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Pagenstecher, Rudolf; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die calenische Reliefkeramik — Berlin, Band 8.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.42508#0021
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Abb. 3. Calvi. Das Theater.

VORSTUFEN DER CALENISCHEN KERAMIK.
Seit den Zeiten, da von kühnen chalkidischen Seefahrern Kyme als älteste
griechische Kolonie auf italischem Boden gegründet worden war, hat griechischer
Geist in jenem Neulande griechischer Kultur nie aufgehört, die führende Rolle zu
spielen. Ein »Großgriechenland« wurde der Süden der italischen Halbinsel, nirgends
hat griechischer Handel und griechische Industrie festeren Fuß gefaßt, als in den
gesegneten Gefilden Campaniens, den blühenden Hafen- und Handelsstädten Apu-
liens. Capua und Tarent sind griechische Städte. Griechen sind es, die im italischen
Süden selbst ihren Geschäften nachgehen, Handel und Wandel treiben, die Kunst
ihres Heimatlandes pflegen.
So wird Süditalien allmählich unabhängig von der Versorgung durch das Mutter-
land, doch bleibt es in reger Handelsbeziehung mit der Heimat, öffnet das Herz
den Einflüssen, welche fortfahren aus dem Osten herüberzuströmen, bleibt em-
pfänglich für die Befruchtungen, die, von dem ewig jungen Griechenland ausgehend,
die Kultur des Mittelmeeres immer neue Blüten treiben lassen, und ist eifrig und
mit Erfolg bemüht, selbst an seinem Teile dazu beizutragen, daß griechisches Kunst-
vermögen überall hindringt und an allen Orten seinen Widerhall findet.
Von den ältesten Zeiten an finden wir in Italien Nachahmungen griechischer
Waren, welche, in das Land gekommen, Bewunderung von seiten der Bewohner
empfingen. I111 schwarz- und rotfigurigen Vasenstil bewegt sich Italien im Fahrwasser
der vom Osten übernommenen Vorbilder, oft auch Eigenartiges und Neues schaffend.
Von ursprünglich einheimischer Kunstübung beeinflußte und umgewandelte Nach-
ahmungen eingeführter Gefäße entstehen, und es entwickeln sich eigentümliche Stile,
welche ihre Herkunft von zwei Vorfahren verschiedener Art nicht verleugnen.
 
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