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man sein Bild in den Schaufenstern zwischen denjenigen der Tagespolitiker zu sehen bekam, mit denen
er auf ganz gespanntem Fuss lebte.
* *
*
Noch liegt es uns ob, über den Besitz und den Umfang der Korrespondenz Einiges bei-
zufügen. Der ganze reichhaltige Hess’sche Nachlass, aus dem schon Herr Prof. Dr. Baechtold geschöpft
hat, ist das pietätsvoll bewahrte Eigenthum der Enkelin von David Hess, Frau Prof. Marie Steffensen-
Burckhardt in Basel, und wir verdanken ihrer Freundlichkeit die unbeschränkte Ueberlassung desselben
zum Zwecke der Veröffentlichung. Es befindet sich dabei äusser den Hess-Wagner’schen Briefen und
ebenso umfangreichen Korrespondenzen mit dem Orient-Reisenden Mayr von Arbon, Hofrath Buel, Dr. Ebel,
Oberst Ludw. von Wurstemberger u. a., vor allem noch der ganz besonders fesselnde und werthvolle Briefwechsel
mit Hessens vertrautestem Freunde, Ulrich Hegner in Winterthur. Im Zürcher Taschenbuch für 1889 ist die
Veröffentlichung desselben vom Bearbeiter dieses Neujahrsblattes ebenfalls begonnen worden und kann
der Korrespondenz mit Wagner nach manchen Seiten zur Ergänzung dienen, da letzterer auch mit
Hegner bekannt war und ihm grosse Verehrung widmete. In dem vom 14. Oktober 1835 datirten Briefe
von Hess an Hegner theilt der erstere seinem Freunde in Winterthur Wagner’s Tod mit und auch an
andern Orten wird sein Name in der Korrespondenz genannt. Hegner schreibt von Wagner hinwieder
in seinen Aufzeichnungen über Freunde: «Sigmund Wagner. Ein alter eingefleischter Kunstfreund.
Ledigen Standes und wie alle alten Knaben genau und pünktlich. Ich handelte mit ihm um Gemälde
und Stettler’sche Handrisse, sah ihn in Bern und in Winterthur. Ein rechtlicher Mann.»
Die Gesammtzahl der Wagner’sclien Briefe beträgt 176 und es reichen dieselben vom 20. Mai 1803
bis 6. März 1835, sechs Monate vor Wagner’s Tod. Von den Hess’schen Briefen scheinen leider nur
wenige von Wagner aufbehalten und nach seinem Tolle von den Hinterlassenen an Hess retournirt
worden zu sein, was umsomehr zu bedauern ist, als die paar vorhandenen Blätter voll Gehalt und
musterhaft in der Form sind. Vielfache Nachfragen in Bern nach weitern Bruchstücken dieser Korrespondenz
sind resultatlos geblieben, dagegen fanden sich im Basler-Nachlass noch Konzepte oder Duplikate mehrerer
längerer Briefe vor, denen Hess selbst, um ihrer besonders sorgfältigen Ausarbeitung und ihres Inhalts
willen offenbar grossem Werth beigemessen hatte. Wir fügen dieselben am richtigen Ort der Kor-
respondenz ein.
Die individuellen Empfindungen bei der Lektüre und Beurtheilung solcher Schriftstücke aus älterer
Zeit gehen natürlich weit auseinander; da jedoch in der hiesigen Künstlergesellschaft die bruchstück-
weise Mittheilung dieser Briefsammlung bereits mit allseitigem Interesse aufgenommen worden ist, darf
der Herausgeber hoffen, damit auch anderwärts Freude zu machen und an seinem Orte mit beizu-
tragen , das Andenken des verdienten Berners und des ebenso liebenswürdigen als feinsinnigen
zürcherischen Mitbürgers zu ehren, dessen Leistungen in der deutschen Literaturgeschichte bis jetzt
noch keineswegs die verdiente Beachtung gefunden haben. F. 0. P.
 
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