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teilen mögen, Leid und Freud und was noch sonsten das Leben
mit sich bringt, lind den lieben Gott sollen sie nie vergessen,
der sie so gnädig geführt. Ihr Haus sei auf Gott gebaut, und
ihr Glaube soll ihnen ihr Alles sein und sollen nimmer ihn
lassen, bis daß sie einst sterben. Tann legte er ihre Hände in
einander und sie schwuren sich Treue, woraus er sie segnete.
Das war. die erste Hochzeit und Herr -losspll von Ivi88
und einer der Baumeister waren die Beistände. Unter freiem
Himmel wurde kurzes Mahl verzehrt, dann zogen sie beide in
ihr neues Haus.
Die Häuser wurden auf folgende Weise verteilt: Jeder
Familienvater mußte sein Büchel vorzcigen, dann wurde ihm
sein Haus angewiesen. Der Eigenthümer des Büchels Nr. I
erhielt das Haus Nr. 1 u. s. w. der Reihe nach/ jeder nach sei-
ner Büchelnummer.
So zogen dann auch, wie gesagt, Thebel und Lisbeth in
ihr Haus, das hatte die Nummer 43. Es war jedoch noch nicht
ganz vollendet, da waren noch keine Fenster und Thüren und
auch das Dach war erst halb gedeckt, die Arbeitsteute hämmer-
ten und klopften noch mit allem Fleiße daran. Aber der The-
bel hatte schon im vorhinein für ein Obdach gesorgt.
Aus Rohr hatte er vorläufig eine Hütte gemacht, wie die
anderen im Orte auch. Ach, es war das freilich ein armseliges
kleines Gemach und hatte auch keine Fenster, nur eine kleine
Lücke und eine aus Brettern zusammcngeschlagenc Thüre. Mit
grünen Zweigen hatte der Thebel die inneren Wände ausge-
schmückt und alles notwendige Geräte geordnet und geschlichtet.
Am Schranke lag die Bibel und das Gebetbuch.
In diese Hütte zogen nun ein Thebel und Lisbeth. Der
reichen Bauerntochter war die Hütte nicht zu arm, sie hatte
ja in ihr den größten Schah, ihren lieben Thebel. Und als sie
beide über die Schwelle schritten und die Thüre sich zuthat, da
fielen sie einander in die Arme und die Freudenthränen standen
ihnen in den Augen.
Meine Lisbeth, fo bist du nun mein, für immer mein!
Mein Thebel, so gehörst du nun mir, für immer mir!
Und sie waren beide glücklich, unaussprechlich froh und
glücklich!
Lupus, Wölflin, Wölfflin mit Lupulus, Fuchs mit Vulpes,
Vul Pius (Frau von Göthe), Bär mit Ursinus, Weiß mit
Candidus, Schwarz mit Niger, Haarer (Geschichtschreiber
des Bauernkrieges) mit Crinitius, Schcerer, Scherer, Scherrer
mit Rasor, Wirt mit Hof pes, der Rektor Wih in Schlett-
stadt übersetzte seinen Namen mit Sapidus.
Manche gaben sich neue Namen von ihrem Geburtsorte,
so RabernL6inontanu8 von Bergzabern, UogüomontanuZ
von Königsberg, 8palatinn8 von Spalt, der Geschichtschreiber
8Ikiäaan8 von Sleiden in der Rheinprovinz; der Vater der
bayerischen Geschichte Turmahr erhielt von seinem Geburtsstädt-
chen Abensberg den Namen llv6ntinu8: der pfälzische Refor-
mator Theobald Gerlacher aus Billigheim nanute sich Lilli-
eann8 (s. Riehl, die Pfälzer S. 40).
