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weisbar ist — damals wurde ein Licht gestiftet vor 'St. Johans ewangelisten bylde . . .
vor deme chore stände" — kann man annehmen, daß der Zyklus um 1428 vollendet war.
Freilich wohl auch nicht viel früher, wie sich aus dem Stil der Figuren ergibt. Vgl. Bruns,
Inventar, S. 187/88.
Zuschreibung: Hartlaub, 3, S. 132: Meister der Darsowmadonna. — Faatz, Marien-
kirche 1926, S. 29: Werkstatt des Meisters der Darsowmadonna. — Verf.: Meister des
Jungealtares. Zuschreibung auf Grund der Verwandtschaft mit dem Jungealtar (verquollene
Gesichter, scharf und dach geschnittene Augen, massige, frei behandelte Gewandung).
14. Lübeck, St.-Annen-Museum: 5 kluge, 4 törichte Jung-
frauen, Ecclesia, Synagoge, 11 Apostel. —Abb. S. 91—99.
Gegenstand: Die dargestellten Apostel sind folgende (die Buchstaben beziehen sich auf
die Abbildungen auf Tafel 96 ff.): a) Petrus, b) Paulus (Kahlkopf), c) Andreas, d) Jacobus
major (Schwert), e) Johannes, f) Thomas (?), g) Jacobus minor (Walkerbaum, Christus-
typus), h) Philippus (T-förm. Kreuzstab), i) Bartholomäus (Messer), k) Thaddäus (Hellebarde?)
Die klugen Jungfrauen sind durch Idealtracht, Kronen und aufwärts gekehrte Lampen ge-
kennzeichnet, die törichten durch weltliche Modetracht und abwärts gekehrte Lampen. —
Ecclesia trägt die Martersäule und den Abendmahlskelch, Synagoge die gebrochene Lanze,
einen Widderkopf (Symbol des Opferdienstes) und die Binde über den Augen.
Maße: 72—75 cm.
Material: Glaukonitischer Kalksandstein von ausnehmend heller Färbung und grober
Körnung. — Vollrund.
Erhaltung: Verloren: einige Hände, Attribute und metallene Kronen. Bestoßen: Hände,
Sockel, Kronen, Falten usw., vgl. die Abbildungen.
Bemalung: Fleischteile: fleischfarben. Haare: bei den Frauen golden, bei den Männern
braun (Johannes golden). Gewänder: Steinfarben mit goldenen Säumen. Mantelfutter: bei
den Törichten und der Synagoge blau, bei den Klugen und der Ecclesia rot, bei den
Aposteln bald rot, bald blau. Gürtel: bei den Jungfrauen grün mit goldenen Beschlägen,
bei den Aposteln rot mit goldenen Beschlägen. Schuhe: bei den Törichten rot, bei den
Klugen und den Aposteln blau. Ärmelaufschläge: bei den Törichten blau. Kettchen: rot.
Bücher: rot, grün, blau, mit Goldornament. Kelche, Geschmeide, Kronen: golden.
Sockel: grün.
Aufstellung: Die Figuren stammen aus der 1818 niedergerissenen Burgkirche. Sie ver-
blieben zunächst im Remter des Burgklosters, wurden 1827 auf den Chor der Katharinen-
kirche überführt und 1911/15 dem St.-Annen-Museum übergeben. Der Ort und die Art
ihrer ursprünglichen Anbringung sind strittig. Die ältere Forschung (Schäfer) stützte sich
auf eine 1819 datierte, von Hautmann im Auftrag der Kirchenvorsteher angefertigte Ab-
bildung der Chorfassade der Kirche, welche an der Ostwand außen Statuettenpaare in
Nischen erkennen läßt, und nahm an, daß die Zyklen des Museums mit diesen Statuetten
identisch seien, d. h. die Schauwand nach der Burgstraße zu geschmückt hätten.
Diese Meinung ist mit Recht von A. Pescatore (9) und H. Rahtgens angefochten worden
(Inventar, die Klöster, S. 222 ff.). Der Text der Inventarisationsnotiz von 1818 (vgl. ebenda)
und der gute Erhaltungszustand der Figuren deuten entschieden darauf hin, daß diese im
Innern der Kirche angebracht waren. Sie zierten vermutlich die Innenseiten der Mauern,
welche zwei Joche des Langhausmittelschiffs mit dem hinteren Chor zu einem Mönchschor
zusammenschlossen. Und da die Zahl der Statuetten mit der Zahl der Chorplätze in dem
vorderen Teil dieses abgegrenzten Bezirks übereinstimmt und über den Sitzen Inschriften
angebracht waren, deren Text sich auf die klugen und törichten Jungfrauen und auf die
Aussendung der Apostel bezog, wird man sich die Figuren an den Chorschranken derart
angebracht denken dürfen, daß sich über jedem Sitz eine Statuette befand, und zwar
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