Die Reorganisation der Steinischen Güter Verwaltung 1784.
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aber war, wie die darauf ergehenden Bemerkungen Steins erkennen lassen,
noch nicht so gegliedert, wie Stein es für die Vollständigkeit und Uebersicht-
lichkeit für wünschenswert hielt. Der Auszug für September 1784 ist der
erste, der mit Deutlichkeit die einzelnen Einnahmen verzeichnet und eine ge-
naue Uebersicht der Aktiv- und Passivkapitalien gibt. Danach betrugen die
Aktivkapitalien am 1. Oktober 1784 insgesamt 2577 fl 34 kr, dabei als größter
Schuldner die unmittelbare freie Reichsritterschaft des Mittelrheinischen Kreises
mit 2100 fl. An Passivkapitalien werden zum gleichen Zeitpunkt 72500 fl aus-
gewiesen, die sich wie folgt zusammensetzen: 6500 fl aus der Seuterischen De-
bitmasse, Wetzlar, 4000 fl von Freiherrn von Ulmenstein, Weilburg, 2000 fl
von Freiherrn von Wrede, Herford, 15000 fl vom Ritterstift Bleidenstadt, 2500 fl
von Demoiselle Overlach, 11500A von Geheimrat von Zwierlein, 9000 fl von
Fräulein von Summermann, 2000 fl von der Katholischen Schulstiftung zu Wetzlar,
8000 fl von Frau Geheimrat von Zwierlein, 1000 fl von Hofrat Herth, 1000 fl
von Frau Hofrat Herth, 4000 fl von Kammergerichtsassessor von Authenried,
6000 fl von Keller Seebold, Kirberg. Die Passivkapitalien mussten mit Aus-
nahme des ersten, das zu 3’/2 °/o aufgenommen war, mit 4 % verzinst werden,
forderten also insgesamt 2867 fl Jahreszinsen.
Der Freiherr gibt in dem bereits erwähnten Bericht über seine „Ver-
waltung der Freyherlich vom Steinschen Güter von 1784 bis 1828“ 9) an, daß
bei der Uebernahme der Verwaltung nach dem Tode der Mutter die vorhandene
Schuldenmasse 89 157 fl 8 h 3 Pfg. betragen habe. „Sie war entstanden,“ schreibt
Stein dazu, „durch die Erziehungs- und Ausstattungskosten meiner Geschwister,
2) durch den Ankauf der Adelsheimischen Güter, wozu 56000 fl waren auf-
genommen worden. Durch den Verkauf einzelner Parcelen derselben waren
12 632 fl 33 h aufgebracht und diese nebst 2000 fl Erspahrung auf Ausstattung
meiner zweyten Schwester und Tilgung einer Schuld verwandt worden.“
Die Abtragung der übernommenen Schuldenmasse war naturgemäß das
Ziel des jungen Gutsherrn. Die Mittel dazu waren „die vorgefundene Wein-
und Fruchtbestände, der Holzbestand in den Wäldern, durch Sparsamkeit bc-
würkte Überschüsse der Einnahme über die Ausgabe, die durch die Einfachheit
der bis Ende 1788 dauernden väterlichen Haushaltung und mein Bemühen,
hauptsächlich von meinem Gehalt zu leben, erlangt wurden.“ Die bisher mit-
geteilten Anweisungen für die Umgestaltung der Rechnungs- und Wirtschafts-
führung, die durch die angeordnete genaue Kontrolle der Unterrendanten er-
zielte Verbesserung der Erträgnisse der Güter, die durch die persönliche Mit-
bestimmung des Freiherrn in allen einigermaßen wichtigen Angelegenheiten
noch gefördert wurde, bildeten die Anfänge zur Erreichung des Ziels.
Anfang November 1784 war Stein etwa 3 Wochen in Nassau anwesend.10)
Diesen Aufenthalt auf dem Stammsitze nahm er zur Gelegenheit, endgültig die
Rechnungs- und Wirtschaftsführung nach seinen Plänen zu ordnen. Die wich-
9) Lappe a. a. 0. 208 ff.
10) Der Oktoberbericht trägt den Vermerk: „Bey dem Hierseyn des H. Ober Berg
Rath Frh. v. Stein abgegeben.“ Die Monita zum Oktoberauszug sind vom 4. November, die
während des gleichen Aufenthaltes ergangenen Erinnerungen zu einem von Wieler entworfenen
Schema zu einer Hauptgeldrechnung vom 20. November datiert.