Auch die Übersetzung der Namen ins Griechische war nicht
selten, so hieß Melanchthon bekanntlich vorher Schwarzert,
und Ökolampadius hieß Hußgcn oder Heußgen (nicht Haus-
schein, s. Allg. d. Viogr.), Neumann wurde übersetzt mit Neander,
Holzmann mit Dylander (Name eines bayerischen Generals),
Eichmann mit Dry and er, Liebmann mit Philander,
Zahn mit Odontius, Bock mit Tragus, Fasel, Faßet oder
Fahler mit PithoPöus (-F aßmacher).
Die Übersetzung hatte jedenfalls das Gute, daß die Zahl
der vielen Schmidt, Müller, Becker, Metzger, Weber, Schneider,
Schuster, Bauer nicht eine noch größere geworden ist; wahr-
scheinlich war auch der Hauptgrund der Übersetzung der, daß
man sich von der großen Zahl Gleichnamiger unterscheiden
wollte, auch schien der fremde Name wohlklingender zu sein
und imponierte der unwissenden Masse. So machte der Name
Schneider gar keinen Eindruck, aber wie bedeutsam erschien nicht
ein Mann, der Sartor oder gar Sartorius hieß! Und „Bauer"
war zu gemein, aber Agricola gab einen gelehrten Anstrich.
Und wenn nur die Endung us oder ins dem Namen angehüngt
wurde, wie dies in Harius der Fall ist, da glaubte schon mancher
besser als die andern zu sein. Namen mit fremdartigen: Klang
gefallen auch heule noch gar vielen Deutschen; das Fremde
übte leider von jeher auf das deutsche Gemüt einen allzu großen
Zauber aus. Uw. Schmitt.
Lateinische und griechische Geschiechtsnamen van
Manischen.
it dem Wiederaufleben der klassischen Studien in Deutsch-
land im l5. und 16. Jahrhundert wurde es in huma-
nistischen Kreisen Sitte, besonders die häufig vobkvmmenden
deutschen Namen in lateinische oder griechische zu über-
setzen, welche dann abermals eine Veränderung und Fortbildung
erfuhren. So wnrde der Name Schmied, Schmid, Schmidt,
Schmitt mit Faber übersetzt, Müller, Miller, Mühler u. s. w.
mit Molitor, Becker, Bäcker mit Pistör, woraus Pister und
Psistersi wurde, Metzger, Fleischer mit Lanius, Fischer mit
Piscator, Schneider mit Sartor, Sartorius, woraus
Sarter und Satter wurde, Schuster mit Sutor, woraus Sutter
wurde; Weber wurde mit Textor übersetzt, Bauer mit Agri-
cola, Jäger mit Venator, Löb mit Leo, Wolf, Wolfs mit
y Heute noch Hetzen die Bäcker in München so; Hofpfistermeister
nennen sich die Hosbäcker daselbst.
L^rchäalagischas.
in.
Zwei Sammlungen der Pfalz, das Gewerbemuseum zu
Kaiserslautern und das Museum zu Dürkheim wurden jüngst
mit Abgüssen des im Oktober 1864 zu Dürkheim beim Bahn-
bau gefundenen berühmten Türkheimer Dreifußes bereichert.
Die Abgüsse stellte Dir. vr. L. Lindenjchmit zu Mainz her.
s Der Dreifuß ist ein Prachtwerk etrurischer Kunst und entstammt
! nach Prof. W. Helbig zu Rom dem 5. Jahrhundert vor Christus.
! Beim Auffinden des Dreifußes (Oktober 1864) gingen mehrere
Bronzefiguren verloren, und ein llomo «Molaur nahm sie einfach
niit. Bei einem Besuche im Nationalmuseum zu Buda-Pest
entdeckte nun vr. Jngwald Undset 1883 die verloren gegangenen
drei Bronzesiguren, welche der frühere Eisenbahnbeamte Fridolin
Kukaczkah in der Rheinpsalz „erworben" haben will. Er hat
sie im Februar 1866 dem Ungarischen Nationalmuseum zum
Geschenke gemacht. Es ist Hoffnung vorhanden, daß die drei
wichtigen Gruppen, von denen Figur 1 einen nackten Reiter
teilen mögen, Leid und Freud und was noch sonsten das Leben
mit sich bringt, lind den lieben Gott sollen sie nie vergessen,
der sie so gnädig geführt. Ihr Haus sei auf Gott gebaut, und
ihr Glaube soll ihnen ihr Alles sein und sollen nimmer ihn
lassen, bis daß sie einst sterben. Tann legte er ihre Hände in
einander und sie schwuren sich Treue, woraus er sie segnete.
