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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 52.1931

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Henche, Albert: Der junge Marschall
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https://doi.org/10.11588/diglit.62032#0161
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Der junge Marschall.
Von
Albert Henche -Wiesbaden-Biebrich.
Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein1) war am 2. August 1770
zu Wallerstein im Fürstentum Ottingen geboren als Sohn des vorher als Oberst
in württembergischen Diensten gestandenen Oberamtmanns des Oberamts Allers-
heim. Im Jahre 1782 (nach anderen Quellen 1783) trat er in die von dem
Herzog Karl von Württemberg gestiftete Militärakademie der „Karlsschule“ zu
Stuttgart ein, die 1783 zur Universität erhoben wurde. „In dieser Anstalt blieb
er bis zum 21. Lebensjahre und vollendete daselbst den philosophischen und
juristischen Kursus. Im Jahre 1791 wurde er an dem Hof des Fürsten Karl
Wilhelm von Nassau-Usingen angestellt und erhielt eine Offizierstelle bei dem
Nassau-Usingischen Kreiskontingent und zugleich die Versicherung einer einstigen
Anstellung bei der Landesregierung. Im Jahre 1792 wurde er zum Assessor
bei der Regierung und dem Hofgericht zu Wiesbaden nach dem gerichtlichen
Examen in den Rechts- und Staats Wissenschaften, im Jahre 1793 zum Regierungs-
rat und im Jahre 1800 zum Geheimen Rat ernannt.“
So berichtet ein handschriftlicher Entwurf des Lebenslaufes Marschalls
von dessen eigner Hand im Hausarchiv der Marschallschen Familie im Schlösschen
zu Hahnstätten. Mit diesen dürren Lebensdaten umreissen wir zugleich den
Kreis unseres Themas, indem wir das Jahr 1798 als Jahr seiner Pariser Mission
seine Jugend beschliessen lassen.
Den ersten seiner Vornamen trug der junge Marschall nach dem Fürsten
von Ottingen, in dessen Dienst sein Vater stand. Wir wissen nicht, was den
württembergischen Obersten veranlasst hat, den Übertritt in Ottingische Dienste
zu vollziehen; jedenfalls konnte nicht ein Zerwürfnis mit dem Herzog Karl da-
ran schuld sein, schickte er doch seinen Sohn auf die „Karlsschule.“ Da aber
in der Marschallschen Familie eine Tradition wissen will, dass der Ottinger
Fürst, dessen Sohn der bekannte liberale Politiker werden sollte, selbst fortschritt-
lichen Ideen zugeneigt gewesen sein und gerade dadurch die Sympathien des alten
Marschall gehabt habe, so können wir diese Möglichkeit deshalb nicht ausseracht-
lassen, weil die auf der Karlsschule bewiesene freie2) politische Ansicht des
jungen Marschall vielleicht schon aus dem Vaterhause herstammen könnte.
*) Nach Akten des Hausarchivs Marschall in Hahnstätten.
’) Vgl. Chr. Hrch. Pfaff, Lebenserinnerungen Kiel 1854, 8. 46, 55.
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