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A. Historische Einleitung.
Von Ernst Fabricius.
Die unter der Regierung des Markgrafen Karl Friedrich von Baden in den Jahren 1784
und 1785 ausgegrabenen römischen Bäder in Badenweiler sind die größte und am besten
erhaltene Ruine eines römischen Gebäudes auf der rechten Seite des Rheines. Ihre genaue
Aufnahme, Erklärung und Wiederherstellung in Grundrissen, Schnitten und Ansichten,
wie sie im folgenden von Dr. Mylius vorgelegt werden, lehren, daß das Gebäude im Laufe
der Zeit viele Veränderungen und Erweiterungen erfahren hat. Aber schon in seiner
ersten, ursprünglichen Gestalt war es ein monumentaler Bau von ungewöhnlicher Größe.
Das setzt eine mehr als örtliche Bedeutung des Badeortes voraus. Wie heutzutage muß
Badenweiler auch im Altertum ein um seiner Heilquelle willen viel besuchter Kurort ge-
wesen sein. Die dazu gehörigen Wohnstätten, Herbergen und anderen Baulichkeiten
können in der Umgebung des Badegebäudes nicht gefehlt haben. Man ist dort auch viel-
fach auf römisches Mauerwerk gestoßen. Bisher wurde freilich davon nur sehr wenig
ausgegraben. Das ganze in Betracht kommende Gelände ist tief verschüttet und wird
heutzutage wohl größtenteils von dem Kurpark eingenommen. Daher fehlen in Baden-
weiler auch fast ganz die Einzelfunde, die an anderen Römerorten über deren antike
Namen, über die Bewohner und über manche Einzelheiten Auskunft geben und Rück-
schlüsse auf die Ortsgeschichte zu ziehen gestatten. Aus einigen Münz- und Scherben-
funden hat Karl Schumacher nur feststellen können, daß Badenweiler bereits in vor-
römischer Zeit bestanden hat und frühzeitig von den Römern besiedelt wurde. Aber alles
Weitere läßt sich nur aus der Frühgeschichte der ganzen Landschaft, des südwestlichen
Teiles Badens und der benachbarten Gebiete, erschließen.
Bis in das letzte vorchristliche Jahrhundert war der südliche Teil der Rheinebene zu
beiden Seiten des Stromes von Kelten bewohnt. Nicht bloß im Oberelsaß und den an-
schließenden Teilen der Schweiz, wo die keltischen Rauriker saßen, sondern auch in Ober-
baden zwischen Schwarzwald und Rhein sind zahlreiche Spuren der Spätlatenekultur
zutage getreten, als deren Träger die Kelten dieser Zeit zu gelten haben. Auf der rechten
Seite des Rheines werden vorzugsweise Helvetier gewohnt haben. Die Überreste einer
großen Stadt mit dem keltischen Namen Tarodunum, der sich in der laut geschichtlich
regelrecht entwickelten Form Zarten bis heute erhalten hat, liegen im Dreisamtal 9 km
oberhalb von Freiburg. Spätlatenezeitliche Funde von dort beweisen das Bestehen des
Ortes bis nahe an die Römerzeit hinan. Die Größe des alten Stadtgebietes läßt zusammen
mit den sonstigen Überresten und Spuren der Keltenzeit im Breisgau auf eine ziemlich
dichte Bewohnerschaft schließen. Es wäre kaum begreiflich, wenn diese nicht bereits
die warme Quelle von Badenweiler gekannt und benutzt haben sollte. Aber die Römer
können hier nicht die unmittelbaren Nachfolger der Helvetier gewesen sein.
Denn spätestens im Anfänge des letzten Jahrhunderts vor Beginn unserer Zeitrechnung
wurden die Helvetier und ihre keltischen Stammesverwandten aus dem ganzen rechts-

Röm.-Germ. Forschungen 12.

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