Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neujahrsblatt des Kunstvereins und des Historisch-Antiquarischen Vereins Schaffhausen: Schaffhauser Deckenplastik — Schaffhausen: Verlag des historisch-antiquarischen Vereins und des Kunstvereins, Band 18.1913

DOI Heft:
Haus zur Hagar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53837#0012
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
<! 34 >

0

Rrnnnenanlagen! Und wie fein und zweckerfüllt alle die Einzelheiten! Unten die
breitbogigen, einfach glatten Erdgeschoße mit ihren praktischen Auslegeläden, in gedrun-
gener Form, gestützt von Strebepfeilern, nnd hie und da unterbrochen von sänlen-
geschmückten Toreingängen, oben die breitflächigen Geschosse, mit den wenig hohen,
gotischen, einfacher oder reicher gruppierten, rnndscheibigen Fensteröffnungen, in ihrem
Zusammenhang im ersten Etock reizvoll unterbrochen von sknlptierten, weit ausladen-
den Erkern, nnd diese, wie die die Fronten abschließenden, ausragenden Dachgesimse
mit Wasserspeiern versehen. Damit abwechselnd an den Akauerflächen die leuchten-
den Fresken mit ihren sinnigen j)hantasiebildern, nnd über all dem eine lachende
worgensonne nut ihrem goldigen Epiel in den feinen, ans der Etraße aufsteigenden
Dunstschleiern.
^>o bildete die bsagarfassade einen wesentlichen Teil des schönen Etraßenbildes.
Unten zwischen breiten Aalksteinpfeilern vier größere nnd kleinere Rogenöffnungen, davon
eine die Einfahrt bildend; im t Etoch ungefähr an der gleichen Etelle des jetzigen
profanhölzernen, ein reicher, sknlptierter, mit Wappen nnd Lsermen geschmückter Erker,
den Lsauptranm des Uanses andeutend; daneben und darüber bis ins 5. Stockwerk
teils ein-, teils dreiteilige, zierliche Fensteröffnungen. Die weitausladende Gesimsbekrönnng
mit der schweren, durch flotte Wasserspeier gezierten Wasserrinne, seitlich am Aarst-
gäßchen mit dein flott abgebngten, gotischen Lsolzvorban dem Giebel entlang die Tiefe
lind die Uöhe des Gebäudes bis zum First und zur andern Dachtraufe bezeichnend.
Die flotte Freskenmalerei tauchte dann das schöne Architekturbild zur Uollenduug des
Kunstwerkes noch in seine Farbenpracht.
beider ist von all dieser äußern Herrlichkeit nur weniges übriggeblieben, vor
allem der räumliche Umfaug des Dauses. Ein radikaler Umbau im Jahre f836
räumte auf. Es scheint begreiflich, daß die Fassadenmalerei, weil gegen Westen ge-
kehrt, abgewettert war, nnd daß man entweder die finanziellen oder dann die künst-
lerischen Wittel, auch wohl das Verständnis nicht besaß zur Wiederherstellung. Aber
daß zugleich die ganze feine Frontarchitektur mitsamt dem schönen Erker weichen mußte,
ist uns ein Rätsel. Etatt der in intimer weise die Räume und ihre Redeutung charak-
terisierenden, ungleichmäßigen Fenstergrnppierungen beherrschte von da ab ein nüch-
terner Gleichmäßigkeitstvpus die Fassade in den Stockwerken vom Gesims bis zum
Etraßenpflaster. Die jetzige Eandsteinarcbitektur des Erdgeschosses stammt von einem
weitern Umbau ans dem Jahre f8^6, wo wenigstens die zwei Uauptportale wieder
einen bogenförmigen Abschluß erhielten.
Daß die offenbar in vielen Uorderränmen seiner Zeit bestehende Innenausstattung
unter den „Renovationsarbeiten" von anno f836 außerordentlich stark Rot gelitten, ist
nur zu begreiflich. Don dem einst vorhandenen großen Flnr im Erdgeschoß stehen
noch einige eingemauerte, profilierte Uolzpsosten. Das Treppenhalls behielt hingegen
wenigstens seit Witte des l c - Jahrhunderts seinen sAatz; ebenso blieb die Einteilung
 
Annotationen