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Petersen, Eugen
Die Kunst des Pheidias am Parthenon und zu Olympia — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.933#0034
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gottesdienstlichen diese als durchaus weltliche entgegengestellt').
Ausdrücke wie: 'der gymnische Agon ist von weltlicher, die Lampas
von geistlicher Tendenz5 verrathen, wie mir scheint, dafs die Schei-
dung nicht nur dem Volke, sondern namentlich auch dem Neuerer
selbst völlig bewufst gewesen sein soll. Was Mommsen über diesen,
nämlich Peisistratos, S. 117 sagt, namentlich: 'Vielmehr wird dieser
geschickte Staatsmann seinen Eigenwillen an das schon von den
Vorfahren Gewollte und Geübte angeschmolzen haben' kann ich
nur so verstehen, dafs Peisistratos etwas ganz anderes als, sei es
aufrichtige, sei es scheinbare Huldigung der Göttin mit seinen Neu-
erungen bezweckt, habe2). Ich gestehe, dafs ich solche Ziele nicht
verstehe und in dieser Ansicht nur übertriebenen Realismus der
Geschichtschreibung erkennen kann. Mag sein, dafs schon gleich-
zeitigen Denkern, mehr noch späteren, die glänzenden Zuthaten
keine Förderung frommen Sinnes, keine Steigerung des Gottes-
dienstes schienen, es fragt sich aber, wie sie der Mehrheit des
Athenischen Volkes erschienen, und ob diese Zuthaten wirklich
eine von der bisherigen abweichende Bahn beschritten. Die Volks-
auffassung aber giebt Trygaios in Aristophanes 'Frieden' 418, der
dem Hermes schmeichelnd verspricht, sie wollten ihm die Grofsen
Panathenäen feiern und alle andern Feste, wo jedesfalls das
lockendste für den Gott vorangestellt sein soll.

Was den Charakter der Feier im Allgemeinen anlangt, so ist
derselbe bei beiden Feiern nicht verschieden, denn auch die Kleinen
Panathenäen wollen keine Feier in stiller Andacht sein, sondern
entfalten was an Macht vorhanden der Göttin zu Ehren; denn
ihr dankte man sie. Je mächtiger der Staat wurde, desto gröfser
mufste natürlich Opfer mit Festschmaus und Pompe, und warum
nicht auch der Agon werden, dessen Grund ja auch schon Erieh-
thonios gelegt. Und was nach Peisistratos noch Perikles that, das
hatte vor ihm nach der Volksmeinung ja schon Theseus und wahr-
scheinlich Solon gethan. Dafs Peisistratos, theils um noch gröfseren
Glanz zu ermöglichen, theils in Nachahmung der Olympischen
Feier, alles auf je eine von vier Feiern concentrierte, thut nichts

>) So auch Schömann Gr. Alt. II S. 499,1.

2) S. 122 scheint es, als ob Mommsen als Motiv des Peisistratos nicht
fromme Gesinnung, sondern Ehrgeiz erkenne; aber dafs aus solchem Motiv
gegründete Institutionen keinen gottesdienstlichen Charakter, sondern nur
weltlichen haben konnten, wird er nicht behaupten.
 
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