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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 75.1964

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Die Lahn als Schiffahrtsweg im 19. Jahrhundert
Mit einer Kartenabbildung
Von Konrad Fuchs
I.
Im Rahmen des handelspolitisch Möglichen kam der Lahn bereits lange vor
Beginn des 19. Jahrhunderts eine nicht unwesentliche Bedeutung zu. Dies ist
wohl in erster Linie der Tatsache zuzuschreiben, daß sie in einem dem Verkehr
nicht gerade günstigen Landstrich eine verhältnismäßig sichere Verbindung aus
dem oberhessischen Raum zum Rhein darstellte, trotz der zahlreichen Schwierig-
keiten, die der Schiffahrt auf der Lahn sowohl aus der naturgegebenen1) als auch
aus der politischen Situation erwuchsen2).
In welchem Umfang die Lahnschiffahrt in ihren Anfängen betrieben wurde
und in welche Zeit die Anfänge fallen, läßt sich mit Gewißheit nicht sagen. Doch
darf als sicher angenommen werden, daß der Lahnschiffahrt schon sehr früh zu-
mindest eine lokale Bedeutung zukam.
Soweit nachweisbar, kann von Versuchen, eine Schiffahrt auf der Lahn zu
bewerkstelligen, die über den lokalen Rahmen hinausging, seit der Mitte des
17. Jahrhunderts gesprochen werden. Im Jahre 1653 nämlich schlug Landgraf
Georg von Hessen allen an der Schiffbarmachung der Lahn interessierten Reichs-
ständen vor, in der Reichsstadt Wetzlar zusammenzukommen, um zu beraten,
wie die Lahn der Schiffahrt dienstbar gemacht werden könnte3). Doch kam es
nicht zu der vorgeschlagenen Beratung. Die Angelegenheit blieb mehr als 30 Jahre
lang, bis zum Jahre 1687, auf sich beruhen. In diesem Jahre schlug der Trierer
Kurfürst Hugo von Orsbeck vor, „den ganzen Lahnfluß mit Zuziehung der
nötigen Deputierten durch zwei Werk verständige untersuchen und besichtigen
und jene Kosten berechnen zu lassen, welche die bequeme Schiffbarmachung
dieses Flusses veranlassen dürfte“4). Doch auch dieser zweite Versuch, die Schiff-
barmachung der Lahn in die Wege zu leiten, schlug fehl. Wiederum dauerte es
mehr als 30 Jahre, bis die Angelegenheit erneut in Anregung gebracht wurde, die
auch diesmal wieder von Kurtrier ausging. Im Jahre 1720 wurde von kurtrieri-
scher Seite vorgeschlagen, die Mosel und Lahn zu regulieren, um hierdurch Han-
de] und Gewerbe des Moselgebiets mit dem an der Lahn zu verbinden. Diesem
Vorschlag lag zweifellos die Absicht Kurtriers zugrunde, seine weit auseinander-
gezogenen Territorien an Mosel, Rhein und Lahn einander näher zu bringen. Dies-
mal kam es nun wirklich zu einer Konferenz in Limburg, wohin 12 an dem Plan
interessierte Reichsstände ihre Deputierten entsandten. Die positive Einstellung
aller Anwesenden dem Projekt gegenüber schien nunmehr dessen Verwirklichung
zu ermöglichen. Nachdem man dreimal getagt hatte, zerschlugen sich die Pläne
aber dann doch wieder, „weil ein unseliger Rangstreit zwischen den Abgeordneten
entstand, einige Deputierte von der Besorgnis eines allzu großen Kostenaufwan-
x) Vgl. hierzu F. Tichy, Die Lahn, Geographische Grundlagen einer Wasserwirtschaft, Diss.
Marburg 1951 S. Hf. (Lage u. Grenzen) und S. 57 (Hochwasser der Lahn, a Häufigkeit u. Größe
der Hochwasser).
2) Vgl. hierzu die Karte, die dem Werke von C. Spielmann, Geschichte von Nassaul (1910) als
Anhang beigegeben ist.
3) F. A. de Gavarelle, Abhandlung über die Schiffbarmachung der Lahn, Nahe, Mosel, Saar
und anderer mittlerer u. kleinerer Flüsse (1806) S. 2.
4) Ebd. S. 3 (Die Trierer Kurfürsten und Erzbischöfe mußten wegen der im Raum Limburg
gelegenen Teile ihres kurfürstlichen Besitzes ein besonderes Interesse an einem Ausbau der Lahn
als Schiffahrtsweg zumindest bis Limburg haben, da diese dadurch mit den Besitzungen am Rhein
eine günstige Verbindung erhielten).
 
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