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Noack, Ferdinand
Eleusis: die baugeschichtliche Entwicklung des Heiligtumes ; Aufnahmen und Untersuchungen (Text) — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.5217#0027

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16

III.

Das älterarchaische Heiligtum (Taf. 14).







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1. Das Telesterion.

Als der Kult das erste geschlossene Gebäude forderte, blieb die Terrasse der dafür gegebene Platz.
Aber es griff bereits etwas auf den westlichen, höher gelegenen Felsboden über. Seine geringen Reste
wurden bei der Ausgrabung sofort richtig erkannt: I—Ix—12 ™ Plane A Pr. 1884 und S. 75. Die
neue Aufnahme des Telesterion Taf. 3 gibt innerhalb des pisistratischen Gebäudes, zwischen den
Säulenbasen oder deren Fundamenten aus den verschiedenen Bauperioden, auch die Mauerlinien dieses
Altbaues A—A 1—A 2. Das Verhältnis seiner Höhenlage zum pisistratischen Neubau veranschau-
lichen die Schnitte auf Tafel 1, AB und 2 oben. Die bekannte SW-Ecke, die allein noch einen Begriff
von seiner soliden Bauweise vermittelt, wurde 1906 bis unter die (sehr geringen) Fundamente wieder
freigelegt (A. I, 4), vgl. Abb. 6, Taf. 2 Mitte und 21, a.

Diese Mauer aus eleusinischem, graublauem
Kalkstein zeigt das am eindrucksvollsten durch die
große Stützmauer der Tempelterrasse in Delphi ver-
tretene Kurvenpolygonalwerk, das nicht nur
geradlinig bekantete Polygone verbindet, sondern
Stoßfugen und Auflageflächen in gekrümmten Linie
anlegt. Gegen die Ecke selbst geht, wie bei allem
Polygonalwerk, aus Gründen der Stabilität die
Fügung zu wagerechten Lagerflächen und teilweise
völlig rechteckigen Schichtsteinen über.

Über diese Steinfügung sei hier gleich das
Nötigste gesagt. Wohl zu unterscheiden sind von
ihr Bildungen wie z. B. an der Mauer der Aspis von Argos, wo die oberen Lagerfugen einer Reihe
von aneinander schließenden Polygonen, die an sich geradlinig sind, sich zu längeren, flach aufgebogenen
Kurven verbinden (BCH. 31, 1907, 152 Fig. 30*)). Um von der delphischen Mauer auszugehen
(Fouilles de D. II, 2 S. 158, Fig. 122—124; Bourguet, Delphes, 121, 139; Pomtow, Beitr. z. Topogr.
v. D. 1889, Taf. 3, 5, 6, 9 und jetzt R.-E. Suppl. IV, 1393 f., Phot. d. Inst. Delphi 4), so sind die
meisten ihrer Steine gar nicht Polygone im strengen Sinn. Es gibt an diesen hunderten von Blöcken
fast keine geradlinige Begrenzung. Wohl hat jeder Stein seine winklig bekanteten Ecken, aber sofort
biegt und schwingt sich dann der Kontur, hier konvex, dort konkav oder in irgendwie s-förmiger wel-
liger Buchtung weiter von einem Blocke zum anderen, in jeder Richtung. Wenn schon im gerad-
bekanteten Polygonalwerk jedes Glied für seine Stelle besonders hergerichtet werden mußte, so konnte
hier kein oberer Stein behauen und angepaßt werden, ehe nicht ein Abdruck der Oberkante des unteren
und der Nachbarn genommen und auf ihn übertragen war Ein solcher Abdruck der Fugenlinien mit
biegsamen Bleibändern ist uns von Aristoteles als eine lesbische Technik überliefert: jry; Aeoßiaq oi-
Koboufis 6 uoXißbivoq kccvujv (Eth. Nicom. e, 14, 1137b, Z. 30). Die richtige Erklärung hat schon P. W,

') Ähnliches in Ägypten, Choisy, L'art de bätir chez les Egyptiens, 21 f. Taf. I; Durm 3, nof., wo aber die delphische
Technik mit Unrecht in Beziehung zu den ägyptischen Beispielen gebracht wird. Jetzt Pomtow, R.-E. Suppl. IV, 1396, 1.

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Abb. 6. Ecke des Altbaues.
 
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