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ment? Nimmt man aber mehr an, dann muß man das Tusfundament über den Fuß-
boden des Marktes hochführen und es auch an der Südseite verkleiden.
Auch zur Ermittelung der Stellen, auf denen die Cellävorderwand und -rückwand
auf ihren Fundamenten standen, haben wir kein Hilfsmittel zur Verfügung. Zwar haben
wir zwei Steine, die, wenn sie aneinanderpaßten, den Abstand der Ante vor der Cellä-
vorderwand angäben, nämlich die Antenssachschicht (S. 115, Abb. a) und den längeren
der beiden Steine von dem Teile der Cellalängswand, gegen welche die Cellävorderwand
sließ, aber leider passen nur die Maße der Steine, nicht auch die der Klammern. Wir
sind also beim Zeichnen des Grundrisses rein auf Probieren angewiesen, und es zeigt
sich, daß eine Länge des Tempels von 14 Triglyphenachsen und einer Triglyphenbreite
ein wahrscheinlich aussehendes Resultat ergibt. Es bleibt dann auf der Vorderseite vor
den Säulen Platz für vier Stufen übrig, der Tempel hätte sich also um 1,05 m über den
Fußboden des Marktes losgehoben (Taf. XXXIV).
Wir kommen schließlich zu der Frage nach der Zeit der Erbauung dieses in
seinen Formen so reizvollen kleinen Heiligtums und nach dem Namen der Gottheit,
der es geweiht war.
Leider können wir keine ganz befriedigende Antwort geben. Daß es aus der
Königszeit flammt, halte ich, nach seiner guten Technik, den feinen Profilen und den
zierlichen Ornamenten für völlig sicher; aber welcher der Herrscher es baute, dafür
haben wir keinen Anhalt. Es liegt meines Erachtens gar kein bestimmter Grund vor, seine
Errichtung, wie die des Marktes, dem Erbauer des Altars zuzuweisen; die Möglichkeit ist
natürlich vorhanden, aber ich wüßte nichts, was ich zum Beweise dafür anführen sollte.
Bohn hat vor Aufdeckung des Tempels auf der Theaterterrasse zumal auch wegen
des Schmuckes der Sima mit Satyrköpfen einen Tempel des Dionysos angenommen.
Wenn der Tempel auf der Theaterterrasse, wie es letzthin von v. Prott (Athen. Mitt.
des Instituts 1902, S. 161 ff. 265) besonders vertreten ist, dem Dionysos geweiht war,
so kann man an der gleichen Benennung eines zweiten Tempels jetzt Anstoß nehmen,
und Bohns Gründe sind jedenfalls teilweise hinfällig geworden. Immer bleibt die
Dekoration mit Satyrköpfen, und dieses Zeugnis will mir nicht unwichtig scheinen für
eine Zeit, die gern bei dem ornamentalen Schmuck Beziehung nahm auf den Zweck
oder den Inhaber des Bauwerkes. Wir können dem Tempel also wohl den Namen
lassen, den ihm sein Entdecker gab und unter dem er seitdem bekannt ist, nämlich
»Tempel des Dionysos«.
 
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