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IV. Spätere Veränderungen und Ergänzungen der ersten Anlage.
Vorbemerkung: Die fernere Baugeschichte des Gebäudes kann sich an wissenschaftlicher
Bedeutung mit der Erkenntnis des ursprünglichen Baugedankens sicherlich nicht messen.
Jedoch enthält sie viele technisch wertvolle Einzelheiten und darf vielleicht nebenbei im
Hinblick auf die Methode der Analyse einiges Interesse beanspruchen. So dürfte auch für
sie eine eingehende Darstellung gerechtfertigt sein. Doch werde ich, um den Text lesbar
zu erhalten, mehr als bisher die Begründungen und vor allem die nur den örtlichen Be-
trachter angehenden Einzelbeobachtungen den Fußnoten zuweisen.

1. Der Hauptbau.
Das vorige Kapitel mußte in seinem ersten Abschnitt schon so viel von den späteren Ver-
änderungen am Hauptbau vorwegnehmen, daß wir uns hier kürzer fassen können (vgl.
S. 24). Wir erinnern uns, daß ein Erdbeben die Loslösung der Nordmauer von den starken
inneren Querwänden verursachte, und daß im Anschluß an diese Katastrophe Umbauten
notwendig wurden, die zu wesentlichen Umgestaltungen im Grundplan der Therme führten.
Außerdem aber benutzte man diese Bauzeit auch zu einer Vermehrung der Piscinen und
zu anderen betriebstechnischen Verbesserungen. Ich habe den Zustand des Badgebäudes
nach Abschluß dieser wichtigen Bauperiode IV auf Tctf. 19 in einem Sondergrundriß
dargestellt. Er zeigt die Erneuerungen des Mauerwerkes an den zerstörten Nordenden der
Quermauern, wie man bei dieser Gelegenheit in der Mittelwand die beiden Einzelbäder
ausmauerte Q und die anfangs halbrunden Nischen gegen die Räume C abflachte und eckig
gestaltete. In Co wurde auch die entsprechende südliche Rundnische abgeflacht, während
sie bei Cw im alten Zustand verblieb. Die Wannen-Nischen gab man auf und schloß sie durch
Mauern. Im Norden legte man schweres Stützmauerwerk vor die Säle C, wobei die Apsiden
fortfielen * 2). Zu gleicher Zeit hob man den Fußboden 3) und legte Piscinen an, die sich der
neuen Raumform anpassen mußten 4), und für die man im Norden einen Abfluß in Form
von steinernen Kanälen 5) und im Süden einen unterirdischen Zufluß aus Holzröhren schuf,
x) Bei der Ausmauerung des südlichen Einzelbades mit weißem Mörtel, der an den Wänden des jetzt wieder ausgeräum-
ten Raumes nachweisbar ist (vgl. S. 20 Anm. 3), hat man die Türöffnung zunächst als Nische offen stehen lassen. Die
Schwelle zeigt auf ihrem ursprünglichen Putz eine Lage Mörtel von 2—3 cm Stärke mit feiner Ziegelmehlbeimischung,
wie sie auch der Wandputz von Bw aufweist. Das Mörtelbett zieht sich noch an der Leibung bis zu 10 cm hoch. Die Aus-
setzung der Türnische erfolgte also gleichzeitig mit der Anbringung des Wandputzes, nicht dagegen gleichzeitig mit der
Ausmauerung im Inneren des Einzelbades. — Deutlich ist zu sehen, daß der dünne weiße Putz der Leibung schon vor
dem ersten Wandputz von Bw vorhanden war; denn dieser geht über die Flucht des Leibungsputzes hinweg. Auch ein
Beweis dafür, daß die Säle B zunächst ungeputzt waren, während Einzelbad und Türleibung bereits einen Putz besaßen
(vgl. S. 22; ferner S. 73 Anm. 2).
2) Gleichzeitig mit den Ausbesserungen an den Querwänden sind die Stützmauern nicht nur wegen der Anwendung
derselben Mauertechnik (Ziegelausgleichschichten). Wie bewiesen wurde (S. 16 Anm. 4), sind die Ausbesserungen
mit der Erhöhung des Fußbodens und somit auch mit der Anlage der Piscinen zu derselben Zeit entstanden. Hierfür
aber mußte die Abflachung der Wand im Norden, für die eine große Grube zur Fundamentierung notwendig war, schon
bestehen. Nachträglich kann diese Grube nicht gemacht sein; dennPiscine und Umgang sind aus einem Guß. Höchstens
also könnte man die Abflachung, und mit ihr die Stützmauern früher ansetzen. Aber auch das ist nicht angängig; denn
das Mauerwerk der Abflachung ist von vornherein für Verputzung vorgesehen gewesen. Diese aber folgt den Einsturz-
ausbesserungen. So ergibt sich zwingend, daß auch die Stützmauern der Periode IV angehören müssen.
3) Vgl. S. 16 Anm. 4. Man könnte sich wundern, daß der erste Fußboden nicht in den Ausbrüchen nachzuweisen
ist, die von Bleisuchern über den Ausflüssen der Piscinen hergestellt wurden. Doch mußte an diesen Stellen bei
Verlegung der Steinkanäle natürlich eine tiefe Baugrube ausgehoben werden, die dann mit neuem Mauerwerk
ausgefüllt wurde. Das alte kann daher nicht mehr nachgewiesen werden (vgl. auch S. 23 Anm. 1).
4) Die Piscinen wurden zunächst in geschliffenem Putz hergestellt (Texttaf. A, 6). In Co sind an den Enden der
Einsteigestufen vertikale und horizontale Viertelrundstäbe angeordnet, die in Cw nicht zu beobachten sind. — Die Sitz-
stufen der Längswände, die in den Piscinen B reichlich hoch liegen, bildete man in den Piscinen C niedriger aus, auch ein
Beweis für deren Entstehung zu anderer Zeit. Edelsheim berichtet: „In solchen liegt der Sitz f. um eins der Sitze c (ge-
meint sind die Einsteigestufen) niedriger als in B“ (vgl. S. 144).
5) Die Kanäle bestehen aus einem schweren Rinnstein und einer Abdeckplatte. Querschnitt dargestellt auf Abb. 5
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