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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 75.1964

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Cellarius, Helmut: Der Orden des Goldenen Vlieses und das Haus Nassau-Oranien
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https://doi.org/10.11588/diglit.70355#0172

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Der Orden des Goldenen Vlieses nnd das Haus
Nassau-Oranien
Mit einer Tafel
Von Helmut Cellarius
Burgundische Politik und burgundische Kultur bestimmen in ihrer eigen-
artigen Verflechtung germanischer und romanischer Elemente weithin das
abendländische Bild des endenden Mittelalters. Da die Grafen von Nassau-
Dillenburg seit Beginn des 15. Jahrhunderts durch eheliche Allianzen in den
Niederlanden als Vasallen der Herzöge von Burgund Fuß gefaßt hatten, bot
sich ihnen die Chance, an der höfisch-dynastischen Sphäre des Hauses Burgund
teilzunehmen. Das Lebensideal der ihm dienenden Adligen wurde gültig durch
den Orden des Goldenen Vlieses geprägt, zu dessen Gliedern mehrfach auch
jene nassauischen Grafen gehörten1).
Frühere Ausstellungen über den Vliesorden (Gent 1889, Brügge 1907) wie
vor allem die letzte in Brügge 1962 haben zur Kenntnis dieser Institution erheblich
beigetragen2). Die Nassau-Oranien-Ausstellung in Breda 1952, deren Katalog
bezeichnenderweise auf dem Einband das von der Halskette des Ordens um-
rahmte oranische Wappen zeigt, beschäftigt sich vornehmlich mit den nassaui-
schen Bezügen3).
Die Archive und der Schatz des Ordens wurden während der Revolutions-
kriege auf Irrwegen von Brüssel nach Wien überführt, wo sie in der Weltlichen
und Geistlichen Schatzkammer der Hofburg untergebracht sind. Doch ist
manche Quelle in Belgien und in den Niederlanden erhalten4). Zudem plant die
Stadt Brügge die Herausgabe eines dreibändigen Gesamtwerkes über die Vlies-
ritter5).
Trotz des sich immer lauter anmeldenden Gedankens der Bildung nationaler
Staaten fehlte es seit dem 14. Jahrhundert in England und Frankreich nicht an
Versuchen, das Rittertum der Zeit der Kreuzzüge durch Ordensgründungen zu
erneuern. Als der abenteuerliche Zug gegen die Türken 1396 mit der Nieder-
lage bei Nikopolis schroff endete und sein Feldherr Johann ohne Furcht nur mit
einem hohen Lösegeld seitens seines Vaters, des Herzogs Philipp von Burgund,
aus türkischer Gefangenschaft befreit werden konnte, sank der Plan einer
„chevalerie de la passion de Jesus-Christ“ ins Grab. Aber hier lag der Keim der
Verfassung jenes „Ordens vom Goldenen Vlies“6) beschlossen, der Johanns
4) Allgemein orientieren u. a.: P. J. Blök, Geschichte der Niederlande II. Bd. (1905) S. 553. —
J. Huizinga, Burgund. Eine Krise des romanisch-germanischen Verhältnisses (Vortr. 1933)
„Libelli“ (Wiss. Buchgem.) Bd. IV S. 39. -— F. Petri, Deutschland u. die Niederlande, in:
Westfäl. Forschungen 13 (1960) S. 21—35. — R. VAN Roosbroeck, Willem van Oranje, droom
en gestalte (1962) S. 9f.
2) Vgl. La Toison d’or. Cinq siecles d’art et d’histoire. Exposition 14. 7.—30. 9. 1962. Catalogue,
Brügge (1962) mit Übersicht über d. Gesch. des Ordens von Vicomte Ch. Terlinden (S. 19—33),
einer Namensliste der Ritter 1430—1962 von Ch. van Renynghe de Voxvrie (S. 35—81) und
einem Katalog ausgewählter bedeutender Stücke (tlw. illustriert) von H. Pauwels (S. 83—334)
mit reichen bibliographischen Angaben. Ebd. S. 33 die neueste Literatur. — Der vorliegende
Beitrag ist diesem Werke besonders verpflichtet.
3) Nassau-Oranje Tentoonstelling (Breda 1952) S. 37—39.
4) Kön. Bibi. Brüssel; Kön. Bibi. Den Haag, dort z. B. in der „Boekerij van Oranje Nassau“
die Hss.: Guldenvliesridderboek (Ms. 76 E 10), Livre des ordonnances de lordre de la thoison dor
(nach 1478, Ms. 76 E 12), Wapenboek der ridders van het Gulden Vlies 1431—1598 (Ms. 76 J 4).
5) Comte Th. de Limburg Stirum, Iconographie des Chevaliers de la toison d’or. Mit 1500 Porträts
und biographischen Notizen.
6) Lat. ,,Ordo Velleris aurei“, ndld. „Orde van het Gulden Vlies“, frzs. „Ordre de la Toison d’or“,
span. „Orden del Toison de oro“.
 
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