Das war. die erste Hochzeit und Herr -losspll von Ivi88
und einer der Baumeister waren die Beistände. Unter freiem
Himmel wurde kurzes Mahl verzehrt, dann zogen sie beide in
ihr neues Haus.
Die Häuser wurden auf folgende Weise verteilt: Jeder
Familienvater mußte sein Büchel vorzcigen, dann wurde ihm
sein Haus angewiesen. Der Eigenthümer des Büchels Nr. I
erhielt das Haus Nr. 1 u. s. w. der Reihe nach/ jeder nach sei-
ner Büchelnummer.
So zogen dann auch, wie gesagt, Thebel und Lisbeth in
ihr Haus, das hatte die Nummer 43. Es war jedoch noch nicht
ganz vollendet, da waren noch keine Fenster und Thüren und
auch das Dach war erst halb gedeckt, die Arbeitsteute hämmer-
ten und klopften noch mit allem Fleiße daran. Aber der The-
bel hatte schon im vorhinein für ein Obdach gesorgt.
Aus Rohr hatte er vorläufig eine Hütte gemacht, wie die
anderen im Orte auch. Ach, es war das freilich ein armseliges
kleines Gemach und hatte auch keine Fenster, nur eine kleine
Lücke und eine aus Brettern zusammcngeschlagenc Thüre. Mit
grünen Zweigen hatte der Thebel die inneren Wände ausge-
schmückt und alles notwendige Geräte geordnet und geschlichtet.
Am Schranke lag die Bibel und das Gebetbuch.
In diese Hütte zogen nun ein Thebel und Lisbeth. Der
reichen Bauerntochter war die Hütte nicht zu arm, sie hatte
ja in ihr den größten Schah, ihren lieben Thebel. Und als sie
beide über die Schwelle schritten und die Thüre sich zuthat, da
fielen sie einander in die Arme und die Freudenthränen standen
ihnen in den Augen.
Meine Lisbeth, fo bist du nun mein, für immer mein!
Mein Thebel, so gehörst du nun mir, für immer mir!
Und sie waren beide glücklich, unaussprechlich froh und
glücklich!
Lupus, Wölflin, Wölfflin mit Lupulus, Fuchs mit Vulpes,
Vul Pius (Frau von Göthe), Bär mit Ursinus, Weiß mit
Candidus, Schwarz mit Niger, Haarer (Geschichtschreiber
des Bauernkrieges) mit Crinitius, Schcerer, Scherer, Scherrer
mit Rasor, Wirt mit Hof pes, der Rektor Wih in Schlett-
stadt übersetzte seinen Namen mit Sapidus.
Manche gaben sich neue Namen von ihrem Geburtsorte,
so RabernL6inontanu8 von Bergzabern, UogüomontanuZ
von Königsberg, 8palatinn8 von Spalt, der Geschichtschreiber
8Ikiäaan8 von Sleiden in der Rheinprovinz; der Vater der
bayerischen Geschichte Turmahr erhielt von seinem Geburtsstädt-
chen Abensberg den Namen llv6ntinu8: der pfälzische Refor-
mator Theobald Gerlacher aus Billigheim nanute sich Lilli-
eann8 (s. Riehl, die Pfälzer S. 40).
