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DER BONZE
VON SPORTAKUS

Es ist da etwas faul im deutschen Sport, denkt
sıch der unbefangene Zeitgenosse, wenn er den
ruhestörenden Lärm im Zeitungsblätterwald ver-
nimmt, der weithin über Amateurfragen, Berufs-
spielertum und Verbandskrisen, wie über Aus-
landsreisen und andere Betätigung der Promi-
nenten hallt. Sport treibt man doch im' allge-
meinen zum Vergnügen, ist friedlich, lebt und
läßt leben. Aber leider ist der Sport, wenn er
sich über ein angenehmes und höchst persön-
liches Wochenenddasein erhebt, organisiert, und
das bedeutet in Deutschland so viel Gutes, daß
daraus die ungeahntesten Schwierigkeiten für
die öffentliche Sicherheit der persönlichen Frei-
heit erwachsen, — '

Nehmen wir die Amateurfrage. Ein unorganı-
sierter Mitteleuropäer wird sicher unter einem
Amateursportsmann einen Mann verstehen, der
vorgibt, den Sport des Vergnügens wegen zu
betreiben, und der außerdem zur Befriedigung
seiner wirtschaftlichen Bedürfnisse einem Brot-
erwerb nachgeht. Wenn der Amateur aber so
gut ist, daß sein Sport auch Anderen Vergnügen
bereitet, und einem Veranstalter die bloße
Namensnennung auf Plakat- und Zeitungsreklame
große Einnahmen verschafft, so wäre ihm die
öffentliche Meinung nicht böse, wenn auch er
etwas von dem Gelde abbekommen würde. Im
organisierten Sport ist ein Amateur aber eın
Mann, der kein Geld kriegen darf, und dem
man dies nicht glaubt aus der Psychologie des
Publikums heraus, welches es auch so machen
würde. Es gibt nun Schattierungen des Ama-

teurismus vom Herrensportsmann bis zum Spesen-
amateur, und daß diese Nuancen nicht organıi-


sierbar sind, ist ein großer Kummer derjenigen,
die den Sport, so wie er heute ist, erfunden haben und von denen sogleich die Rede
sein wird. Sowohl am Herrensportsmann, der Zeit und Geld schon vor dem Sport
hatte, wie am Spesenamateur, also denjenigen Herren, die den verdienenden Ständen
angehören, wird Geld verdient, wie bei einer Wohltätgkeitsvorstellung an irgend

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