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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 75.1964

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Literaturbesprechung
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https://doi.org/10.11588/diglit.70355#0300

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270

Literaturbesprechung

Der vorliegende Band hat durch mehrfachen Wechsel im Mitarbeiterbestand und durch die
tragischen Todesfälle der beiden Hrsg. Dr. W. Zimmermann und Prof. Dr. F. v. Klocke sowie
eines der wichtigsten Mitarbeiter, Prof. Dr. A. K. Homberg, eine längere Anlaufzeit benötigt. Von
letzterem jedoch stammt noch die geschichtliche Einleitung zu dem Westfalen-Teil, auf den es uns
hier ankommen soll. Und innerhalb Westfalens muß uns vor allem das bis 1815 zu Nassau gehörige
Siegerland interessieren. Dessen Geschichte konnte in Hombergs Einleitung „Zum geschichtlichen
Werden des Landes Westfalen“ (58 S.) natürlich nur kurz gestreift werden. Aber auch im Verhält-
nis zum Ganzen kommt das Siegerland doch wohl zu kurz: längere Ausführungen gelten lediglich
der Industrie (S. XCVIIIf.).
Die Einzelartikel über die geschichtlichen Stätten des Siegerlandes stammen durchweg
von dem Siegener Museumsdirektor Dr. Wilhelm Güthling, dem als Vorgeschichtler der
Münsterer Museumsdirektor Dr. Hans Beck sekundiert. So schreibt der Historiker über die Orte
bzw. Burgen Altenseelbach, Bürbach, Burgholdinghausen, Ferndorf, Freudenberg, Ginsburg,
Grund, Hainchen, Hilchenbach, Müsen, Obernetphen, Siegen und Weidenau, ferner über das Gut
Charlottenthal (Charlottenhof), die Eremitage, das Schloß Junkernhees, das Stift Keppel und den
Lahnhof; der Prähistoriker über die Ringwälle auf dem Hohenseelbachskopf (unter Altenseel-
bach), bei Bürbach, auf dem Kindelsberg, bei Niedernetphen und die mächtige „Alte Burg“
(unter Obernau). Die Artikel sind, wie sich’s im vorhegenden Falle gehört, äußerst gerafft und
halten jeder Kritik stand. Zu kurz scheint mir allerdings der über Siegen geraten zu sein. Wilns-
dorf fehlt leider, obwohl es auf der Karte genannt ist. Bei Weidenau bleibt die durchgehende
nassauische Landesherrschaft unerwähnt. Unter Siegen fehlt der Verweis auf Charlottenthal.
Wichtigere Landschaftsbegriffe — wie Siegerland, Freier Grund, Hickengrund — oder Sachbe-
griffe — wie Straßen, Gaue usw. — hätten, analog etwa den Ringwällen eigene Artikel verdient.
Bezüglich der Stichworte „Nassau“ usw. und „Oranien“ des Personenregisters hätte sich für den
Verlag die Heranziehung des Siegener Mitarbeiters empfohlen. R.

III. Stadt- und Ortsgeschichte
Festschrift anläßlich der Konsekration der renovierten Pfarrkirche zu Arzbach. Am Feste der
Apostelfürsten Petrus u. Paulus 1963. 30 S„ 8 Tfn.
Die 1751/53 erbaute Pfarrkirche zu Arzbach im Unterwesterwaldkreis ist in den Jahren
1962/63 gründlich renoviert worden. Uber diese Erneuerungsarbeiten wird in der zu ihrer Weihe
erschienenen Festschrift durch den Pfarrer K. Alzen (S. 24—26) und den Architekten 0. B ALMERT
(S .27—29) berichtet. Die Ausstattung, größtenteils aus der Bauzeit der barocken Kirche, wird
von Dr. W. Belz (S. 19—23) beschrieben. Künstlerischer Wert kommt am ehesten den Figuren
der Immaculata und des hl. Petrus zu. (Das Attribut des hl. Paulus, das Schwert, (S. 20) bezeichnet
selbstverständlich sein eigenes Martyrium, nicht sein Vorgehen gegen die Christen.)
Doch wird die Festschrift hier bekannt gemacht vor allem wegen der geschichtlichen Be-
schreibung „Aus der Geschichte der Aust“ von Dr. Hellmuth Gensicke (S. 6 18). Als „Aust“
wird seit alters und heute im Volksmund das Kirchspiel Arzbach bezeichnet. In dieser 959 erst-
mals bezeugten Bezeichnung („Ouwuza“) hat sich der alte Name des Emsbaches erhalten, der
erst in jüngerer Zeit nach Bad Ems, der größeren Siedlung an seiner Einmündung in die Lahn,
benannt worden ist, dessen Oberlauf und Quellbereich aber das Kirchspiel „die Aust“ oder Arz-
bach bilden. Das Kirchspiel umfaßt die Dörfer Arzbach, Kadenbach und Eitelborn mit Neuhäusel,
die Höfe Denzerhaid, die Sporkenburg, das Sporkenthal, Bierhaus und wohl auch drei wüstge-
wordene Orte. Die Aust hat einst zum Kirchsprengel der 959 geweihten Kirche zu Humbach-
Montabaur gehört. Die Trennung von dieser Mutterkirche macht G. für Anfang des 13. Jhs.
wahrscheinlich; denn aus dieser Zeit muß die Vorgängerin der Barockkirche, die „Rübelskirche“,
stammen, die auf dem Boden des Römerkastells „Arzbach-Aust“ errichtet und deren gegen 1860
abgebrochener Chor tlw. aus römischen Backsteinplatten erbaut war. Arzbach selbst wird erst-
mals 1235 im Zusammenhang mit den Wunderheilungen am Grab der hl. Elisabeth in Marburg
genannt. An Hand aller archivalischer Nachrichten schildert G. eingehend und übersichtlich die
Entwicklung des Kirchspiels und des Kirchspielgerichts, die Entstehung und Verfassung und den
Werdegang der Gemeinden, die Herrschafts- und Besitzverhältnisse, das Schulwesen und das
Wirtschaftsleben. IC
Helmut Caspary: Dausenau. Geschichte und Gegenwart. Frankfurt a. M.: Selbstverlag 1963.
56 S., 43 Abb. (Die Lahn, Bd. 1.) DM 5,80.
In dem vorzüglich ausgestatteten und bebilderten Bändchen ist die Geschichte nur ein flüchtig
behandeltes Beiwerk. DemVerf. ist das landesgeschichtliche Schrifttum fast völlig und selbst die
kleine Schrift von A. Henche, Alt-Dausenau a. d. Lahn (bis 1800), 1936, unbekannt geblieben.
Er hat zwar das Pfarrarchiv und das reichhaltige Gemeindearchiv benutzt — bei geringer Vertraut-
heit selbst mit Schriften des 17. Jhs., wie Abbildung und Transskription S. 11 es dartun, jedoch
mit geringem Nutzen. Aus der Fülle der kleinen Versehen sei nur auf S. 22 Saccerius statt Sarcerius,
 
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