Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 4.1887

DOI issue:
Nr. 5 (1. Mai 1887)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29789#0039
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
39

Einem jungen Dichter ins Stammbuch.
er da will ins Weite streben
Und nach hohen Dingen trachten,
Lern' zuerst im Engen leben
Und das Kleine wohl beachten!
Hast du deine kleinen Kreise
Ausgefüllet gern und ganz,
Fällt dir zu verdienterweise
Ein beschiedner Ehrenkranz.
Sind gewachsen dir die Schwingen,
Dann, den: jungen Adler gleich,
Wage dich — es wird gelingen —
In ein größeres Bereich!
Wie sein Äug', das scharfe, klare,
FurchUos in die Sonne schaut,
So erforsche du das Wahre
Uaverzaget, kampfvertraut!
Wer zu diesen: ew'gen Lichte
Mutig stets sich durchgerungen:
Was er denke, was er dichte,
Wird von: Sonnenglanz durchdrungen.
Von Schwarzbacher.


Are Ableitung des Namens „Edenkoben^.')
Von Ur. S ch Ni: t t in Edenkode n.
Nachdruck verboten.

Namen „Edenkoben" abzuleiten sind schon viele
gemacht worden, allein sie befriedigen nicht;
eine Lösung trifft das Richtige, aber sie läßt es

an jeder Beweisführung und näheren Erläuterung fehlen.

Was zunächst den zweiten Teil „loben" betrifft, fo ver-
ursacht dessen Erklärung keine Schwierigkeit. Hiebei ist nicht
etwa an Kufe (kleines Haus), lat. eupa, keltisch euve. griech.
zu denken, sondern „üoderw ist nichts anderes als ,llov6u"st,
und dieses ist gleich ,üokeM, was sich aus der alten Endung

„ellovvuO oder „ellovock erklärt; aus dem „elO wurde teils „111

teils Zill und die Endung „uu" oder hat sich in „mll oder
abgeschliffen. In Niederbayern (bei Landshut) gibt es
heute noch viele Ortsnamen mit der Endung „üol'mO st, und im
Kanton Zürich viele mit der Endung „kon", wie Bubikon,
Russikon, Pfäffikon (- Pfaffenhofen), Zollikon; das „kou" ist
nur eine Abkürzung für ,Koten, ellovcull.st
Um den ersten Teil „Eden" zu erklären, ist cs nötig auf
die älteste Schreibweise des Wortes zurückzugehen; diese ist
^otin^cmvs, Bolingen, 2otinegenH. Freher führt unter

') Aus meiner Geschichte der Stadt Edenkoben in der Pfalz, I. Teil,
welcher fick bereits unter der Presse befindet.
2) Icknobg,, Holm, bnbli, Hube (Hof) :ft ursprünglich ein eingezäunter
Raum; daher gibt es so viele Ortsnamen mit der Endung Piol'en'. S.
Förstemann, die deutschen Ortsnamen, Nordhausen 1863. S. 83 k. Veröl.
Görrinqer, Pirminius 184!, S. 21t.
I S. Rudtart, Älteste Geschichte Bayerns 1811, Seite 526 k.
st S. Förstemann a. a. O. S>. 83 k.
5) S. Ooäe: Unuraslmmsnsis eä. Mannh. 1768—1770, >1.
lom. 41. 2058: .^otnn^orvv" im Jahre 782; 46 2057 und 2063: In 2io-
tin^orvsr msnea," in den Jahren 7 68 und 772; ick. 2060: „in 7mtin»sr
marcll' in: Jahre 782; bl. 2062: In ^otincAsr umi-ea." im Jahre 775. —
Lehmann führt in der Bavaria, Rheiupfalz S. 613 Tiotbin^arve iEdenkoben)
unter den im 8. und 9. Jahrhundert schon vorhandenen Orten des Speier-
gaues auf; die Schreibweise mit ZU läßt sich urkundlich für jene Zeit
nicht nachweisen. Noch unrichtiaer ist die Schreibweise ^otüintcorva bei
Stumpf, Geogr.-statistischchist. Handbuch desKönigsreichsBayern, 1852,S- 393.

