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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 75.1964

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Bericht
über die wissenschaftliche Tätigkeit des Vereins
und seiner Ortsgruppen
(Frühsommer 1963 bis Frühjahr 1964)

Hauptverein
Anfang Mai 1963 erschien der 74. Band (1963) der Nassauischen Annalen (Jahrbuch des
Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung).
Die Ordentliche Jahreshauptversammlung 1963 fand unter Vorsitz des Vereinsvor-
sitzenden Prof. Dr. H. Schoppa am 12. Mai 1963 in der Aula des Gymnasiums (Nassauisches
Schloß) zu Hadamar statt. Nach Begrüßungsworten des Bürgermeisters und des Leiters des
Gymnasiums, Herrn Oberstudiendirektors Dr. Jung, erstattete der Schriftführer Dr. O. Renkhoff
den Jahresbericht, der Schatzmeister Dr. W. H. Struck den Kassenbericht, worauf nach dem
Bericht der Rechnungsprüfer die Entlastung des Schatzmeisters folgte. Die turnusmäßig aus-
scheidenden Vorstandsmitglieder Dr. W. Bauer, Dr. F. Geisthardt und Dr. R. Leppla wurden
wiedergewählt. Es wurde beschlossen, den am 1. 1. 1961 erhöhten Mitgliedsbeitrag beizubehalten.
— In der anschließenden Öffentlichen Veranstaltung sprach Reg.-Archivrat Dr. H. Gensicke,
Darmstadt, über „Hadamar im Wandel der Zeiten“. — Am Nachmittag wurde unter Führung
von Studienrat K. J. Stahl Schloß und Stadt Hadamar besichtigt: Schloß als Dreiflügelanlage
1614—28 anstelle der 1320 begonnenen Burg errichtet von Graf Johann Ludwig von Nassau-
Hadamar; in den unteren Geschossen desN- und O-Flügels noch gotische Reste des 14./15. Jhs.;
der dreigeschossige Hauptbau durch hohe Zwerchgiebel mit Rollwerk- und Volutengiebeln abge-
schlossen; von den zwei achtseitigen Treppentürmen der Schmalflügel ist der südliche als Schloß-
turm hochgeführt; an der S-Seite zwei Erker. Im S-Flügel die Schloßkirche von 1622ff.: im Innern
als kalvinistische Kirche ausgestattet, aber wohl nie als solche benutzt; 1630 rekatholisiert. Im
O-Teil des Schlosses zwei Kapellen, die kalvinistisch blieben, da die Gemahlin Ludwigs nicht zum
Katholizismus übertrat; die Schloßkapelle im S-Flügel Mitte d. 18. Jhs. der wiedererstandenen
evgl. Gemeinde zugewiesen. —Kath. Liebfrauenkirche („Totenkirche“) durch Neuerrichtung
einer älteren Kirche vor Mitte d. 14. Jhs. entstanden; Chor mit Sterngewölbe, Mittelschiff mit Netz-
gewölbe; 1624 Höherlegung des Chors zur Schaffung einer Fürstengruft, die später in die Franziska-
nerkirche verlegt wurde.Barocke Ausstattung von Anfang d. 18. Jhs. durch die Hadamarer Schnit-
zerschule, die durch die Brüder Joh. Theodor und Joh. Nikolaus Düringer (Thüringer), Martin Volk
u. Joh. Neudecker d. Ä„ Angehörige fränkischer Familien, begründet wurde. Neudecker, bekannt
durch seine Arbeiten in Fulda (s. Fuldaer Geschichtsbll. 22. Jg. 1929 Nr. 2—5), hat seine Werk-
statt in Hadamar eröffnet. Seit Anfang d. 18. Jhs. arbeitete Nik. Düringer außer in Hadamar auch
im Siegener Raum, um dann etwa 1730 ganz nach Olpe überzusiedeln, wo sein Bruder Theodor
nur gelegentlich tätig war. Kanzel u. Hochaltar (wie auch Kanzel u. Hochaltar in der Limburger
Anna-Kirche) von Mart. Volk; der Limburger Hochaltar in Zusammenarbeit mit Theod. Düringer.
— Pfarrkirche St. Johann Nepomuk (ehern. Jesuiten-Kirche) von 1753/55. — Franzis-
kaner-Kirche von 1658/66. — Herzenberg-Kapelle von 1675/91 (Beisetzung der Herzen
mehrerer nassauischer Fürsten). ■—■ Ausbau der Stadt durch Graf (Fürst) Johann Ludw. von
Nassau-Hadamar (1606—53). Oberer Marktplatz mit Bauten des 18. Jhs.; den oberen Abschluß
des Untermarktes, früher auch Römer genannt, bildet das 1639/43 errichtete Wohnhaus (mit
italienischem Fruchtschmuck) des Landschultheißen u. Amtmannes v. Neuser, das seit 1818 als
drittes Rathaus verwendet wurde. — Anschließend Fahrt zur Besichtigung von weiteren Zeug-
nissen der Hadamarer Schnitzerschule, gleichfalls unter Führung von Studienrat K. J. Stahl:
Niederzeuzheim: Romanischer W-Turm, Schiff 1726; Hochaltar gutes Beispiel der Hadamarer
Schnitzerschule; zwei Seitenaltäre ca. 1740; Portal 1737; Taufstein 1681. — Frickhofen: Pfarr-
kirche 1732—34 mit gleichzeitigem Hochaltar, dem mächtigsten, der aus den Hadamarer Werk-
stätten hervorgegangen ist; Kanzel 1736; zwei Beichtstühle 1739; Taufstein 1653. 1954 erweitert
durch einen Einbau. — Dorchheim: Nikolaus-Kapelle (Filiale von Frickhofen; 19. Jh. Pfarrei; seit
1906 Friedhofskapelle; renoviert in den letzten Jahren): von der romanischen Basilika das flachge-
deckte Mittelschiff (Balkendecke um 1520) mit je drei Fenstern im Obergaden u. Rundbogenpforte
in der S-Wand und der tonnengewölbte Rechteckchor erhalten; spätgotische Pforte und zweiteilige
spätgot. Fenster um 1520; spätgot. W-Empore, barocke Seitenempore; Fresken des 15. Jhs.; herr-
liche Holzschnitzerei von Ende d. 15. Jhs. an den Pfeilern des Schiffs; Galerie von 1707. R.

Im Laufe des Sommers 1963 hat der Verein neun weitere Fahrten unternommen:
 
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