AUF DER SUCHE NACH DEN FRAUEN IN DER REVOLUTION 1848/49
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auch die Freiheit, Frauen-Vereine, die er als eine der edelsten und ruhmwürdigsten
Erscheinungen, ja Erfindungen unserer 7.eitiy bezeichnete, zu gründen. Auch als Zuhöre-
rinnen in den Parlamenten billigte Weicker ihnen eine positive Funktion zu, da ihre
Anwesenheit die Männer zu gesitteterem Verhalten zwinge. Privatrechtlich sollten Frau-
en den Männern gleichgestellt sein, mit alleiniger Beschränkung einer bedingten Unter-
ordnung unter die Entscheidung des Mannes, als Familienhauptes2*. Politische Stimm-
rechte sollten Frauen nach Ansicht Weickers jedoch nicht erhalten.
Der Eandesausschuss der badischen Volksvereine, der am 14. Mai 1849 nach der Flucht
von Großherzog Leopold in Baden die Macht übernommen hatte, bat in seinem Appell an
die Bevölkerung ausdrücklich auch die Frauen um Hilfe für die revolutionären Soldaten.
An vielen Orten unterstützten daher während der badischen Mairevolution Frauen die
Kämpfer mit Kleidern, Nahrungsmitteln und Verbandsmaterial und kümmerten sich um
politische Flüchtlinge. Neben den Heidelberger Aktivitäten seien hier einige weitere Bei-
spiele erwähnt:
In Mannheim waren im Frühsommer 1849 gleich zwei politisch motivierte Frauenver-
eine tätig, die sich bereits 1848 gebildet hatten. Vorsitzende des zuerst gegründeten Ver-
eins Germania war Katharina Betz. Sie war die Ehefrau von Jakob Betz, Wirt vom
»Schwarzen Lamm«, einem der Treffpunkte der Mannheimer Linken. Ihre Söhne Jakob
und Philipp waren auf Seiten der Revolutionäre in die Ereignisse an der Mannheimer
Rheinbrücke am 26. April 1848 verwickelt und wurden infolgedessen wegen Hochverrats
angeklagt27 28 29 30. Warum es im November 1848 zur Gründung eines zweiten Frauenvereins
Concordia kam, obwohl dieser, soweit dies anhand der vorliegenden Quellen zu beurtei-
len ist, doch ähnliche Ziele verfolgte, verschweigen die Quellen. Auch der Frauen- und
Jungfrauenverein Concordia sammelte Geld für die eingekerkerten und flüchtigen
Republikaner^. Therese Canton, die Vorsitzende, führte eine Wort sch ule für kleine Kin-
der, die sie zusammen mit ihrer Pension nach der Revolution verlor, weil sie im Mai 1849
im pfälzischen Ludwigshafen eine Rede gehalten und der polnischen Legion eine Fahne
geschenkt hatte31. Im Nachlass von Kathinka Zitz, der Vorsitzenden des Mainzer Frauen-
vereins, finden sich Briefe von Mitgliedern der beiden Mannheimer Vereine Concordia
und Germania. Der Mainzer Verein war offenbar eine Art Koordinierungsstelle für
demokratische Frauenvereine. Auch der in Offenburg für 1849 nachgewiesene Frauenver-
ein hatte Kontakte nach Mainz. Kathinka Zitz sammelte die Statuten verschiedener Frau-
27 C. Welcker, Geschlechterverhältnisse, in: Staats-Lexikon. Encyklopädie der sämmtlichen
Staatswissenschaften für alle Stände, C. v. Rotteck und C. Welcker (Hgg.), Band 5, Altona 1847,
S. 654-678, S. 672 f. Der Frühliberale Carl Theodor Welcker formulierte im Staatslexikon, das er seit
1834 zusammen mit Carl v. Rotteck herausgab, in seinem Artikel mit der Überschrift Geschlechter-
verhältnisse die Grenzen, gegen die weibliches Engagement nicht verstoßen sollte, ohne als anstößig
zu gelten.
28 Welcker S. 670. Die Geschlechtsvormundschaft, die die Frauen vor Gericht und in anderen
Geschäften als nicht rechtsmündig ansah, war in Baden 1835 abgeschafft worden.
29 GLA 276/3408:1, 276/3439:1, 240/2355; StadtA Mannheim Polizeipräsidium, Zug./1962 Fami-
lienbogen.
30 Mannheimer Abendzeitung, 17. November 1848.
31 StadtA Mannheim Polizeipräsidium, Zug./1962 Familienbogen; vgl. Arbeitskreis Rhein-Neckar
Dreieck (Hg.), Der Rhein-Neckar-Raum und die Revolution von 1848/49. Revolutionäre und ihre
Gegenspieler, mit Beiträgen von H. Fenske und E. Schneider, Ubstadt-Weiher 1998, S. 108 f.
