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nördlichen Abschluß wand auf starken Terrassenmauern, die sich über die Gebäudefluchten
hinaus nach außen weiter fortsetzen und je einem Vorplatz zur Stütze dienen. Die Vor-
plätze sind im Süden und gegen Westen und Osten von schwächeren Mauern abgeschlossen,
die heute ohne Grabung nicht mehr nachweisbar sind und daher nicht mit aufgenommen
werden konnten. In die Pläne von Weißensee (Texttaf. J) und Gmelin (Texttaf. K)
sind sie jedoch eingezeichnet. Diese Pläne bringen auch sonst noch Einzelheiten, die sich
der Aufnahme heute entziehen. So lassen sie erkennen, daß die Räume Eo und Ew sowie
die Räume K, Lo und Lw des Nordvorbaues Hypokaustenpfeiler hatten. Ferner zeigen
sie einen großen, das ganze Gebäude U-förmig umfassenden Kanal (bei Gmelin mit 0
bezeichnet), der heute nur noch in seinen beiden Seitenschenkeln im Osten und im Westen
begehbar ist. Auf weitere Einzelheiten, die wir den beiden älteren Plänen noch entnehmen
können, soll unten näher eingegangen werden.
Die Abbildung des Modelles (Abb. 1) gibt am besten einen Überblick über das, was vom
Aufgehenden noch erhalten ist1). Im einzelnen sollen die Schnitte der Tafeln 6—8
hierüber Auskunft geben.
Bevor wir uns der genauen Beschreibung der Ruine im nächsten Abschnitte zuwenden,
muß zu Gunsten einer klaren Stofieinteilung ein Endergebnis der Gesamtuntersuchung
vorweggenommen werden, und zwar die Sonderung der späteren Zutaten und Anbauten
von dem ursprünglichen Bau, dessen Beschreibung vorangestellt werden soll. Was zu
ihm gehört, läßt am besten der rekonstruierte Grundriß auf Taf. 9 erkennen. Demnach
wird sich das folgende Kapitel III mit dem Hauptbau zu befassen haben, bestehend aus
den vier Sälen Bo, Bw, Co und Cw, sowie mit dem Nordvorbau ohne die beiden runden
Piscinen. Der Beweis, daß alles übrige spätere Zutat ist, soll im folgenden erbracht werden.
III. Der urprüngliche Thermenbau.
Die Hauptaufgabe dieses Kapitels ist es, die Gestalt des ursprünglichen Bauwerkes
im Grundriß und im Aufbau zu ermitteln und zur Darstellung zu bringen, während in
Kapitel IV versucht werden soll, die späteren Veränderungen und Ergänzungen als solche
zu erkennen und zeitlich zu ordnen. Die baugeschichtlichen Verhältnisse liegen jedoch
so verwickelt, daß sich diese Thementrennung nicht scharf durchführen läßt. Vielmehr
wird es nicht zu umgehen sein, bauliche Veränderungen schon in Kapitel III zu behandeln,
um seine Aufgabe, das Herausschälen des ursprünglichen Zustandes, lösen zu können.
Die Ergebnisse, die wir hierbei für die Betrachtungen des Kapitels IV gewinnen, werden
dann in dieses übernommen werden. Ich hohe, auf diese Weise der Kürze der Darstellung
zu dienen.
Die Aufnahme der Ruine ist in den Tafeln 1—8 niedergelegt. Taf. 1 gibt
einen Übersichtsplan 1 :200 und die Tafeln 2—5 zeigen Ausschnitte in größerem
Maßstabe 1 : 100, versehen mit den notwendigsten Maßangaben und Ordinaten. Für diese
gilt als Höhe ± 0 die Oberfläche der Schwelle im Westeingang von Cw. Wie im Plan von
Weißensee sind die symmetrisch zueinander liegenden gleichartigen Räume mit demselben
großen Buchstaben gekennzeichnet, dem je nach ihrer Lage westlich oder östlich der Sym-
metrieachse ein kleines w oder o angefügt ist. Diese Kennzeichnung dürfte erwünscht sein,
da auf unseren Plänen entgegen der Gewohnheit Norden nicht oben sondern unten liegt,
wodurch die Verständigung über die Himmelsrichtungen zweifellos erschwert wird. Trotz

x) Das Modell wurde von E. Haas (Müllheim) im Jahre 1910 angefertigt. Ein Exemplar steht in Badenweiler, je ein
weiteres in Karlsruhe und Trier. Der Modelleur hat sich seiner Aufgabe mit einer fast beispiellosen Gewissenhaftigkeit
hingegeben, so daß man dem Modell sogar eine Reihe feinster Beobachtungen entnehmen kann, die früheren Forschern
entgangen sind. Es kann somit für den Bestand im Jahre 1910 als vollgültiges Dokument angesehen werden.

Köm.-Germ. Forschungen 12.

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