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Auch waren sie ursprünglich dach wähl au verschiedeneu Teilen der Burg angebracht/
deren jeder einen anderen Bauherrn hatte.
Auch die von mir bereits im Pfalz. Museum van 1899 8. 148 und 182 mit-
geteilten Inschriften van daher enthielten/ wie gesagt, keinerlei Jahrzahl. Bei dem
verwitterten Zustand desjenigen Steines/ der beim Eintritt durch das erwähnte
Burgthor links unten sitzt, läßt sich zwar ein genaues Faesimile nur schwer wieder-
geben und man läuft Gefahr, natürliche Unebenheiten für Zeichen zu halten, allein
eine nochmalige Besichtigung machte es mir sicher, daß daß erste Wort LVlML
lautet mit rundem, uneialen e L und zwischen zwei, in halber Höhe der
Buchstaben angebrachten Punkten steht. Hiernach scheint dies nur der Schluß einer
auf einem anderen Stein gestandenen Inschrift gewesen zu sein, wovon indessen
nichts zu bemerken ist. Die Stelle unseres Steines an den Grundmauern des
Thors spricht auch nicht dafür, daß er als bloßes Werkstück hier verwandt worden sei.
Der Baumeister des Burgthvres hieß also wohl XVKDU, mittelhochdeutsche
Form für den altdeutschen Namen Gundo oder Kundo. Die folgenden Buchstaben-
reste könnte man außer meinen bereits versuchten Erklärungen auch lesen als I4HD
nut Ligatur von II und U ( baeo) üffoeit). Zwischen diesen beiden Worten stehr
ein deutlicher Punkt, sodaß die Inschrift deren drei enthält.
Die beiden anderen noch auf der Wildenburg vorhandenen, von mir ebenfalls
bereits im Pf. Museum 1899 8. 148 erwähnten Inschriften stehen auf zwei ge-
trennten Bausteinen innen am Fenster des untersten Stockwerkes des Herrenhauses,
sind aber augenscheinlich erst nachträglich hier vermauert worden und waren ur-
sprünglich an hervorragenderer Stelle dieses Baues oder auch an einer Kapelle
darin, angebracht. Das betreffende Gebäude stand unter dem Schutz der Mutter-
gottes, daher der aus dem lateinischen Engelsgruß Uaria übersetzte Anruf:
0>VL NVBLI4. Er steht auf einen, 60 am langen und 20 em hohen Mauerstein,
der aber vornen kaum durch zugehanrue Buchstaben verloren haben kann, sodaß
man das erste Wort zu mittelhochdeutsch Frvwe (Frau) ergänzen dürfte, wie ich
früher gethan habe. Die zweite dieser Inschriften, gleichfalls in rohen lateinischen
Majuskeln, steht auf einem ebenso hohen aber nur 40 am langen Baustein und
lautet, wobei wir eine Ligatur durch einen Bogen über den Buchstaben, die Zeilen-
abteilung durch senkrechte Striche andeuten, so: LlilblDOI/ü NVK.1D ! Nldl - VDIckldbl -
411 'WL NIO11- Der erste war also Maurermeister, der zweite der Werkmeister
der Architekten oder Bildhauer des Gebäudes, wie ich seiner Zeit Herrn Näher für
seine Beschreibung der Wildeuburg, znr Berichtigung früherer falscher Erklärungen
dieser Inschriften mitgeteilt habe.
Den Namen der Wildenbnrg, beim Volk Wildenfels, urkundlich aber nur
Wildenberg zum wilden d. h. wüsten, oder auch von wilden Leuten bewohnten
Berg, die in den Odenwälder Sagen eine große Rolle spielen, habe ich im Pfälz.
Museum 1899 8. 182 von dem oberhalb des äußersten, gegen 30 Fuß tiefen Hals-
grabens gelegenen wilden Felsgeklüft hergeleitet, auf dem der Fürst von Leitungen,
als er 1803 in den Besitz der Gegend von Amorbach gelangt war, eine neue
Wildenburg errichten wollte.
Auch von den Heunen oder Honen, d. h. Hünen, allerhand Leuten der Vorzeit
(sogar Römer, vergleiche z. B. die Heunensäulen und den Heunenbrnnneu bei
Mainbullau) sind viele Oertlichkeiten benannt. So heißt der Benchener Berg,
südlich von Amorbach, beim Volk Hönenberg und auch an ihm, in, Zittenfelder
Thal, entspringt ein Hönen- oder Hennenbrunnen, dessen uralten Namen man jetzt
zu Siegfriedsbruunen umgetauft hat, weil sein Wasser ähnlich dem des Amors-
bruuuens wunderthätig sein und ein Drache in der dortigen Höhle gehaust haben
soll, wie ja Schlangen sich in der That gern in Felsen aufhalten. Doch nicht
genug damit, bestehen jetzt zu Amorbach sogar eine Siegfriedsallee, ein Siegfrieds-
bühl (der bisherige Galgenberg)/ und andere solche Namen, von denen das Volk
Auch waren sie ursprünglich dach wähl au verschiedeneu Teilen der Burg angebracht/
deren jeder einen anderen Bauherrn hatte.