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auch die Freiheit, Frauen-Vereine, die er als eine der edelsten und ruhmwürdigsten
Erscheinungen, ja Erfindungen unserer 7.eitiy bezeichnete, zu gründen. Auch als Zuhöre-
rinnen in den Parlamenten billigte Weicker ihnen eine positive Funktion zu, da ihre
Anwesenheit die Männer zu gesitteterem Verhalten zwinge. Privatrechtlich sollten Frau-
en den Männern gleichgestellt sein, mit alleiniger Beschränkung einer bedingten Unter-
ordnung unter die Entscheidung des Mannes, als Familienhauptes2*. Politische Stimm-
rechte sollten Frauen nach Ansicht Weickers jedoch nicht erhalten.
Der Eandesausschuss der badischen Volksvereine, der am 14. Mai 1849 nach der Flucht
von Großherzog Leopold in Baden die Macht übernommen hatte, bat in seinem Appell an
die Bevölkerung ausdrücklich auch die Frauen um Hilfe für die revolutionären Soldaten.
An vielen Orten unterstützten daher während der badischen Mairevolution Frauen die
Kämpfer mit Kleidern, Nahrungsmitteln und Verbandsmaterial und kümmerten sich um
politische Flüchtlinge. Neben den Heidelberger Aktivitäten seien hier einige weitere Bei-
spiele erwähnt:
In Mannheim waren im Frühsommer 1849 gleich zwei politisch motivierte Frauenver-
eine tätig, die sich bereits 1848 gebildet hatten. Vorsitzende des zuerst gegründeten Ver-
eins Germania war Katharina Betz. Sie war die Ehefrau von Jakob Betz, Wirt vom
»Schwarzen Lamm«, einem der Treffpunkte der Mannheimer Linken. Ihre Söhne Jakob
und Philipp waren auf Seiten der Revolutionäre in die Ereignisse an der Mannheimer
Rheinbrücke am 26. April 1848 verwickelt und wurden infolgedessen wegen Hochverrats
angeklagt27 28 29 30. Warum es im November 1848 zur Gründung eines zweiten Frauenvereins
Concordia kam, obwohl dieser, soweit dies anhand der vorliegenden Quellen zu beurtei-
len ist, doch ähnliche Ziele verfolgte, verschweigen die Quellen. Auch der Frauen- und
Jungfrauenverein Concordia sammelte Geld für die eingekerkerten und flüchtigen
Republikaner^. Therese Canton, die Vorsitzende, führte eine Wort sch ule für kleine Kin-
der, die sie zusammen mit ihrer Pension nach der Revolution verlor, weil sie im Mai 1849
im pfälzischen Ludwigshafen eine Rede gehalten und der polnischen Legion eine Fahne
geschenkt hatte31. Im Nachlass von Kathinka Zitz, der Vorsitzenden des Mainzer Frauen-
vereins, finden sich Briefe von Mitgliedern der beiden Mannheimer Vereine Concordia
und Germania. Der Mainzer Verein war offenbar eine Art Koordinierungsstelle für
demokratische Frauenvereine. Auch der in Offenburg für 1849 nachgewiesene Frauenver-
ein hatte Kontakte nach Mainz. Kathinka Zitz sammelte die Statuten verschiedener Frau-
27 C. Welcker, Geschlechterverhältnisse, in: Staats-Lexikon. Encyklopädie der sämmtlichen
Staatswissenschaften für alle Stände, C. v. Rotteck und C. Welcker (Hgg.), Band 5, Altona 1847,
S. 654-678, S. 672 f. Der Frühliberale Carl Theodor Welcker formulierte im Staatslexikon, das er seit
1834 zusammen mit Carl v. Rotteck herausgab, in seinem Artikel mit der Überschrift Geschlechter-
verhältnisse die Grenzen, gegen die weibliches Engagement nicht verstoßen sollte, ohne als anstößig
zu gelten.
28 Welcker S. 670. Die Geschlechtsvormundschaft, die die Frauen vor Gericht und in anderen
Geschäften als nicht rechtsmündig ansah, war in Baden 1835 abgeschafft worden.
29 GLA 276/3408:1, 276/3439:1, 240/2355; StadtA Mannheim Polizeipräsidium, Zug./1962 Fami-
lienbogen.
30 Mannheimer Abendzeitung, 17. November 1848.
31 StadtA Mannheim Polizeipräsidium, Zug./1962 Familienbogen; vgl. Arbeitskreis Rhein-Neckar
Dreieck (Hg.), Der Rhein-Neckar-Raum und die Revolution von 1848/49. Revolutionäre und ihre
Gegenspieler, mit Beiträgen von H. Fenske und E. Schneider, Ubstadt-Weiher 1998, S. 108 f.