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auch die Gestalt eines Glockenrockes mit Schlupfloch für den Kopf an.
Dazu wird von den Frauen ein Kopftuch getragen, von den Männern
zuweilen eine Art phrygische Mütze.
Die modische Tracht hat viele Spielarten.
Sie kommt der idealen Gewandung zum Verwechseln gleich an vor-
nehmen älteren Männern und unterscheidet sich von ihr an diesen nur
dadurch, daß sie zugeknöpft ist, sowie durch eine größere Weite der
Ärmel und durch den Zusatz von Strumpfhosen. Die jüngeren Männer
tragen wie die älteren Strumpfhosen und darüber Halbschuhe. Dazu
einen bis zum Ansatz der Beine reichenden Leibrock: die Schecke.
Diese ist auswattiert und liegt bis zur eingezogenen Taille glatt an, um
sich unter ihr glockenförmig auszubreiten, manchmal in Röhrenfalten.
Sie ist mit einem niedrigen Stehkragen versehen. Ihre Ärmel liegen
eng an. Zuweilen läuft sie in gezaddelte Säume aus, zuweilen ist sie
vorn mit einer Knopfreihe besetzt. Sie kann ersetzt oder überdeckt
werden von dem sogenannten Tappert: dem bis auf die Knie oder die
Hüften herabfallenden Glockenrock mit oder ohne Ärmel und Gürtel
und ergänzt werden durch einen auf der Schulter gehefteten Mantel.
Uber Schecke und Tappert spannt sich oft ein tief auf den Hüften
sitzender Gürtel. Zu diesen Kleidern werden als Kopfbedeckungen ge-
tragen: der krempenlose steife Zylinder der burgundischen Hoftracht.
Eine Mütze, die aus einem in einen Wulstring genähten, bis auf die
Schulter herabreichenden Beutel besteht. Die „Gugel": die Kapuze mit
Schulterkragen. Sie kann sehr verschiedene Variationen bilden. Ent-
weder wird sie einfach getragen, teils mit, teils ohne Zaddelsaum. Oder
ihr Kragen wird mehrmals um den Kopf gewunden und das Endstück
zum Schluß durchgesteckt, so daß es herabhängt oder über den Kopf
emporsteht. In diesem Falle erinnert sie an die Turbanform. Alle diese
Kopfbedeckungen können mit Straußenfederbüschen geziert sein. Die
Krieger tragen über einem halblangen Waffenrock mit kurzen Ärmeln
ein Kettenhemd mit gugelartigem Kopfschutz, sowie über diesem einen
Brustharnisch mit glockenförmigem Hüftschutz, Panzerhandschuhen und
Beinschienen, endlich einen Eisenhut mit oder ohne Klappvisier auf
dem Kopfe.
Die Törichten Jungfrauen der Burgkirchenzyklen tragen ein Unter-
gewand und ein Obergewand. Das Untergewand fällt bis auf die Füße
herab, läßt den Hals mit tiefem Ausschnitt frei und hat eng anliegende
Ärmel, die sich an den Handgelenken zu tütenförmigen, zugeknöpften
Manschetten erweitern. Das Obergewand ist ebenso lang und hat weite,
lange Ärmel sowie einen niedrigen Stehkragen und einen Gürtel. Es ist
vorn in seiner ganzen Länge zu öffnen und durch kleine Knöpfe,ver-
schlossen.

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