Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Petersen, Eugen
Die Kunst des Pheidias am Parthenon und zu Olympia — Berlin, 1873

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.933#0242
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
234

doch wohl eine Spur von dem zweiten Schilde erhalten sein müfste,
wenn er je vorhanden gewesen wäre1). Auf der letzten Metope
hat nun die schildlose Figur2), welche am Boden knieend ver-
gebens sich vor dem Gegner zu schützen sucht, der mächtig an-
schreitend mit der Linken jenen am Kopfe vorüberzieht, um mit
der Rechten ihm den Todesstreich zu geben, hat diese Figur des
Besiegten nicht nur in der Lage grofse Aehnlichkeit mit der Figur
eines unterliegenden Persers am Niketempelfries3), sondern scheint
auch durch die Tracht von seinem Gegner ebenso unterschieden,
wie dort der Perser von seinem hellenischen Gegner. Von gleicher
Tracht scheint der Kämpfer zur Rechten auf 4; an dessen Arm
bei Laborde zwar Spuren eines Schildes zu sehn sind, aber na-
mentlich als hellenischer Hoplitenschild — denn es könnte auch
ein persischer sein — zu undeutlich, um hier anders als auf 2;
12; 14 den rechten Platz dem Hellenen und nicht vielmehr seinem
Gegner zu geben4). Auf 2 sehen wir dem Hellenen gegenüber
bei Laborde zwar einen Nackten, die Photographie aber läfst mich
sehr zweifeln, ob er nicht bekleidet sei.

Der Reiter Tracht ist nur auf 1 etwas deutlicher zu erkennen;
da ist's ein ärmelloser Chiton und eine zurückflatternde Chlamys5).
Pafst dies auch besser für einen Hellenen, so ist doch vor der
Zeit des Parthenon kein Kampf mit hellenischen Reitern zu nennen,
der hier füglich abgebildet sein könnte. Eben die Reiter lassen
nur an Perserkämpfe denken, die auch sonst die einzigen histori-
schen Kämpfe sind, welche man damals an einem athenischen
Tempel darstellen konnte, ganz abgesehn von den oben berührten
Beziehungen des Parthenon zur marathonischen Schlacht. Dafs
wenn auch an diese als der Athener glänzendste That der Künstler
dachte, doch ein auch nur annäherndes Bild dieser Schlacht statt

') Auf 10 hält ein Knieender einen länglieh runden Schild empor wie
ihn Amazonen tragen, aber auch Perser, so einer in gleicher Lage am Nike-
tempelfries, Ross und Schaubert g.

a) Der Köcher neben ihr, den Michaelis giebt, gehört Persern wie Ama-
zonen.

3) Platte c, am rechten Ende, und umgekehrt am linken.

4) Auf 10 ist allerdings der Feind links.

5) Die persischen Reiter auf dem Niketempelfries haben wie die Fufs-
gänger Hosen und einen Rock, meistens mit Aermeln; einen Ueberwurf aber,
die Kandys, findet man da nur bei solchen die zu Fufs kämpfen.
 
Annotationen