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aber war, wie die darauf ergehenden Bemerkungen Steins erkennen lassen,
noch nicht so gegliedert, wie Stein es für die Vollständigkeit und Uebersicht-
lichkeit für wünschenswert hielt. Der Auszug für September 1784 ist der
erste, der mit Deutlichkeit die einzelnen Einnahmen verzeichnet und eine ge-
naue Uebersicht der Aktiv- und Passivkapitalien gibt. Danach betrugen die
Aktivkapitalien am 1. Oktober 1784 insgesamt 2577 fl 34 kr, dabei als größter
Schuldner die unmittelbare freie Reichsritterschaft des Mittelrheinischen Kreises
mit 2100 fl. An Passivkapitalien werden zum gleichen Zeitpunkt 72500 fl aus-
gewiesen, die sich wie folgt zusammensetzen: 6500 fl aus der Seuterischen De-
bitmasse, Wetzlar, 4000 fl von Freiherrn von Ulmenstein, Weilburg, 2000 fl
von Freiherrn von Wrede, Herford, 15000 fl vom Ritterstift Bleidenstadt, 2500 fl
von Demoiselle Overlach, 11500A von Geheimrat von Zwierlein, 9000 fl von
Fräulein von Summermann, 2000 fl von der Katholischen Schulstiftung zu Wetzlar,
8000 fl von Frau Geheimrat von Zwierlein, 1000 fl von Hofrat Herth, 1000 fl
von Frau Hofrat Herth, 4000 fl von Kammergerichtsassessor von Authenried,
6000 fl von Keller Seebold, Kirberg. Die Passivkapitalien mussten mit Aus-
nahme des ersten, das zu 3’/2 °/o aufgenommen war, mit 4 % verzinst werden,
forderten also insgesamt 2867 fl Jahreszinsen.
Der Freiherr gibt in dem bereits erwähnten Bericht über seine „Ver-
waltung der Freyherlich vom Steinschen Güter von 1784 bis 1828“ 9) an, daß
bei der Uebernahme der Verwaltung nach dem Tode der Mutter die vorhandene
Schuldenmasse 89 157 fl 8 h 3 Pfg. betragen habe. „Sie war entstanden,“ schreibt
Stein dazu, „durch die Erziehungs- und Ausstattungskosten meiner Geschwister,
2) durch den Ankauf der Adelsheimischen Güter, wozu 56000 fl waren auf-
genommen worden. Durch den Verkauf einzelner Parcelen derselben waren
12 632 fl 33 h aufgebracht und diese nebst 2000 fl Erspahrung auf Ausstattung
meiner zweyten Schwester und Tilgung einer Schuld verwandt worden.“
Die Abtragung der übernommenen Schuldenmasse war naturgemäß das
Ziel des jungen Gutsherrn. Die Mittel dazu waren „die vorgefundene Wein-
und Fruchtbestände, der Holzbestand in den Wäldern, durch Sparsamkeit bc-
würkte Überschüsse der Einnahme über die Ausgabe, die durch die Einfachheit
der bis Ende 1788 dauernden väterlichen Haushaltung und mein Bemühen,
hauptsächlich von meinem Gehalt zu leben, erlangt wurden.“ Die bisher mit-
geteilten Anweisungen für die Umgestaltung der Rechnungs- und Wirtschafts-
führung, die durch die angeordnete genaue Kontrolle der Unterrendanten er-
zielte Verbesserung der Erträgnisse der Güter, die durch die persönliche Mit-
bestimmung des Freiherrn in allen einigermaßen wichtigen Angelegenheiten
noch gefördert wurde, bildeten die Anfänge zur Erreichung des Ziels.
Anfang November 1784 war Stein etwa 3 Wochen in Nassau anwesend.10)
Diesen Aufenthalt auf dem Stammsitze nahm er zur Gelegenheit, endgültig die
Rechnungs- und Wirtschaftsführung nach seinen Plänen zu ordnen. Die wich-
9) Lappe a. a. 0. 208 ff.
10) Der Oktoberbericht trägt den Vermerk: „Bey dem Hierseyn des H. Ober Berg
Rath Frh. v. Stein abgegeben.“ Die Monita zum Oktoberauszug sind vom 4. November, die
während des gleichen Aufenthaltes ergangenen Erinnerungen zu einem von Wieler entworfenen
Schema zu einer Hauptgeldrechnung vom 20. November datiert.
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