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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 52.1931

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Kutsch, Ferdinand: Eine Steinwerkstätte der Hinkelstein-Kultur zu Weilbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.62032#0209
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Eine Steinwerkstätte der Hinkelstein-Kultur
zu Weilbach.
Von Dr. F. Kutsch.
Bei einem Neubau in der Flörsheimer Strasse zu Weilbach wurde eine in
der Form leider nicht beobachtete Grube ausgehoben, die Keramik des Hinkel-
steintypus und eine Anzahl Steingeräte enthielt.1)
Tonware:
A. Verziert: 1. Kumpen (Dm. des Randes 14 cm) aus etwas porösem, trockenem,
glimmerhaltigem, schwarzgrau gebranntem Ton. Das Stück ist stark, aber sicher
ergänzt. Abb. 2, Fig. 3. Die geglättete Oberfläche ist gegen den Boden hin
unverziert. Um den Bauch trägt sie ein Band fast an einander stossender, auf
die Spitze gestellter Rhomben, die durch parallele Striche schraffiert sind. Oben
sind die Strichenden durch einen Randstrich geschlossen, unten aber offen ge-
lassen. 2 cm unter dem Rand läuft parallel zu ihm ein durch schmale Zwischen-
räume unterbrochenes Strichband. Die einzelnen Strichenden sind durch einge-
tiefte ovale Punkte besonders markiert, so dass die Striche unter der glatten
Fläche zu verschwinden und wieder daraus hervorzukommen scheinen und der
Schmuck den Charakter von Geflecht bekommt. Die Striche sind mit einem
runden pfriemartigen Gegenstand eingetieft. Dabei wurde alle 3—4 mm ein
besonderer Druck ausgeübt und dadurch besonders tiefe Stellen erzielt, in denen
z. T. Reste einer heute durch Schmutz verfärbten, einst wohl weissen Füllpaste
haften. Das Muster hob sich also hell von dem dunklen Hintergrund ab.
2. Napf, ähnlich wie 1. Abb. 2, Fig. 1. Der Rand ist steiler. Dm. des
Randes 11 cm. Ebenfalls stark, aber sicher ergänzt. Poröser, meist rotbraun,
nur vereinzelt schwarzgrau gebrannter Ton. Das Material könnte an sich das
gleiche sein wie bei 1. Um den Bauch läuft ein Streifen von „Bäumchen“
mit auf steigenden „Ästen“, die abgestuft gegen einander stossen. Die „Stämme“
bestehen aus zwei senkrechten Linien, die über den „Ästen“ beiderseits von je
zwei kurzen Strichen begleitet werden. Ähnliche etwas längere Striche mar-
kieren unter den langen „Ästen“ jeweils je zwei abgebrochene. Das Strichband
gegen den Rand hin ist ähnlich wie bei 1 gestaltet, doch sind die abgrenzenden
Punktovale nicht so sorgfältig an die Strichenden, sondern in den Zwischenraum
gesetzt. Die Technik des Ornaments ist die von 1.
3. Randstück eines ähnlichen Kumpens wie 2 aus porösem, aussen braun,
innen grau gebranntem, glimmerhaltigem Ton. Abb. 2, Fig. 2. Unter dem
Rand zwei Reihen auf Lucke gesetzter, verdrückter Punkte. Um den Bauch
zieht ein Band von „Bäumchen“, die einem siebenarmigen Leuchter ähnlich
stilisiert sind. In den sehr schmalen, scharfen Strichen spürt man das Absetzen
und das rascher als bei 1 und 2 auf einander folgende, stärkere Drücken der
Hand viel deutlicher als dort.
B. Unverziert: 1. Stark, am Rand (Dm. 14,3 cm) ganz ergänzter,2) bombiger
Topf mit hohl geschwungenem Hals. Abb. 2, Fig. 4. Ton sehr schlecht, schilfrig,
dunkelgrau gebrannt. Von ursprünglich vermutlich drei eine Schnuröse erhalten.
Der Boden leicht eingedellt.
2. Bruchstücke des Bodenteils eines gleichen grösseren Topfes.
r| Die Bergung des Fundes wird der Aufmerksamkeit und freundlichen Hilfe des Herrn
Lehrers Stiefvater, Weilbach (jetzt Rauenthal) verdankt.
2) Nach Koehl, Festschrift zur 34. Allgemeinen Versammlung der Deutschen Anthropo-
logischen Gesellschaft dargeboten vom Wormser Altertumsverein. Worms (1903) Taf. Ib Fig. 6.
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