Bücherbesitz wuchs, vervielfäl-
tigte man dieses Zeichen durch
den Holzschnitt; die wenigen Ex-
libris, die uns noch aus dem
15. Jahrhundert erhalten sind,
sämtlich deutsche Arbeiten, geben
das Wappen des Besitzers oder
des Stifters wieder; der Name
wurde zunächst handschriftlich
beigefügt. Das älteste Bücher-
zeichen, das als solches gekenn-
zeichnet ist, stammt von Dürers
Hand: über Bilibaldi Pirkheimer
steht neben dem Wappen; da-
runter die hochherzige Devise:
sibi et amicis; ein echter Bücher-
freund und der echteste Künstler
haben gleich mit dem ersten Ver-
such den reifsten Typus der
heraldischen Gattung geschaffen. In Nürnberg, wo
Kunst, Wissenschaft und Bürgerstolz einander so
nahe wohnten, ward der Brauch schnell beliebt; von
Dürer selbst und aus seiner Schule ist uns eine Fülle
trefflicher Wappenblätter erhalten. Auch die Meister
von Augsburg waren früh zur Hand; durch Franken,
Schwaben, Bayern, auch nach Oesterreich und der
Schweiz verbreitete sich die Sitte. Bald sind die
Wappen nur von Bändern, Namen oder Sprüchen be-
gleitet; bald werden sie in Rahmen gefügt oder unter
Arkaden gestellt, deren Architektur bei den nürn-
berger Meistern sich gern nach gotischer Art in
Laubwerk auflöst, während die augsburger Richtung
sich strenger an oberitalienische Formen hält. Nicht
immer lässt sich erweisen, ob ein solcher Wappen-
holzschnitt als Bücherzeichen geschaffen oder auch
nur benutzt worden sei, da nur wenige Blätter als
Ex-libris bezeichnet sind. Seit der
Mitte des 16. Jahrhunderts griffen
die Nürnberger häufiger zur
Kupferplatte. Auch die Formen
des Beiwerks wechselten; das Roll-
werk und die geläufigen Guir-
landen, Fruchtbündel, Hermen,
Kinder fügen sich zu buntem
Rahmen; die beliebtesten Erfinder,
Solis, Amman, Zündt, Sibmacher
u. a., haben anmutige Blättchen
gestochen, die jetzt häufiger ihren
eigentlichen Zweck aussprechen.
Gegen Ende des Jahrhunderts
kamen neue Motive in die Mode;
man ward der schweren Um-
rahmungen müde und legte nur
einen zierlichen Kranz oder Zweig
um das Wappen. Aber noch
immer gaben die Meister von
Nürnberg den Ton an; noch
war der Gebrauch des Ex-libris
im Auslande wenig bekannt und
geübt; noch blieb das Wappen
fast das einzige Symbol.
Was uns an solchen heral-
dischen Bücherzeichen aus dem 17.
und 18. Jahrhundert erhalten ist,
zählt nach Tausenden. Der Adel,
die Bürger, die Gelehrten, geist-
liche und weltliche Behörden
und Würdenträger, die Klöster
und die Städte, alles ist vertreten.
In Deutschland hielt man lange
an der guten, alten Ueberlieferung
im Wappenwesen fest, an den vollständigen
Wappen mit Schild, Helmzier und Decke; nur
wurden sie anders gezeichnet, je nach dem herrschen-
den Ornamentstil; die derben Kartuschen des Barock,
die flotten Muschelformen des Rokoko, der steife
Klassicismus spiegeln sich mannigfach wieder.
Jetzt tritt auch das Ausland auf den Plan,
voran Frankreich und England, wo man schon früher
Wappen und Namen aussen auf die Lederbände
gepresst hatte; auch diese Länder zunächst über-
wiegend mit Wappenblättern, die freilich meist ab-
weichen von den Grundsätzen oder Gebräuchen
der deutschen Heraldik. Die Franzosen setzen gern
statt des Helms und seiner Zuthaten die Rangkrone
über den Schild; die Engländer begnügen sich mit
dem Schild und der Helmzier (crest) ohne jede Ver-
mittlung. Auch dort ward die Mehrzahl der Blätter
von handwerklichen Wappen-
stechern hergestellt, die nur dem
jeweiligen Zeitgeschmack folgen.
