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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 52.1931

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Ziemer, Max: Aue, ein ausgegangenes nassauisches Dorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.62032#0205
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Aue,
ein ausgegangenes nassauisches Dorf.
Von
Max Ziemer-Idstein.

G. F. Schott hat seinerzeit eine Urkunde aus dem Jahre 909 an das
Tageslicht gebracht, laut welcher König Ludwig IV. dem Kloster Bleidenstadt
verschiedene Grundstücke in Wallbach und Horoe überträgt.1) Die Deutung
des letzten Namens blieb lange Zeit ein grosses Fragezeichen, das man aber
durch einen Gedankenstrich ersetzte, als Wibel die Unechtheit des betreffenden
Schriftstückes nachwies, und man löschte kurzerhand den Namen aus der Liste
der ausgegangenen Orte.2) Soll nun aber der Mann, der trotz aller Fälschungen
ein kluger, erfahrener Altertumsforscher bleibt, die kolossale Dummheit begangen
haben, durch Zusammenkopplung des bekannten Wallbach mit dem ganz un-
denkbaren Horoe von vornherein Misstrauen gegen sein Machwerk zu erregen?
Vielmehr hat die Annahme eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er, wie in
vielen andern Fällen festgestellt ist, auch hier nach einer Vorlage gearbeitet
hat, und dass ein Ort ähnlichen Namens nicht weit von Wallbach wirklich
vorhanden gewesen ist, den Vogel und mit ihm Kehrein und Will auf das
Wallrabensteiner Gebiet verlegen.
Bei meinen Nachforschungen stiess ich nun auf 2 Urkunden.
1. Im Jahre 1310 pachteten Henrich von Vockenhofen und seine Frau Elsebet
von Abt Erwin und dem Convent in Bleidenstadt den grossen und kleinen
Zehnten zu Fackenhofen und setzten alle ihre Wiesen zwischen Fackenhofen
und Auwe als Unterpfand.3)
2. Am 22. Juli 1316 übertrugen Kitter Heyne von Laurenburg und seine Frau
Patze dem Grafen Gerlach von Nassau und seiner Gemahlin Agnes ihre beiden
oberhalb und unterhalb Idsteins liegenden Mühlen gegen eine Kornrente von
den Höfen zu Gassenbach und Ouwe bei Fackenhofen.4)
Aus dem Wortlaut dieser Urkunden geht zur Genüge hervor, dass das
genannte Auwe bzw. Ouwe nicht ein blosser Wiesenplacken, wie etwa die in der
Gänsweide dicht vor Wörsdorf gelegene kleine Aue,5) sondern eine Niederlassung
gewesen ist, deren Feldmark von Fackenhofen durch einen Wiesenzug getrennt
war. Nun finden wir in der heutigen Wallrabensteiner Terminei nordwestlich
vom Ort auf dem nördlichen, von der Breitwiese aufsteigenden Abhange ver-
schiedene Flurnamen Aue, die auf eine frühere Ansiedlung hinzudeuten scheinen.
’) Diplomata Ringravica, Habel 47 Nr. 15.
2) Zedier, Annalen Bd. 45 S. 342.
3) St.-A. Wiesb. II 5 Bleidenst. Urkunden Nr 18.
*) St.-A. Wiesb. V 3 Urkunden,
6) St.-A. Wiesb. V 3 Wörsdorf Nr. 2 Erneuerung der Kirchengttlt anno 1581.
 
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