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Rehm, Clemens [Hrsg.]; Becht, Hans-Peter [Hrsg.]; Hochstuhl, Kurt [Hrsg.]
Baden 1848/49: Bewältigung und Nachwirkung einer Revolution — Oberrheinische Studien, Band 20: Stuttgart: Thorbecke, 2002

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Fenske, Thomas: Der Gegenstand ist gross; der Augenblick ist wichtig... Die badische Revolution von 1849 im Ersten Deutschen Fernsehen des Jahres 1986 - Entstehung und Folgen der Romanverfilmung "Lenz oder die Freiheit"
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https://doi.org/10.11588/diglit.52737#0333

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THOMAS FENSKE

In dem Entwurf einer Projektbeschreibung heißt es des Weiteren: »Mit den fertigen
Produkten von Sendungen mit geschichtlichen Inhalten hat sich die Forschung wieder-
holt beschäftigt. [...] Die besonderen Probleme der Konzeption und Realisation von
Fernsehsendungen mit historischen Stoffen sind hingegen kaum thematisiert.« Neben
dem Erstellen eines die Produktion begleitenden Tagebuchs bestand die Aufgabenstellung
darin, durch Aktenauswertung und in Einzelinterviews, deren Antworten vergleichbar
sind, mit allen Beteiligten deren Motive und die Qualität ihrer Mitarbeit an der Verfil-
mung des Romanstoffes von Stefan Heym zu klären und zu protokollieren2.
Bei den folgenden Ausführungen soll es nicht so sehr darum gehen, den Film, das fer-
tige Produkt, inhaltlich, geschweige denn inhaltsanalytisch, zu bewerten. Vielmehr sollen
die Kräfte aufgezeigt werden, die das Projekt initiierten, prägten und begleiteten. Im
Vordergrund steht das Bemühen, Entscheidungsfindungen und die Schwierigkeiten der
Produktion bei der Bewältigung eines historischen Stoffes dieser Größenordnung zu
dokumentieren. Und schließlich stellt sich die Frage nach der Akzeptanz des Films bei
Zuschauern, Kritikern und Verantwortlichen.
Die Entscheidungsfindung für den Stoff
Bevor ich auf die Verfilmung des Romans »Lenz oder die Freiheit« eingehe, möchte ich
zuvor einige biographische Daten des Schriftstellers Stefan Heym ins Gedächtnis rufen:
Am 10. April 1913 wurde der Autor, mit bürgerlichem Namen Helmut Flieg, in eine
jüdische Kaufmannsfamilie in Chemnitz geboren. Das Gymnasium dort musste er 1931
wegen eines antimilitaristischen Gedichts verlassen. Sein Abitur machte er 1932 in Berlin.
Hier schrieb er bereits erste Beiträge für verschiedene Zeitschriften, unter anderem für die
»Die Weltbühne«. Er begann ein Studium der Philosophie, der Germanistik und der Zei-
tungswissenschaften. 1933 floh er nach Prag. Hier arbeitete er als Journalist - um die
Familie in Deutschland zu schützen - unter dem Pseudonym Stefan Heym.
Nach der Übersiedlung in die USA 1935 beendete er sein Studium 1936 in Chicago mit
einer Magisterarbeit über Heinrich Heine: »Atta Troll. Versuch einer Analyse«. Als Buch
erschien die Arbeit limitiert 1983 bei Bertelsmann. So ist es auch nicht verwunderlich, dass
Heine-Texte in den »Lenz« mit einflossen.
Von 1937 bis 1939 war Stefan Heym Chefredakteur der antifaschistischen New Yorker
Wochenzeitung »Deutsches Volksecho«. 1943 trat er in die US-Army ein. Ausgebildet
wurde er auch im Camp Sharp, das auf dem ehemaligen Schlachtfeld von Gettysburg liegt.

2 Zit. nach F. P. Kahlenberg, unveröffentl. »Entwurf einer Projektbeschreibung »Tagebuch der
SWF-Produktion »Lenz oder die Freiheit« - eine historische Begeleitstudie«, 1984. Dieser Text
basiert auf der überarbeiteten Fassung eines Referats anlässlich der Tagung: Baden 1848/49. Bewälti-
gung und Nachwirkung einer Revolution. Tagung Pforzheim, 8.-10. Oktober 1999. Die Dokumen-
tation der SWF-Produktion »Lenz oder die Freiheit« wurde mir übertragen. Ich danke an dieser
Stelle besonders den Herren Prof. Dr. Friedrich P. Kahlenberg und Wolfgang Hempel für das ent-
gegengebrachte Vertäuen; Dr. Dietrich Mack, Dieter Berner, Jürgen Venske, allen Teammitgliedern
und den Mitarbeitern des SWF, die mit diesem Projekt befasst waren, für ihre kollegiale Zusammen-
arbeit.
 
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