Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 17.1900

DOI issue:
Nr. 6 (1. Juni 1900)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30533#0094
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
90

dem in Durloch weilenden Registrator Fleischmann ein zweites Töchterchen, dem
Rektor ein Enkelkind beschert. Nnn war es unvermeidlich, in Bellheim längeren
Aufenthalt zu nehmen und die Frau Rektorin, eine entschlossene, tapfere Frau ge-
dachte darum, ihren Mann bei der Bergung des zurückgelassenen Hausrates zu unter-
stützen. Mit zwei Bauernwagen fuhr sie von Bellheim nach Speicr und half ihrem
Manne mit eigenen Händen soviel von ihren Sachen austaden, als mit den Wagen
fortgebracht werden konnte. Unbehelligt lausten sie beide mit ihrer Fracht in Bell-
heim an. Aber die mutige Frau gab sich damit nicht zufrieden; auch den im Keller
lagernden beträchtlichen Vorrat an Wein, einen wesentlichen Bestandteil des Familien-
vermögens, gedachte sie noch zu bergen und die Bauern ließen sich in der Thal gegen
Zusicherung der Hälfte des Weines bewegen, mit der Frau eine abermalige Fahrt
in das drei Stunden entfernte, jetzt nur noch von plündernden Soldaten bevölkerte
Speier zu unternehmen; der Rektor selbst war von den gehabten Anstrengungen
körperlich zu sehr -rschöpft, um den nächtlichen Zur, der nun aus mehreren Fuhr-
werken bestand, begleiten zu können. Alles gelang nach Wunsch, auch die Fässer
mit dem Wein, mehrere Fuder, wurden in Bellheim geborgen.


Aie Stadt Speier 1689
nach einem gleichzeitigen Kupferstich.

Zwei Tage später, am Dienstag nach Pfingsten, sahen die Flüchtlinge von
Bellheim ans eine riesige Ranch- und Feuersäule am Horizont erscheinen. Das
schönes Speier war, wie angekündigt, von den Franzosen ; in Brand gesetzt worden
und bald war die alte freie Reichsstadt nur noch ein qualmender Hügel von Schutt
und Steinen, aus dem die mächtige Domruine und der wunderbar verschont geblic-
 
Annotationen