In London hat sich namentlich
im Rokoko eine zierliche und ge-
fällige Manier herausgebildet; in
Paris haben neben den gut ge-
schulten Graveuren die Klein-
meister des Kupferstichs, die
Führer der Buchverzierung, die
Eisen, Gravelot, ChofFard u. a.,
Wappenblätter freieren Stils er-
funden, in denen die Schilde,
die Kronen und namentlich die
figürlichen Schildhalter aus heral-
discher Starre zu spielendem
ü 267 D
tigte man dieses Zeichen durch
den Holzschnitt; die wenigen Ex-
libris, die uns noch aus dem
15. Jahrhundert erhalten sind,
sämtlich deutsche Arbeiten, geben
das Wappen des Besitzers oder
des Stifters wieder; der Name
wurde zunächst handschriftlich
beigefügt. Das älteste Bücher-
zeichen, das als solches gekenn-
zeichnet ist, stammt von Dürers
Hand: über Bilibaldi Pirkheimer
steht neben dem Wappen; da-
runter die hochherzige Devise:
sibi et amicis; ein echter Bücher-
freund und der echteste Künstler
haben gleich mit dem ersten Ver-
such den reifsten Typus der
heraldischen Gattung geschaffen. In Nürnberg, wo
Kunst, Wissenschaft und Bürgerstolz einander so
nahe wohnten, ward der Brauch schnell beliebt; von
Dürer selbst und aus seiner Schule ist uns eine Fülle
trefflicher Wappenblätter erhalten. Auch die Meister
von Augsburg waren früh zur Hand; durch Franken,
Schwaben, Bayern, auch nach Oesterreich und der
Schweiz verbreitete sich die Sitte. Bald sind die
Wappen nur von Bändern, Namen oder Sprüchen be-
gleitet; bald werden sie in Rahmen gefügt oder unter
Arkaden gestellt, deren Architektur bei den nürn-
berger Meistern sich gern nach gotischer Art in
Laubwerk auflöst, während die augsburger Richtung
sich strenger an oberitalienische Formen hält. Nicht
immer lässt sich erweisen, ob ein solcher Wappen-
holzschnitt als Bücherzeichen geschaffen oder auch
nur benutzt worden sei, da nur wenige Blätter als
Ex-libris bezeichnet sind. Seit der
Mitte des 16. Jahrhunderts griffen
die Nürnberger häufiger zur
Kupferplatte. Auch die Formen
des Beiwerks wechselten; das Roll-
werk und die geläufigen Guir-
landen, Fruchtbündel, Hermen,
Kinder fügen sich zu buntem
Rahmen; die beliebtesten Erfinder,
Solis, Amman, Zündt, Sibmacher
u. a., haben anmutige Blättchen
gestochen, die jetzt häufiger ihren
eigentlichen Zweck aussprechen.
Gegen Ende des Jahrhunderts
kamen neue Motive in die Mode;
man ward der schweren Um-
rahmungen müde und legte nur
einen zierlichen Kranz oder Zweig
um das Wappen. Aber noch
immer gaben die Meister von
Nürnberg den Ton an; noch
war der Gebrauch des Ex-libris
im Auslande wenig bekannt und
geübt; noch blieb das Wappen
fast das einzige Symbol.
Was uns an solchen heral-
dischen Bücherzeichen aus dem 17.
und 18. Jahrhundert erhalten ist,
zählt nach Tausenden. Der Adel,
die Bürger, die Gelehrten, geist-
liche und weltliche Behörden
und Würdenträger, die Klöster
und die Städte, alles ist vertreten.
In Deutschland hielt man lange
an der guten, alten Ueberlieferung
im Wappenwesen fest, an den vollständigen
Wappen mit Schild, Helmzier und Decke; nur
wurden sie anders gezeichnet, je nach dem herrschen-
den Ornamentstil; die derben Kartuschen des Barock,
die flotten Muschelformen des Rokoko, der steife
Klassicismus spiegeln sich mannigfach wieder.
Jetzt tritt auch das Ausland auf den Plan,
voran Frankreich und England, wo man schon früher
Wappen und Namen aussen auf die Lederbände
gepresst hatte; auch diese Länder zunächst über-
wiegend mit Wappenblättern, die freilich meist ab-
weichen von den Grundsätzen oder Gebräuchen
der deutschen Heraldik. Die Franzosen setzen gern
statt des Helms und seiner Zuthaten die Rangkrone
über den Schild; die Engländer begnügen sich mit
dem Schild und der Helmzier (crest) ohne jede Ver-
mittlung. Auch dort ward die Mehrzahl der Blätter
von handwerklichen Wappen-
stechern hergestellt, die nur dem
jeweiligen Zeitgeschmack folgen.
In London hat sich namentlich
im Rokoko eine zierliche und ge-
fällige Manier herausgebildet; in
Paris haben neben den gut ge-
schulten Graveuren die Klein-
meister des Kupferstichs, die
Führer der Buchverzierung, die
Eisen, Gravelot, ChofFard u. a.,
Wappenblätter freieren Stils er-
funden, in denen die Schilde,
die Kronen und namentlich die
figürlichen Schildhalter aus heral-
discher Starre zu spielendem
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