Antiquitäten unterhielt, prunkt jetzt mit einem Riesenpalais für „Alte Innenein-
auf obligatem braunem Sammet. Und vollständig überwältigend sind die
Dimensionen, die Alt-China, die Ostasien hier angenommen haben. Man
kommt zur Ueberzeugung, daß die Fabrik für Tangpferde und -kamele so groß
sein muß, wie die irgend einer Porzellanindustrie. Und dies alles möbliert
und umrahmt von allen feudalen Louis, vom vierzehnten bis zum sechzehnten.
„Handarbeit, im Feuer vergoldet, das macht alles unser Haus selbst”, sagte
mir stolz ein Händler, als er auf ein paar Rokoko-Wandarme hinwies. Wenn
man dann noch über ein paar Bilderläden liest: Dr. Müller „Antiquites” —
Dr. Schulz — „Tableaux“, so bekommt man eine Wut! — aber ihnen verzeiht
man, Geschäft ist Geschäftl
Das Publikum trifft die Schuld; es läßt hier einer Wahnvorstellung schmeicheln,
einem falschen, eitlen Selbsterhöhungsbedürfnis, wie es sich wirklich ganz ähn-
lich bei der vergangenen Generation in brünne-umspannten Männerbrüsten und
Drachentötern äußerte.
Und hauptsächlich die Frauen irifft Schuld: denn sie „machen die Häuser”.
Zieht z. B. eine von auswärts hierher, so ist es ihr glühender Wunsch, daß
alles in ihtem Heim genau so vornehm wirken müsse wie bei der bekannten
Frau F. Daß diese nun vielleicht ihren Louis XV.-Salon geerbt hat, und ihn nur
mit Würde und Geschmack in eine neue Zeit mitschleppt, das vergißt die Neu-
zugezogene. Und deshalb wird sie Abnehmerin der „Schten Boiserie aus
einem französischen Schloß”, deshalb stellt sie ihr Telephon auf ein
langweiligen Panneaux „aus der Zeit”, oder füllt sie Vitrinen mit dem Abhub
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