Landesherrliche Städte im Oberelsaß
während des späten Mittelalters
VON BENOIT JORDAN
Das Thema dieser Tagung betrifft für das Oberelsaß alle Aspekte seiner Geschichte: Die
landesherrlichen Städte verfügten über politisches und strategisches Gewicht und hatten einen
wesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Reichtum im Elsaß. Obwohl dieses Thema sehr
interessant ist, verfügen wir über nur wenige weitreichende Studien, fast keine Monographien,
nur einige Arbeiten zur Wirtschaft. Lediglich die Forschungen zur allgemeinen politischen
Geschichte sind bedeutsam. Der >Atlas des villes medievales d’Alsace< von Francois-J. Himly1
verschafft einen guten Überblick. Er behandelt grundsätzlich einige allgemeine Bereiche, wie
das Problem der Demographie, die Übertragung der Privilegien sowie die Freiheitsbriefe. Die
Forschungen von Professor Francis Rapp haben unsere Kenntnisse der Wirtschaft und der
Gesellschaft für das alte Elsaß erweitert.
Deswegen strebt der folgende Beitrag nicht nach einem vollständigen Bild der landesherrli-
chen Städte im Oberelsaß während des Spätmittelalters. Es sollen im Gegenteil einige Fakten
zusammengestellt werden, die zu weiteren Forschungen anregen können.
I
Als am 15. März 1324 Albrecht von Habsburg Johanna von Pfirt heiratete, vollzog er die
Einigung der zwei wichtigsten Herrschaften im Oberelsaß. Seit einem Jahrhundert hatten die
Grafen von Pfirt und die Grafen von Habsburg, wie auch ihre Nachbarn, der Abt von
Murbach, der Bischof von Straßburg und in geringerem Maße der Bischof von Basel, ihre
Macht beständig gestärkt, besonders nach dem Verschwinden einer standfesten königlichen
Gewalt und dem Ende des Herzogtums Elsaß und Schwaben im Jahr 1254. Unter Rudolf von
Habsburg, 1273 zum König gewählt, fand das Reich sein politisches Gleichgewicht wieder;
aber nach seinem Tode lassen die Kriege um die Erbfolge den örtlichen Streitigkeiten freien
Lauf. Eine gewisse Stabilität etablierte sich erst wieder mit der Einrichtung von mächtigen
Fürstentümern, in denen schon das Konzept eines Staates keimte, der sich in einer permanen-
ten und gesetzlich geregelten Verwaltung verkörperte. In dieser Hinsicht ist für das Oberelsaß
das Beispiel der Herzöge von Burgund wesentlich. Dies wurde beim Tode Karls des Kühnen
sichtbar, als seine Tochter, Maria von Burgund, Maximilian von Habsburg heiratete.
Aufgrund der Arbeiten von Philippe Dollinger »erscheint das Ende des Mittelalters für das
Elsaß als eine Periode von Katastrophen und Elend: Seuchen, Entvölkerung, Judengemetzel,
städtische Revolutionen, Invasionen, Herrschaft der Gewalt und des Faustrechts, diese sind
1 Fr.-J. Himly, Atlas des villes medievales d’Alsace, Strasbourg 1970.
während des späten Mittelalters
VON BENOIT JORDAN
Das Thema dieser Tagung betrifft für das Oberelsaß alle Aspekte seiner Geschichte: Die
landesherrlichen Städte verfügten über politisches und strategisches Gewicht und hatten einen
wesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Reichtum im Elsaß. Obwohl dieses Thema sehr
interessant ist, verfügen wir über nur wenige weitreichende Studien, fast keine Monographien,
nur einige Arbeiten zur Wirtschaft. Lediglich die Forschungen zur allgemeinen politischen
Geschichte sind bedeutsam. Der >Atlas des villes medievales d’Alsace< von Francois-J. Himly1
verschafft einen guten Überblick. Er behandelt grundsätzlich einige allgemeine Bereiche, wie
das Problem der Demographie, die Übertragung der Privilegien sowie die Freiheitsbriefe. Die
Forschungen von Professor Francis Rapp haben unsere Kenntnisse der Wirtschaft und der
Gesellschaft für das alte Elsaß erweitert.
Deswegen strebt der folgende Beitrag nicht nach einem vollständigen Bild der landesherrli-
chen Städte im Oberelsaß während des Spätmittelalters. Es sollen im Gegenteil einige Fakten
zusammengestellt werden, die zu weiteren Forschungen anregen können.
I
Als am 15. März 1324 Albrecht von Habsburg Johanna von Pfirt heiratete, vollzog er die
Einigung der zwei wichtigsten Herrschaften im Oberelsaß. Seit einem Jahrhundert hatten die
Grafen von Pfirt und die Grafen von Habsburg, wie auch ihre Nachbarn, der Abt von
Murbach, der Bischof von Straßburg und in geringerem Maße der Bischof von Basel, ihre
Macht beständig gestärkt, besonders nach dem Verschwinden einer standfesten königlichen
Gewalt und dem Ende des Herzogtums Elsaß und Schwaben im Jahr 1254. Unter Rudolf von
Habsburg, 1273 zum König gewählt, fand das Reich sein politisches Gleichgewicht wieder;
aber nach seinem Tode lassen die Kriege um die Erbfolge den örtlichen Streitigkeiten freien
Lauf. Eine gewisse Stabilität etablierte sich erst wieder mit der Einrichtung von mächtigen
Fürstentümern, in denen schon das Konzept eines Staates keimte, der sich in einer permanen-
ten und gesetzlich geregelten Verwaltung verkörperte. In dieser Hinsicht ist für das Oberelsaß
das Beispiel der Herzöge von Burgund wesentlich. Dies wurde beim Tode Karls des Kühnen
sichtbar, als seine Tochter, Maria von Burgund, Maximilian von Habsburg heiratete.
Aufgrund der Arbeiten von Philippe Dollinger »erscheint das Ende des Mittelalters für das
Elsaß als eine Periode von Katastrophen und Elend: Seuchen, Entvölkerung, Judengemetzel,
städtische Revolutionen, Invasionen, Herrschaft der Gewalt und des Faustrechts, diese sind
1 Fr.-J. Himly, Atlas des villes medievales d’Alsace, Strasbourg 1970.