den ältesten Ortschaften des Speiergaues, die zur Zeit Karls des
Großen schon existierten, 2otllingovvst an.
In den von Zeuß herausgegebenen Truäitiouss ?os-
8 68 81 0 U68 ciu 6 i r; 6 u k u I' g 6 u 8 6 8 st steht zu 270 oetiuello-
U6N und p. 282 oetingllou6ub); ^ein beidemale ist ,ott" und
nicht „ooQ zu lesen. Demnach sind die beiden Namen in
ottiuellou6u und ottiugllou6u zu ändern, was für die
Ableitung des Namens von Edenkoben bei dem Mangel an wei-
teren alten Quellen von Bedeutung ist.
Durch diese ältesten Schreibweisen ist die Ableitung von
deni biblischen Worte „Eden" (1. Buch Mosis 2,8) vollständig
ausgeschlossen, wenn auch nichts dagegen cinzuwenden ist, das
Land umher als ein „Eden" oder „Paradies" oder einen „Gar-
ten" zu bezeichnen.
Auch die Ableitung von „öd" (also Edenkoben - Ödhos),
weil in späteren Urkunden (1524) „Ödenkoben" vorkommt, läßt
sich mit der ältesten Schreibweise nicht vereinbaren und hat auch
das sachliche Bedenken gegen sich, daß weder der Ort noch die
Gegend öd zu nennen waren, wenngleich andere ähnliche Namen
wegen ihrer Lage mit Recht von „öd" abgeleitet wcrdcnst.
Tie gewöhnliche seitherige Ableitung von „Edenkoben" war
die von „Odin", dem höchsten der germanischen Götter. Diese
findet sich zuerst in den Jntelleg enzblättern des Rhein-
kreises vom Jahre 1828"); ihnen folgen Nemling in seiner
Geschichte des Klosters Hcilsbruck oberhalb Edenkoben (1832,
S. 17) und Karl Gelb in feinem Reisehandbuch durch alle Teile
der Pfalz vou 1841 (S. 56). Auch der Edenkobener An-
zeiger von 1849") nimmt diese Ableitung an, und für diese
tritt auch vr. Mehlis zuerst in der Palatina von 1875")
ein wegen des Odinskultus der hier wohnenden Alamannen und
später in feinen „Fahrten durch die Pfalz" (1877, S. 77). Eine
schönere Ableitung als die von dem germanischen Götterfürsten
Odin könnten wir uns kaum wünschen und wir wollen auch zu-
geben, daß sprachlich die Ableitung von Odin zu rechtfertigen
ist; denn d geht leicht in t oder tt überund das s, welches die
Zusammensetzung sordert (Odinshofen - OttümÜOueu), konnte
mit der Zeit sich verlieren"!, jedoch fachliche nicht zu über-
windende Bedenken müssen wir gegen die Ableitung von Odin
geltend machen. Förstemann, Wohl die erste Autorität auf
dem Gebiete der deutschen Ortsnamenkunde, warnt bei Ableitung
von Ortsnamen ohne die triftigsten Gründe an die Götter zu
denken, hierin fei mehrfach zu viel geschehen, und er sei dabei

I llalätinaa, amiIAbm'L(g.s 1686 (3. Ausgabe voi: Rüdiger)
p. 75. Auch diese Schreibweise ist willkürlich.
9 Dä. LueieUw bistorwa llalating,, Lpirsa 1842. Der betreffende coäax
ist Eigentum des historbchen Vereins der Pfalz.
I Ta mir beide Schreibweisen Bestücken erregten, fo ersuchte ich den
verstorbenen Gymuasialprofessor Weiß :n L-peier, der seiner Zeit Sekre-
tär des bistorncheu Vereines der Pfalz war, in: eoäox nachzusehen, ob nicht
vielleicht „ott" statt „»ei' zu lesen fei. Derselbe bestätigte die Nichtigkeit
ine in er Vermutung, indem er schrieb, p. 270 müsse o f f e n b a r „ottin eü o u an"
gelesen we:deu; p. 282 sei. o mit dem ersten t so zusammengesckriebeu, daß
man „oo" lesen könne; allein da „oe" sonst ganz anders geschrieben werde,
so sei offenbar auch das zweitemat „ottUr^stousrU zu lesen.
d) Förstemann a. a. O. S. 115 führt Ödhof, Ödberg Edlecken an.
'°) 385. Verfasser der bezüglichen geschichtlichen Artikel war
Regierungsrat Löw in Speier.
i°) Verfasser des betreffenden Artikels war der verstorbene geschichts-
kundige 1. Stadtschreiber Nesplandin von Edenkoben.
'st Beiblatt der „Pfälzer Zeitung", S. 163.
'Z August Becker (die Pfalz und die Pfälzer, 1858, L. 306) wendet
überhaupt gegen die Ableitung von „Odin" ein, daß dieser Name nordisch,
dagegen der altdeutsche Name des Gottes „Wodan" oder „Wuotau" fei.
Allein das „All vorn schleift sich in zusammengesetzten Wörtern gerne ad
und wird aus Wodan sehr leicht Odan oder Oden, wie wir dies an dem
Worte Odens- oder Orensberg sehen.
 
Annotationen