Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 52.1931

DOI Artikel:
Körner, Ernst: Die Stadt Weilburg nach dem Dreissigjährigen Kriege
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62032#0149
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Stadt Weilburg nach dem Dreissigjährigen Kriege. 143
Die Einnahmen aus dieser Gerichtskompetenz sind in den Jahrzehnten
nach dem Kriege nicht besonders hoch, da „die Armuth bey der Bürgerschaft
so gross ist, dass selten die 5 fl. gesetzt werden können“. Meist bleiben sie
unter 10 fl.
Im Jahre 1670 wurde zur Regelung vollkommen verwirrter Steuerverhält-
nisse ein neuer „hochnötiger und ausführlicher“ Steuerstock aufgestellt. Die
Tätigkeit der von der Regierungskanzlei eingesetzten Schatzungskommission,
die sich aus einigen herrschaftlichen Beamten, dem Schultheiss, Bürgermeister,
Baumeister und mehreren Mitgliedern der beiden städtischen Körperschaften
zusammensetzte, erstreckte sich durch einen ganzen Monat. Jeder Bürger musste
sein „Nahrungs- und Schatzungsbuch“ zur Nachprüfung einreichen. Am 19. Januar
1670 wurde der versammelten Bürgerschaft im Beisein der Kommission und
der beiden Körperschaften die neue Steuerveranlagung durch den Kanzleirat
Michael Caspari bekannt gegeben.
Die herrschaftlichen Mitglieder der Kommission erhielten für „ihre gehabten
labores“ eine Entschädigung von 20 fl. Der Stadtschreiber, dem durch die Auf-
stellung und Abschriften des neuen Steuerstocks und Ausstellung der Schatzungs-
zettel die Hauptarbeit zufiel, wurde ebenso wie der Schultheiss mit 10 fl. ent-
lohnt. Die Mitglieder der beiden städtischen Körperschaften mussten sich da-
gegen mit einer Zuweisung von 6 fl. 18 alb. begnügen.
Ein Teil der „jenseits der Lohn“ liegenden „verwillerten“ Weinberge und
Acker musste durch einen auswärtigen Feldgeschworenen neu ausgemessen werden,
da sie „bey der letzten Schatzung nichts ins morgen- und rutenmass kommen“.
Auch bei verschiedenen anderen Grundstücken der Weilburger Gemarkung
mussten durch diesen vereidigten FeldmesserNachmessungen vorgenommen werden.
Die für die Bestreitung der für die Schatzung erforderlichen Kosten aus-
geschriebenen Monatsgelder reichten nicht aus, die entstandenen Unkosten in
Höhe von 108 fl. zu decken.
Die von der Bedt erfassten Häuser und Grundstücke wurden nach ihrem
Wert in drei Gruppen eingeteilt: gute, mittelmässige und schlechte. Ein Morgen
guter Wiese wurde mit 10, ein mittelmässiger mit 6 und ein schlechter mit
3 fl. veranschlagt. Der Morgen guten Acker- und Gartenlandes repräsentierte
einen Steuerkapitalwert von 8, der mittelmässige von 4 und der schlechte von
2 fl. In derselben Höhe wurden die Weinberge eingeschätzt. Insgesamt nennt
dieser neue Steuerstock des Jahres 1670 ein steuerpflichtiges Vermögen und
Einkommen von rund 11192 fl., eine Summe, die sich aus folgenden Einzel-
beträgen zusammensetzte.

Parthierung (Handwerk, Geschäft usw.) . . 2296 fl.
Häuser 5797 7a
Feldgüter und Wiesen 2068
Gärten in der Stadt 279
Alte Haus- und Bauplätze 171
Vieh 554
Pferde 24

11189 Va fl.
 
Annotationen