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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 17.1900

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Nr. 1 (1. Januar 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30533#0010
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der edlen Bachusgabe gedient hat. Der Krug hat eine Gesamthöhe von 23,5 em.
Der Hals ist cylindrisch gebaut und mißt 8 em Höhe und 6 em Durchmesser. Der
Leib ist kugelförmig gestaltet/ er mißt 13,5 em Höhe und 15 em Durchmesser.
Der Fuß ist kurz und nach außen vorspringend ge-
baut/ er hat 2 em Höhe und 8 em Durchmesser.
Außerdem hat der Krug einen eleganten 10em hohen
und 8 cm weiten Henkel au der, der schwach ange-
deuteteu Schnauze abgewandten, Seite. Die Farbe
des Weinkruges ist grau mit einem leisen Stich ins
Grüne/ eine matte Glasur, die jetzt wieder modern
geworden ist, deckt den sorgfältig gebrannten und
klingenden Thvnkern (vgl. „Faienee und Steingut"
in der Zeitschrift: „Der Sammler", 1899, XXI. Jahr-
gang, Nr. 1, S. 4—7). Am Hals ist der'Krug
verziert mit einem System von Slernen und Blumem
gewinden, d. h. Arabesken, die nach oben und nach
unten von einer Reihe parallel laufender Riefen, die
einen Gesimsabschluß bilden, begrenzt wird. Den
oberen Teil des Fußes schmücken drei Riefen mit
dazwischen liegenden Canneluren. Aus der Stand-
Marke sichtbar. Es darf gleich hier bemerkt werden,
daß die für Kunftwerke»jeder Art schon von den griechischen Aesthetikern verlangte
Dreiteilung hier an diesem Steingut-Krug deutlich und gefällig durchgeführt
ist. Auch macht der Krug sofort den Eindruck, daß er als zeitgemäße Oiuvchoö
zu wirken und zu dienen bestimmt war.
Den Hauptteil der Leibung nehmen drei große Medaillons ein, in denen
reliefierte Darstellungen angebracht sind: Das Hauptmedaillon (Höhe 12 em
Breite 9em) bedeckt das vortrefflich dargestellte Wittelsbacher Wappen. Dasselbe
enthält als Hauptteil den gevierteilteu Schild, dessen obere und untere Quadrate,
gegenständig, die Rauten und die gekrönten Löwen darstellen. In der Mitte
ist in einem Miniaturschild em mit dem Kurhut oder der Bischofsmütze gekröntes
Haupt dargestellt.') Darüber, wie gewöhnlich, drei Nitterhelme mit hochwehendeu
Helmzieren, zwischen denen zur Linken und Rechten gekrönte Löwen, in der Mitte
aber eine gleichfalls gekrönte heraldische Figur steht. Links und Rechts vom Haupte
dieser Figur steht klar und zweifellos die Jahreszahl 1581. Unterhalb des Wappens
zieht sich im Bogen ein schmales Spruchband hin mit der deutlichen Inschrift: Lenst
UmMF van Uaiaen. Zur Linken und Rechten dieses mit sichtbarer Vorliebe be-
handelten Mittelstückes sind zwei gleiche, etwas kleinere Medaillons reliefiert, von
je 10 cm Höhe und 8 cm Breite. In einem breiten Bande, das aus Löwen-
uud Frauenköpfen besteht, die durch ein System von Bändern und durch zwei
Perlenkränze miteinander in Verbindung stehen, ist die Figur des Paris dargestellt.
Er ist nackt bis auf die im Rücken flatternde Chlamys/ in der Rechten hält er
den Apfel, in der Linken den langen Hirtenstab. Dies allegorische Bild scheint sich
auf die im Jahre 1581 stattgefnndene Verleihung einer besonderen Würde an hier
znm Mittelpunkte der Darstellung gemachten Persönlichkeit zu beziehen. Und
wirklich ist dem so, wie die Geschichte berichtet.
Ernst, Herzog von Bayern (van ist die niederdeutsche Form für von), der
L>vhn Albrechts V., Herzog's von Bayern, der Bruder von Herzog Wilhelm V.,
dem Frommen, der Onkel von Kurfürst Maximilian I., wurde im Jahre 1581
Bischof von Lüttich. Auf diesen Akt scheint sich die Darstellung unseres seltenen


0 Big. Westermann's Monatshefte, I. 14, Heft 519, S. 401. DnS Bild stellt dar den
Erzbischof von Salzburg, Dietrich von Breitenau, v. I. 1597. Es ist derselbe Hnt mit drei
Zipfeln, wie auf nuferem Krug.
 
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