Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der Kurpfalz (3.1898)

I.

Wiewohl die unvergleichliche Heidelberger Schloßruine schon
längst das Ziel zahlloser Reisenden bildet, wiewohl sie häufiger denn
jede andere in Bild und Wort, in Dichtung wie in Prosa verherr-
licht ist, beginnt man doch erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit, ihre
Bauten sachmännisch zu ergründen, die Überlieferungen der Quellen
zu sammeln und die gewonnenen Ergebnisse kritisch zu bearbeiten.
Aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts ist vor allen zweier
Männer, nämlich des Professors Th. A. Leger und des damaligen
Nniversitätsgärtners I. Metzger in Heidelberg zu gedenken, die,
ersterer mehr vom geschichtlichen, letzterer vom topographischen Stand-
punkte aus, in jetzt freilich veralteten, einstens aber auf der Höhe
der Zeit stehenden Werken Ü auch weitere Kreise für die Vergangen-
heit und den Glanz des Schlosses zu begeistern wußten. Leider
fanden diese Schriftsteller lange keine ebenbürtigen Nachfolger. Erst
durch Professor B. Stark, der 1861 einen Vortrag „Das Heidelberger
Schloß in seiner kunst- und kulturgeschichtlichen Bedeutung" erscheinen
ließ/) wurde, obgleich er vielfach, besonders in geschichtlicher Hinsicht
jetzt aufgegebene Ansichten vertrat, doch auf wesentlich neue Gesichts-
punkte hingewiesen. In Folge der Gründung des Schloßvereins

1) Leger, Führer für Fremde durch die Ruinen des Heidelberger Schlosses,
Mannheim 1815. Vermehrte und verbesserte Auflagen erschienen 1819, 1837,
1849 und 1860. Metzger, Beschreibung des Heidelberger Schlosses und Gartens,
Heidelberg 1829.
2) Zuerst in von Sybel's Historischer Zeitschrift 6, 93—136, dann nach
Starks Tode abgedruckt in den Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses
von Rosenberg S. 9—43.
N. Arch. f. d. Gesch. d. St. Heidelberg III.