Auch die von mir bereits im Pfalz. Museum van 1899 8. 148 und 182 mit-
geteilten Inschriften van daher enthielten/ wie gesagt, keinerlei Jahrzahl. Bei dem
verwitterten Zustand desjenigen Steines/ der beim Eintritt durch das erwähnte
Burgthor links unten sitzt, läßt sich zwar ein genaues Faesimile nur schwer wieder-
geben und man läuft Gefahr, natürliche Unebenheiten für Zeichen zu halten, allein
eine nochmalige Besichtigung machte es mir sicher, daß daß erste Wort LVlML
lautet mit rundem, uneialen e L und zwischen zwei, in halber Höhe der
Buchstaben angebrachten Punkten steht. Hiernach scheint dies nur der Schluß einer
auf einem anderen Stein gestandenen Inschrift gewesen zu sein, wovon indessen
nichts zu bemerken ist. Die Stelle unseres Steines an den Grundmauern des
Thors spricht auch nicht dafür, daß er als bloßes Werkstück hier verwandt worden sei.
Der Baumeister des Burgthvres hieß also wohl XVKDU, mittelhochdeutsche
Form für den altdeutschen Namen Gundo oder Kundo. Die folgenden Buchstaben-
reste könnte man außer meinen bereits versuchten Erklärungen auch lesen als I4HD
nut Ligatur von II und U ( baeo) üffoeit). Zwischen diesen beiden Worten stehr
ein deutlicher Punkt, sodaß die Inschrift deren drei enthält.
Die beiden anderen noch auf der Wildenburg vorhandenen, von mir ebenfalls
bereits im Pf. Museum 1899 8. 148 erwähnten Inschriften stehen auf zwei ge-
trennten Bausteinen innen am Fenster des untersten Stockwerkes des Herrenhauses,
sind aber augenscheinlich erst nachträglich hier vermauert worden und waren ur-
sprünglich an hervorragenderer Stelle dieses Baues oder auch an einer Kapelle
darin, angebracht. Das betreffende Gebäude stand unter dem Schutz der Mutter-
gottes, daher der aus dem lateinischen Engelsgruß Uaria übersetzte Anruf:
0>VL NVBLI4. Er steht auf einen, 60 am langen und 20 em hohen Mauerstein,
der aber vornen kaum durch zugehanrue Buchstaben verloren haben kann, sodaß
man das erste Wort zu mittelhochdeutsch Frvwe (Frau) ergänzen dürfte, wie ich
früher gethan habe. Die zweite dieser Inschriften, gleichfalls in rohen lateinischen
Majuskeln, steht auf einem ebenso hohen aber nur 40 am langen Baustein und
lautet, wobei wir eine Ligatur durch einen Bogen über den Buchstaben, die Zeilen-
abteilung durch senkrechte Striche andeuten, so: LlilblDOI/ü NVK.1D ! Nldl - VDIckldbl -
411 'WL NIO11- Der erste war also Maurermeister, der zweite der Werkmeister
der Architekten oder Bildhauer des Gebäudes, wie ich seiner Zeit Herrn Näher für
seine Beschreibung der Wildeuburg, znr Berichtigung früherer falscher Erklärungen
dieser Inschriften mitgeteilt habe.
Den Namen der Wildenbnrg, beim Volk Wildenfels, urkundlich aber nur
Wildenberg zum wilden d. h. wüsten, oder auch von wilden Leuten bewohnten
Berg, die in den Odenwälder Sagen eine große Rolle spielen, habe ich im Pfälz.
Museum 1899 8. 182 von dem oberhalb des äußersten, gegen 30 Fuß tiefen Hals-
grabens gelegenen wilden Felsgeklüft hergeleitet, auf dem der Fürst von Leitungen,
als er 1803 in den Besitz der Gegend von Amorbach gelangt war, eine neue
Wildenburg errichten wollte.
Auch von den Heunen oder Honen, d. h. Hünen, allerhand Leuten der Vorzeit
(sogar Römer, vergleiche z. B. die Heunensäulen und den Heunenbrnnneu bei
Mainbullau) sind viele Oertlichkeiten benannt. So heißt der Benchener Berg,
südlich von Amorbach, beim Volk Hönenberg und auch an ihm, in, Zittenfelder
Thal, entspringt ein Hönen- oder Hennenbrunnen, dessen uralten Namen man jetzt
zu Siegfriedsbruunen umgetauft hat, weil sein Wasser ähnlich dem des Amors-
bruuuens wunderthätig sein und ein Drache in der dortigen Höhle gehaust haben
soll, wie ja Schlangen sich in der That gern in Felsen aufhalten. Doch nicht
genug damit, bestehen jetzt zu Amorbach sogar eine Siegfriedsallee, ein Siegfrieds-
bühl (der bisherige Galgenberg)/ und andere solche Namen, von denen das Volk