nicht behagen, hilft alles nichts, man kommt mit dem geringschätzigen Attribut des Alleskönners nicht
mehr aus. Wer solche Dinge kann, diese Frau mit dem Buch, ein konzentrierter Derain, diese Frau
mit dem Kind, konzenirierter Maillol, diesen Harlekin, konzentrierter Regenbogen, die Frau in Grün,
konzentriertes Fresko, das Stilleben mit dem Gipsarm, konzentrierte Mystik, der darf sich alles erlauben.
Ohne kubistische Intermezzos tut ers nun mal nicht. Wahrscheinlich wird es ihm selbst nicht billiger
gereicht. Ich kannte einen Musiker, der nicht ohne Knoblauch konnte. Und welche Kuben braucht der
Völkerbund, um das kleinste bischen zum Wohl der Menschheit zu verrichten! Danken wir Gott, daß
es weitergeht. Braque ist stabiler und wirkt auf der Ausstellung ein wenig zu stabil, weil nur Stilleben
da sind, keins seiner oft großartigen figuralen Motive. Er macht es umgekehrt wie Picasso, der wie
Jean Cocteau das Bizarre liebt und gern auf den ersten Blick wirkt. Nachher, wenn man dem Harlekin
auf den Leim gegangen zu sein glaubt, wird der Trick zu tragender Schwingung. Braque, der Franzose,
zieht Pariser Diskretion vor. Viele kleinen Formate von traditionellem bürgerlichen Komfort, die mit
schlichtem Motiv strotzendes Leben erzeugen, Leben von Früchten, Tellern, Messern, präzis begrenzt
wie ein französischer Satz, Stilleben von harmlosester Observanz mit der Fähigkeit des Pathos. Die
Wand mit den Stilleben bei Flechtheim singt einen Hymnus. Eine Landschaft bei Dieppe, aus der
Sammlung Henkell, ist darunter, auch zuerst nur so eine bürgerliche Angelegenheit, ein paar Hände
groß. Aus dem kleinen Ding entwickelt sich ein Märchen, ein Epos. Picasso fasziniert und bleibt mit
seinen Beziehungen zu zahllosen Werten der Vergangenheit und Gegenwart immer allein, ein wag-
halsiger Abenteurer mit Glück. Braque, gar nicht Eklektisch, hat immer eine Vielheit hinter sich und
wirkt mit unsichtbaren Chören. Die meisten Bilder der Ausstellung sind deutscher Besitz und seit dem
Krieg erworben. Item, es geht weiter!“
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mehr aus. Wer solche Dinge kann, diese Frau mit dem Buch, ein konzentrierter Derain, diese Frau
mit dem Kind, konzenirierter Maillol, diesen Harlekin, konzentrierter Regenbogen, die Frau in Grün,
konzentriertes Fresko, das Stilleben mit dem Gipsarm, konzentrierte Mystik, der darf sich alles erlauben.
Ohne kubistische Intermezzos tut ers nun mal nicht. Wahrscheinlich wird es ihm selbst nicht billiger
gereicht. Ich kannte einen Musiker, der nicht ohne Knoblauch konnte. Und welche Kuben braucht der
Völkerbund, um das kleinste bischen zum Wohl der Menschheit zu verrichten! Danken wir Gott, daß
es weitergeht. Braque ist stabiler und wirkt auf der Ausstellung ein wenig zu stabil, weil nur Stilleben
da sind, keins seiner oft großartigen figuralen Motive. Er macht es umgekehrt wie Picasso, der wie
Jean Cocteau das Bizarre liebt und gern auf den ersten Blick wirkt. Nachher, wenn man dem Harlekin
auf den Leim gegangen zu sein glaubt, wird der Trick zu tragender Schwingung. Braque, der Franzose,
zieht Pariser Diskretion vor. Viele kleinen Formate von traditionellem bürgerlichen Komfort, die mit
schlichtem Motiv strotzendes Leben erzeugen, Leben von Früchten, Tellern, Messern, präzis begrenzt
wie ein französischer Satz, Stilleben von harmlosester Observanz mit der Fähigkeit des Pathos. Die
Wand mit den Stilleben bei Flechtheim singt einen Hymnus. Eine Landschaft bei Dieppe, aus der
Sammlung Henkell, ist darunter, auch zuerst nur so eine bürgerliche Angelegenheit, ein paar Hände
groß. Aus dem kleinen Ding entwickelt sich ein Märchen, ein Epos. Picasso fasziniert und bleibt mit
seinen Beziehungen zu zahllosen Werten der Vergangenheit und Gegenwart immer allein, ein wag-
halsiger Abenteurer mit Glück. Braque, gar nicht Eklektisch, hat immer eine Vielheit hinter sich und
wirkt mit unsichtbaren Chören. Die meisten Bilder der Ausstellung sind deutscher Besitz und seit dem
Krieg erworben. Item, es geht weiter!“
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