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Petri, Grischka; Strindberg, August
Der Bildprozeß bei August Strindberg — Köln: Seltmann & Hein, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.75392#0307

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7. Eintrag aus dem »Okkulten Tagebuch< und Briefauszug an Torsten Hedlund

rot, goldgelb, weißer als Schnee und Kreide. Die Berge bestehen dort u.a. aus
Karneol, Jaspis, Smaragden, Gold, Silber etc. Dort wohnen die Glückseligen
teils im Landesinneren, teils auf Inseln, die von Luft umflossen sind wie unse-
re Inseln vom Meer. Was das Wasser für uns ist, das ist dort die Luft, und was
hier Luft ist, ist dort Äther. Die Temperatur ist mild, und es gibt keine Krank-
heiten. Sie haben den Göttern geweihte Haine; sie hören göttliche Stimmen,
Prophezeihungen und Offenbarungen; die Sonne, der Mond und die Sterne
sehen dort so aus, wie sie wirklich sind. [...] Die ein reines und heiliges Leben
geführt haben, wohnen zuoberst auf der Erde. Deshalb sollen wir Weisheit
und Tugend suchen, denn der Siegespreis ist schön und die Hoffnung groß;
man muß sich solche Hoffnungen zuwispern! Besinnung, Rechtschaffenheit,
sittlicher Mut, Freiheits- und Wahrheitsliebe sind die Zierde der Seele.
Brief vom 18. Juli 1896 an Torsten Hedlund
»In der Genesis steht, daß Gott einen Raum schuf [...] und das obere Wasser
von dem unteren trennte, und nannte den Raum Himmel [...]. Es gab nun
zwei Wasser, eines über dem Himmel, eines darunter. Und Gott befahl, daß
das untere Wasser sich in einem Becken sammeln sollte und das Trockene zu
sehen wäre. Und das Trockene im unteren Wasser wurde Erde genannt. //
Das obere Wasser blieb also über dem Himmel! uns unbekannt. Blieb auch
ein Trockenes, und eine andere Erde[?] Ist es von dort, woher wir kommen
und wohin wir gehen? [...] Indes: wenn ich Meer und Himmel bei blauer
Luft so zusammengehen sehe, daß der Horizont nicht zu sehen ist, scheint mir
alles die gleiche Materie zu sein, alles Wasser, oder alles Luft; sie spiegeln sich
ineinander. Und ist es vom oberen Wasser, woher Wolken, Regen, Tau,
Schneeblumen kommen? [...] // Der Himmel scheint mir uns sehr viel näher
zu sein, als wir glauben, vielleicht, weil er näher ist! [...] Der Gedanke, daß es
ein Land da oben gibt, das dieser eigentlich schönen Erde gleicht, macht
mich seelenvergnügt, denn direkt in ein Vorüberschwindendes überzugehen
ist mir zuwider gewesen. Ich stelle es mir wie die Schweiz vor, und ich verges-
se niemals meinen ersten Eindruck der Schweiz, als der Zug aus dem Jura
hinunterfuhr; ich glaubte, Wolkenbildungen von wunderbarer Schönheit zu
sehen, aber - dann ging mir ein Licht auf: es sind die Alpen! Das ist ja der
Himmel! sagten meine Kinder. Und meine Frau brach in Tränen aus.«
Quellen: Ockulta dagboken, Rückseite von Bl. 201.
Brief vom 18.7.1896: Brev XI, S. 270ff.

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