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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 52.1931

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Mackeprang, Rudolf: Die Reorganisation der Steinischen Güterverwaltung 1784
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https://doi.org/10.11588/diglit.62032#0083
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Die Reorganisation der Steinischen Güterverwaltung 1784. 77
sammeln können, die ihm jetzt im eigenen Hause zustatten kamen. Die Vor-
aussetzung für eine Gesundung der Finanzen durch eine Reorganisation der
Geschäfts- und Wirtschaftsführung war die Bestallung eines tüchtigen Ver-
waltungsbeamten in Nassau. Stein fand die dazu nötige, mit Energie und hin-
reichenden Fähigkeiten ausgestattete Persönlichkeit in dem Justizbeamten Wieler,
der bis dahin in Hadmersleben bei Magdeburg im preußischen Justizdienst an-
gestellt war. Seine Berufung in Steinsche Dienste erfolgte im Februar 1784. Am
1. April 1784 sollte Rat Wieler die Leitung der gesamten Güterverwaltung und
des Kassen- und Rechnungswesens übernehmen. Um diese Zeit war der Freiherr
nicht in Nassau anwesend; ihm war zu Anfang des Jahres 1784 die Verwaltung
der westfälischen Bergwerke des preußischen Staates übertragen worden. Noch
vor seiner Uebersiedlung nach Wetter a. d. Ruhr erließ Stein von Breslau aus
Anweisungen an Rat Wieler. Der erste Brief der Korrespondenz lautet:
Breslau, den 20. März 1784.
Hochedelgebohrner, Insonders Hochgeehrter Herr
Wenn dieser Brief ihnen zukömt sind sie wahrscheinlich schon an dem Ort
ihrer Bestimmung, und schon etwas mit ihren neuen Verhältnißen bekannt. Es
komt nunmehr darauf an daß wir nach einem gewißen Plan zu Werke gehen,
und sie werden es selbst fühlen daß seine Ausführung viele Behutsamkeit erfodert.
Das erste was zu thun wäre, ist die Gasse in feste Hand zu nehmen —
um hiedurch in den Stand gesetzt zu werden Plan und Ordnung in das Rech-
nungs Wesen zu bringen. Sobald sie im Besitz der Caße sind, welches sie, mit
dem Bewegungsgrund, meinem Vater die Beschwehrde der eignen Rechnungs-
führung, abnehmen zu wollen, unterstützen müßen, so kann gleich mit Vorrichtung
der Bücher der Anfang gemacht werden, nämlich eines Journale 2) eines Haupt-
buchs — die Ordnung der Titel und Capitel des Hauptbuchs nehmen Sie, biß
was beßers da ist, willkührlich an, vielleicht nach den titulen der alten Rech-
nungen. Monatliche Geld-Extracte schicken sie mir schon mit Anfang May.
2) die beßere Einrichtung der Rechnungen der Unter-Rendanten, wäre sodan
der zweyte Gegenstand, ihrer Arbeit — fangen sie unterdeßen mit Rudelius als
dem nächsten, wichtigsten und wegen seiner Bekanntschaft mit der Feder Arbeit
am perfectibelsten, an.
3) der dritte Gegenstand wäre Einrichtung der Registratur, durch gehörige
Separirung der Acten nach schicklichen Tituln und nach den Materien, b) Ver-
fertigung eines Repertoriy, c) müßen die Acten geheftet werden.
Der schicklichste Platz zur Registratur wäre die sogenannte Aepfelkammer —
es ist ein großes geräumiges Zimmer, das man mit denen daranstoßenden Stuben
verbinden kann, indem man eine Thür durchbricht, — hierüber bitte ich Euer
HochEdelgebohren mit meinem Bruder Rücksprache zu halten — und alsdan
würde sich die unmittelbar daran stoßende Stube, deren Fenster auf den Hof
gehen, zur Arbeits-Stube am besten schicken.
An die vorangeführte Arbeiten könte meiner Meynung nach gleich Hand an-
gelegt werden, und ich hoffe a) daß ich Geld-Extracte, und Materialien- oder
vielmehr Producten-Extracte mit Anfang May erhalte b) einen Plan zur Arran-
girung der Registratur ersuche ich E. HochEdelgebohren gleichfalls mir zu über-
schicken, sobald sie ihn entworfen.
 
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