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Treffeisen, Jürgen [Editor]
Landesherrliche Städte in Südwestdeutschland — Oberrheinische Studien, Band 12: Sigmaringen: Thorbecke, 1994

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Treffeisen, Jürgen: Aspekte habsburgischer Stadtherrschaft im spätmittelalterlichen Breisgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.52730#0164
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JÜRGEN TREFFEISEN

Eigenguts. In der Gegend östlich und westlich des großen Hardtwaldes im Oberelsaß2
zwischen Basel und Straßburg lag der zweite Besitzschwerpunkt, von dem aus sich das
Interesse auf die rechte Rheinseite ausweitete3. Mit der Rheinfeste Limburg bei Sasbach war
auch schon früh der Zugang zum Breisgau gesichert4. Mit dem Erwerb der Vogteien über
Säckingen (1173), St. Blasien (1254) und die Schwarzwaldleute im Albgau sowie der Verpfän-
dung Breisachs und Kaisersbergs sowie weiteren Erwerbungen in anderen Regionen konnten
Rudolf von Habsburg und sein Geschlecht in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zur
bedeutendsten Macht in Südwestdeutschland aufsteigen. In dieser Phase trat die habsburgische
Hausmachtpolitik hinter der Reichspolitik zurück. Für Rudolf stand die Wiedererrichtung des
Herzogtums Schwaben, der mächtigste Pfeiler der staufischen Königsmacht, im Mittelpunkt
seines Interesses5. Der Oberrhein als Randzone des Herzogtums geriet zunächst in den
Hintergrund. Die Käufe von Engen und Hewen an der oberen Donau, Mengen, der
Grafschaft Friedberg, der Grafschaften Sigmaringen und Veringen, Riedlingen sowie Teck mit
der Stadt Kirchheim waren Erfolge habsburgischer Bemühungen. Um 1300 bestanden die
habsburgischen Besitzkomplexe im wesentlichen im Oberelsaß, im Schweizer Gebiet zwi-
schen den Alpen und dem Südschwarzwald sowie im Bereich von Donau und schwäbischer
Alb. Ab der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts richtete sich das Augenmerk des Geschlechts
wieder auf das rechte Oberrheingebiet. Neben einer Anzahl kleinerer Gewalten - weltliche
und klösterliche Herrschaften - waren hier vor allem die Grafen von Freiburg und die
Markgrafen von Hachberg ihre Gegenspieler. Insbesondere während des 14. Jahrhunderts
glückten den Österreichern zahlreiche Arrondierungen im Breisgau: Schon vor dem Erwerb
1273-1493. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters, Wien, Köln, Graz 1988; D. Speck,
Die vorderösterreichischen Landstände im 15. und 16.Jahrhundert. Zu Geschichte, Institution und
Wirkungsbereich der Landstände in Elsaß, Sundgau, Breisgau und Schwarzwald, Diss. phil. (Masch.)
Tübingen 1991, hier S. 11-15 (eine Druckfassung ist in Vorbereitung); J.Treffeisen, Die Breisgaustädte
Freiburg, Kenzingen und Endingen werden habsburgisch: Untersuchung zu den Ereignissen der 1360er
Jahren, erscheint in: ZBreisgauGV (Schau-ins-Land) 113 (1994).
2 Zur habsburgischen Herrschaft im Elsaß siehe G. Bischoff, Die markanten Züge des österreichischen
Elsaß, in: H. Maier, V. Press (Hgg.), Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, Sigmaringen 1989,
S. 271-283 und die dort angegebene Literatur.
3 Inwieweit die Habsburger als Nachkommen des Grafen Guntram zu sehen sind, der bis zur Mitte des
10. Jahrhunderts einer der großen Gegenspieler Otto des Großen war, soll hier nicht weiter diskutiert
werden; vgl. zu dieser Problematik T. Zotz, König Otto I., Graf Guntram und der Breisgau, in: ZGORh
137 (1989) S. 64-77 und die dort angegebene Literatur (S. 65, Anm. 5).
4 K. Schmid, Sasbach und Limburg. Zur Identifizierung zweier mittelalterlicher Plätze, in: ZGORh 137
(1989) S.33-63.
5 Siehe hierzu u. a. J. Sydow, Landesherrliche Städte des deutschen Südwestens in nachstaufischer Zeit,
in: B. Diestelkamp (Hg.), Beiträge zum spätmittelalterlichen Städtewesen (Städteforschung A/12), Köln,
Wien 1982, S. 18-33, hier S.29f.; H.-G. Hofacker, Die schwäbische Herzogswürde. Untersuchungen
zur landesfürstlichen und kaiserlichen Politik im deutschen Südwesten im Spätmittelalter und in der
frühen Neuzeit, in: ZWürttLdG 47 (1988) S. 71-148, hier S. 71 f.; F. Quarthal, Residenz, Verwaltung
und Territorialbildung in den westlichen Herrschaftsgebieten der Habsburger während des Spätmittelal-
ters, in: P. Rück (Hg.), Die Eidgenossen und ihre Nachbarn im Deutschen Reich des Mittelalters,
Marburg/Lahn 1991, S. 61-85, hier S. 69, 81 f. (kritisch zur Frage der Wiedererrichtung des Herzogtums
Schwaben); W. Baum, Die Habsburger und die Grafschaft Nellenburg bis zum Übergang an Österreich
(1275-1465), in: SchrrVGBodensee HO (1992) S. 73-94.
 
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