trägt den
Reisehut des Siegers. Zur Füllung dient auch in 14 ein Baum, der
lang über Skiron und seinen Felssitz die Äste breitet.

Neben diesen freien Metopennachahmungen sind schliesslich auch
hier jener zweiten Kategorie der Sinisbilder analog Vorbereitungsscenen
erfunden worden (15 und 16). Die eine (15) zeigt sich mit der ähn-
lichen Sinisscene auf der Münchener Vase verbunden, welche auf der
Wende des strengen und schönen rotfigurigen Stiles steht. Wie in
Sinis no. 17, giebt sich Skirons nachlässige Geringschätzung der Ge-
fahr in seiner gemächlichen Stellung zu erkennen; er balanciert, wie
dort, das rechte Knie zwischen den gefalteten Händen. Von seinem
Felssitze, der sich zum Sessel aushöhlt, „brüllt" er den Theseus an,
welcher ihm fest ins Au^e blickt. Die Sicherheit des letzteren spricht
aus seiner Stellung. Ruhig steht er abwartend da, den rechten Arm
auf zwei Lanzen, den linken sorglos in die Seite stützend. Das Wasch-
becken zu Füssen des Räubers deutet auf dessen Verfahren. Dass der
neue Ankömmling ihm darin die Füsse bade, scheint er in diesem
 
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