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Noack, Ferdinand
Eleusis: die baugeschichtliche Entwicklung des Heiligtumes ; Aufnahmen und Untersuchungen (Text) — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.5217#0324

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Fassungsvermögen der Getreidespeicher. Die Zeit des eleusinischen Zehntengesetzes. 313

in den verschiedenen Lagern des röm.-german. Limes sowie eines britischen Lagers Maßstäbe der
Proviantamtsordnung des deutschen Heeres zugrunde gelegt, wonach bei einer durchschnittlichen
Schüttungshöhe von 1,10 m für eine Tonne Weizen 1,333 qm, für eine Tonne Gerste 1,825 qm er-
forderlich wären (S. 32). Der Anspruch an Lagerfläche konnte demnach auch in Eleusis schwanken,
je nachdem diese oder jene Getreideart überwog; denn es ist sowohl Weizen wie Gerste eingeliefert
worden (Syll.2 II, 587 Z. 264f.).

Machen wir nun einmal die Probe und belegen jene errechnete Lagerfläche halb und halb mit
Weizen und Gerste, so werden auf je 50 qm an Weizen (50: 1,333 =) 37.5, an Gerste (50: 1,852 =)
28,5 Tonnen unterzubringen sein. Legen wir umgekehrt die Gesamtmenge des i. J. 329/28 v. Chr.
nachgewiesenen Getreides zugrunde, rund 1200 Medimnen (Kunst, B. ph. Woch. 1919, 498), die Me-
dimne zu 51,89 Liter, so sind das 62 268 Liter = rund 62 Tonnen. Weizen und Gerste wieder zu
gleichen Teilen angesetzt, so erfordern 31 Tonnen Weizen (31 x 1,333) = 41,323 qm und 31 Tonnen
Gerste (31 x 1,825 ==) 56,575 qm, zusammen 97,898 qm. In diesem Falle hätten demnach bereits
die 100 qm Lagerfläche einer Etage ausgereicht. Wenn bei überwiegender Einlieferung von Gerste
bzw. überhaupt einem größeren Eingange der dnapxn mehr Raum benötigt wurde oder wenn von der
oben angenommenen Lagerfläche in jeder xwpci etwa noch ein gewisser Streifen als »Arbeitsfläche«
abgehen sollte, von der aus die Magazinarbeiter das Getreide »umstachen« (a.a.O. 32), so würde
die obere Etage für solche Verschiebung der Getreidemengen noch reichlichen Platz geboten haben.

Schließlich sei noch der merkwürdige Zufall erwähnt, daß die (nach der Proviantamtsordnung,
a. a. O Beil. 30, S. 40) vorschriftsmäßige lichte Höhe der Schüttböden, 2,80 m, mit derjenigen der
beiden Etagen unserer Pfeilermagazine zusammentrifft.

144a. Zu den o. S. 195 angeführten Darstellungen von Getreidespeichern tritt aus dem
ägäischen Kulturkreise jetzt die bekannte Büchse von Melos (jetzt in München), die von F. Oel-
mann A.M. 50, 1925. 22 f. überzeugend als Modell einer Kornspeicheranlage gedeutet worden ist.

Anhang XXIV.

Die Zeit des eleusinischen Zehntengesetzes.
Von Alfred Körte.

145. Das umfangreiche Gesetz, welches die Darbringung des Getreidezehnten an die eleusinischen
Göttinnen gemäß den Vorschlägen einer Kommission (guYYpaqpeiq) neu regelt I), wurde lange Zeit
einstimmig in die perikleische Zeit gesetzt2). Als ich es dann dem Jahre 418 zuwies (A. M. 21, 1896,
320 ff.), fand mein Ansatz zunächst viel Zustimmung 3), bis Ludwig Ziehen erkannte, daß mein Be-
weis ein Loch habe 4). Mein sachliches Hauptargument war, daß die emffTctTai 'EXeuo"ivö6ev in den
Jahren 422—18 nur ganz geringe Beträge, für 421/20 6 Drachmen, für 420/19 31 Drachmen arrö toO
0itou Tfjq cttrapxrji; toiv 8eoTv zu buchen haben (IG. I2 311), und ich schloß daraus, daß das große
Zehntengesetz in den Jahren 422—18 noch nicht in Kraft gewesen sei, sondern gerade der in jener
Rechnungsurkunde offenbarte klägliche Zustand des Zehntenwesens den Staat bewogen habe, dem

■) IG. I* 76, Syll.3 83. Ziehen, Leg. gr. s. II, i, Nr. 4, S. 19.

2) Im einzelnen schwankten die Ansätze innerhalb der Jahre 445 und 435, s. A. M. 21, 1896, 320, Anm. 1.

3) Ich nenne nur Ed. Meyer, Forsch, z. alt. Gesch. II, 99, 1 und Hiller v. Gaertringen, R.-E. IV, 2558. Unentschieden
äußerte sich Dittenberger Syll.2 20.

4) Ber. des Deut. Höchst, zu Frankfurt a. M. 1899, 212, 16. Leg. gr. s. Nr. 4 S. 21 f.

N o u c k , Eleusis. 40
 
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