Auch die Übersetzung der Namen ins Griechische war nicht
selten, so hieß Melanchthon bekanntlich vorher Schwarzert,
und Ökolampadius hieß Hußgcn oder Heußgen (nicht Haus-
schein, s. Allg. d. Viogr.), Neumann wurde übersetzt mit Neander,
Holzmann mit Dylander (Name eines bayerischen Generals),
Eichmann mit Dry and er, Liebmann mit Philander,
Zahn mit Odontius, Bock mit Tragus, Fasel, Faßet oder
Fahler mit PithoPöus (-F aßmacher).
Die Übersetzung hatte jedenfalls das Gute, daß die Zahl
der vielen Schmidt, Müller, Becker, Metzger, Weber, Schneider,
Schuster, Bauer nicht eine noch größere geworden ist; wahr-
scheinlich war auch der Hauptgrund der Übersetzung der, daß
man sich von der großen Zahl Gleichnamiger unterscheiden
wollte, auch schien der fremde Name wohlklingender zu sein
und imponierte der unwissenden Masse. So machte der Name
Schneider gar keinen Eindruck, aber wie bedeutsam erschien nicht
ein Mann, der Sartor oder gar Sartorius hieß! Und „Bauer"
war zu gemein, aber Agricola gab einen gelehrten Anstrich.
Und wenn nur die Endung us oder ins dem Namen angehüngt
wurde, wie dies in Harius der Fall ist, da glaubte schon mancher
besser als die andern zu sein. Namen mit fremdartigen: Klang
gefallen auch heule noch gar vielen Deutschen; das Fremde
übte leider von jeher auf das deutsche Gemüt einen allzu großen
Zauber aus. Uw. Schmitt.
Lateinische und griechische Geschiechtsnamen van
Manischen.
it dem Wiederaufleben der klassischen Studien in Deutsch-
land im l5. und 16. Jahrhundert wurde es in huma-
nistischen Kreisen Sitte, besonders die häufig vobkvmmenden
deutschen Namen in lateinische oder griechische zu über-
setzen, welche dann abermals eine Veränderung und Fortbildung
erfuhren. So wnrde der Name Schmied, Schmid, Schmidt,
Schmitt mit Faber übersetzt, Müller, Miller, Mühler u. s. w.
mit Molitor, Becker, Bäcker mit Pistör, woraus Pister und
Psistersi wurde, Metzger, Fleischer mit Lanius, Fischer mit
Piscator, Schneider mit Sartor, Sartorius, woraus
Sarter und Satter wurde, Schuster mit Sutor, woraus Sutter
wurde; Weber wurde mit Textor übersetzt, Bauer mit Agri-
cola, Jäger mit Venator, Löb mit Leo, Wolf, Wolfs mit
y Heute noch Hetzen die Bäcker in München so; Hofpfistermeister
nennen sich die Hosbäcker daselbst.
L^rchäalagischas.
in.
Zwei Sammlungen der Pfalz, das Gewerbemuseum zu
Kaiserslautern und das Museum zu Dürkheim wurden jüngst
mit Abgüssen des im Oktober 1864 zu Dürkheim beim Bahn-
bau gefundenen berühmten Türkheimer Dreifußes bereichert.
Die Abgüsse stellte Dir. vr. L. Lindenjchmit zu Mainz her.
s Der Dreifuß ist ein Prachtwerk etrurischer Kunst und entstammt
! nach Prof. W. Helbig zu Rom dem 5. Jahrhundert vor Christus.
! Beim Auffinden des Dreifußes (Oktober 1864) gingen mehrere
Bronzefiguren verloren, und ein llomo «Molaur nahm sie einfach
niit. Bei einem Besuche im Nationalmuseum zu Buda-Pest
entdeckte nun vr. Jngwald Undset 1883 die verloren gegangenen
drei Bronzesiguren, welche der frühere Eisenbahnbeamte Fridolin
Kukaczkah in der Rheinpsalz „erworben" haben will. Er hat
sie im Februar 1866 dem Ungarischen Nationalmuseum zum
Geschenke gemacht. Es ist Hoffnung vorhanden, daß die drei
wichtigen Gruppen, von denen Figur 1 einen nackten Reiter